Entscheidende Bruchlandung Hallescher FC - Preußen Münster: Hat der HFC seine Aufstiegschancen verspielt?

Halle (Saale) - Als Torsten Ziegner seine Kicker zusammenrief, da hatte er schon eine Ahnung. Auch wenn der Trainer des Halleschen FC nach dem 1:2 gegen Preußen Münster zunächst nur das eigene Ergebnis kannte, antizipierte er doch dessen Tragweite im Drittliga-Aufstiegsrennen.
In seiner zehnminütigen Ansprache mitten auf dem Feld des Erdgas Sportparks blickte er daher bereits Richtung neue Spielzeit. „Ich habe den Jungs gesagt, dass sie die erste Halbzeit als lehrreiche Erfahrung mitnehmen sollen, die uns in der kommenden Saison hilft. Auch wenn wir die Relegation nicht schaffen“, gab Ziegner später einen Einblick in seine Worte an die Mannschaft.
Konkurrenz hat Aufstiegs-Traum in Halle praktisch beendet
Da wusste er, dass die Konkurrenz ihre Pflicht tatsächlich erfüllt und damit den Aufstiegs-Traum in Halle praktisch beendet hat. Der zweite Platz und damit der direkte Aufstieg ist definitiv außer Reichweite. Zu Wiesbaden auf Relegationsplatz drei fehlen zwei Spiele vor Schluss vier Punkte. „Wenn wir realistisch draufgucken, sind die Chancen nur noch minimal“, sagte Ziegner. „Wir müssen beide Spiele gewinnen, brauchen dazu zweimal Hilfe. Bei der Qualität von Wiesbaden ist das unwahrscheinlich.“
Geschieht nicht noch ein mittelgroßes Fußballwunder, wird die großartige Saison des HFC also ohne Aufstieg in die zweite Liga enden. Weil Halle gegen Münster zum zweiten Mal in Folge nur zeitweise am Maximum seiner Leistungsgrenze spielte. Brach die Mannschaft beim Remis in Großaspach nach der Pause ein, war es diesmal die erste Halbzeit, die den Sieg kostete. „Da haben wir das Spiel verloren“, analysierte Ziegner. „Wir sind nicht in die Zweikämpfe gekommen, waren immer einen Schritt zu spät. So sind auch die Tore gefallen.“
Münster dominierte das Mittelfeld, kombinierte sich immer wieder fast ohne Gegenwehr vor das hallesche Tor und hätte bis zur Pause noch mehr als die zwei Tore durch Martin Kobylanski (13.) und Rene Klingenburg (32.) erzielen können. „Wir waren einfach nicht griffig, haben Münster zu viel Raum gelassen“, befand Sebastian Mai, der gegen seine Ex-Kollegen als einziger von Anfang an mit Biss dabei war.
Ziegner: „Aber es zieht sich durch die Saison, dass wir große Möglichkeiten nicht nutzen“
Der emotionale Antreiber war es dann auch, der in der zweiten Halbzeit die Hoffnung zurückbrachte. Nach einer Ecke setzte er sich in der 64. Minute am Rand der Legalität durch, köpfte zum 1:2 ein. Danach war der HFC im Spiel und hätte die Partie in der Schlussphase sogar noch drehen können. Aber Mathias Fetsch und Braydon Manu vergaben große Chancen.
„Die Jungs haben nach der Pause alles versucht, eine Reaktion gezeigt“, lobte Ziegner. „Aber es zieht sich durch die Saison, dass wir große Möglichkeiten nicht nutzen.“
Es ist der Hauptpunkt, der im Aufstiegsrennen wohl den Ausschlag gegen den HFC gibt. Mit großer taktischer Disziplin und enormem Laufeinsatz stellt das Team die zweitstärkste Defensive der Liga, spielt weit über den kühnsten Erwartungen. Für den Aufstieg ist die individuelle Qualität in der Offensive aber einfach nicht groß genug.
Der HFC braucht mehr Unterschiedsspieler, wie es am Samstag Preuße Martin Kobylanski mit einem Tor und einer Vorlage einer war. „In den wichtigen Situationen hat er zugeschlagen“, sagte Ziegner anerkennend. Das Bemühen des HFC um den Polen wird aber wohl ohne Erfolg bleiben, er visiert die Liga zwei an.
Neben den mangelhaften Vollstreckerqualitäten machte sich in der entscheidenden Saisonphase auch die fehlende Erfahrung der jungen Mannschaft bemerkbar. Immer wieder wackelte der HFC, wenn es darauf ankam, zeigte Nerven. „Nicht nur heute in der ersten Halbzeit, es gab noch viele andere Situationen, als es um den dritten Platz ging“, sagte Ziegner.
Er hofft, dass die Mannschaft daran wächst, die Erfahrungen in der kommenden Saison nutzt. Dann aller Voraussicht nach für einen neuen Anlauf in der dritten Liga. (mz)