HFC-Präsident im Interview Hallescher FC: Präsident Michael Schädlicher im Interview
Halle (Saale) - Das Drittliga-Derby zwischen dem 1. FC Magdeburg und dem Halleschen FC steht an diesem Wochenende zweifellos im Mittelpunkt. Doch hinter den Kulissen sortiert sich der rot-weiße Klub gerade neu.
Es geht um die Perspektive, um Ausrichtung und Ziele - worüber auch in einer Woche auf der Mitgliederversammlung heiß diskutiert wird. Über die Situation hinter den Kulissen sprach Christoph Karpe mit HFC-Präsident Michael Schädlich.
Herr Schädlich, Ihr Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung steht vor dem Verkauf. Setzen Sie sich beruflich zur Ruhe?
Michael Schädlich: Ich bin beim ISW einer von drei Gesellschaftern. Wir alle sind etwa im gleichen Alter. Ich bin nun 63 Jahre alt. Da macht man sich zwangsläufig Gedanken, wie man das Unternehmen für die Zukunft aufstellt. Wir suchen nach einer Lösung, wie man das ISW bestmöglich fortführen kann.
In der kommenden Woche verabschiedet der HFC eine neue Satzung - sofern die Mitglieder zustimmen. In der ist auch die Möglichkeit einer Hauptamtlichkeit des Vorstandes verankert. Sollten Sie aus dem ISW ausscheiden, werden sie dann ein bezahlter Angestellter des HFC?
Bestimmt nicht.
Ihr HFC-Vorstandskollege, Manager Ralph Kühne, hat zuletzt mit Aussagen verblüfft, der HFC sei gefordert, seine Nische im mitteldeutschen Fußball zu finden. Klingt wie eine Absage an Zweitliga-Ambitionen. Was sagen Sie?
RB Leipzig spielt Bundesliga und Champions League. Mit dem Magdeburger Zuschauerpotenzial können wir nicht mithalten, das räumt dem FCM sowohl kurzfristig als auch perspektivisch ganz andere wirtschaftliche Möglichkeiten ein. Aktuell müssen wir uns mit Chemnitz, Erfurt und Jena messen und vergleichen. Wir können mit unseren Gegebenheiten nur versuchen, attraktiven Fußball zu spielen und unser zweifellos vorhandenes Potenzial bestmöglich auszuschöpfen. Wir sollten so selbstbewusst wie realistisch sein: Vorrangig dürfen wir die dritte Liga und damit den Profifußball nicht aufs Spiel setzen. Und wer zu viel will, weil er denkt mit Macht die zweite Liga erreichen zu müssen, weil dort angeblich Milch und Honig fließen, kann mitunter auch böse überrascht werden. Beispiele gibt es zur Genüge und wir sind nicht angetreten, um als Hasardeure zweifelhaften Ruhm zu erlangen.
Heißt: Das Ziel zweite Liga steht nicht mehr?
Niemand würde sich gegen einen Aufstieg wehren. Aber wenn man die Realität darstellt, wird man schnell als Jammerer abgestempelt. Aktuell geht es in dieser Saison nach der Verletztenmisere darum, den Klassenerhalt möglichst zitterfrei zu sichern. Wenn alle Profis gesund wären, hätte der Kader die Klasse, im oberen Drittel mitzuspielen. Künftig wollen und müssen wir aber auch verstärkt Nachwuchs entwickeln.
Auf der Mitgliederversammlung werden die Zahlen des zurückliegenden Geschäftsjahres bis zum 30. Juni verkündet. Gibt es ein Minus, gar im Bereich von 500.000 Euro?
Die genauen Zahlen werde ich auf der Versammlung verkünden. Es werden moderat rote Zahlen im fünfstelligen Bereich sein. Ergo: Nicht annähernd in der kolportierten Höhe.
Ab Juli wurden neue Spieler verpflichtet, der Vertrag mit Sportdirektor Stefan Böger gegen Abfindung aufgelöst. Hat das die Situation verschärft?
Die Lage hat sich seit Juni nicht wesentlich verbessert. Wir stecken in einer wirtschaftlich schwierigen Situation - wie nahezu alle Drittligisten.
So stellt sich die Frage beinahe nicht, ob Stürmer Petar Sliskovic, der wohl bis Saisonende ausfällt, im Winter durch einen Neuen ersetzt wird?
Das ist nicht geplant - und die Notwendigkeit sehe ich auch nicht. Wir haben genug Qualitätsspieler - nur gerade nicht genug gesunde Offensivspieler.
Würden Sie die Derbys vermissen, falls es Magdeburg schaffen sollte aufzusteigen?
Sagen wir es mal so: Der Wettbewerb mit Magdeburg ist das Salz in der Suppe. Stiege der FCM auf, wäre die Suppe weniger schmackhaft - aber auch weniger heiß. Die Derbys bedeuten Emotionen, besondere Wahrnehmung, aber auch sicherheitstechnische Begleiterscheinungen verbunden mit Kosten, die man sich gern ersparen würde.
Wie geht das Derby aus?
Ich tippe grundsätzlich nicht.
(mz)