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HFC-Fanprojekt Hallescher FC: Konflikt um das HFC-Fanprojekt geht weiter

Von Christoph Karpe 26.07.2017, 10:03
Bengalos im HFC-Fanblock vor dem Spiel gegen Paderborn - das wird teuer für den Verein.
Bengalos im HFC-Fanblock vor dem Spiel gegen Paderborn - das wird teuer für den Verein. Eckehard Schulz

Halle (Saale) - Die Zeit in der Sommerpause vermochte die Gräben nicht zu schließen. „Wiegand raus!“ schallte es auch zum Saison-Auftakt des Halleschen FC durch den Erdgas Sportpark. Dazu hängten die Anhänger vor der Fankurve ein Banner mit einer Botschaft an Bernd Wiegand und der Forderung nach Transparenz auf.

Der Konflikt zwischen der Fanszene des Fußball-Drittligisten und Halles Oberbürgermeister schwelt also weiter. Immer noch geht es um die Ablösung von Steffen Kluge als Leiter des Fanprojekts im April, gegen die die Anhänger nach wie vor vehement protestieren.

Ärger um das HFC-Fanprojekt: Offener Brief der Fanszene

So kam vor dem Spiel des Halleschen FC gegen Paderborn erneut ein Offener Brief in Umlauf, in dem die Vertreter des rot-weißen Anhangs den aktuellen Status Quo aus ihrer Sicht schilderten. Kurzfassung: Ihre Aktivitäten sind eingestellt, eine Bildungsreise nach Rumänien, wie sie Fans fast jedes Jahr unternehmen - sie waren auch schon in Israel - wurde storniert.

Die Stadt habe ihrerseits inzwischen den 2012 gegründeten Fanbeirat, in dem unter anderem auch der Fußballverband, die Polizei und der Sportausschuss der Stadt vertreten waren, aufgelöst. Aus dem OB-Büro sei immer noch nicht auf Briefe geantwortet worden, in denen die Fans die Ablösung Kluges begründet haben wollten.

HFC-Fans wollen das Fanprojekt weiterhin boykottieren

Die Konsequenz: „Wir werden die Zusammenarbeit, welche sich ausdrücklich nicht persönlich gegen die Mitarbeiter des Fanprojektes richtet, auch weiterhin aussetzen.“ Das Fanhaus werde weiter boykottiert. Eine Ausweichimmobilie, wie sie die Szene aktuell sucht, habe sich als „finanziell nicht zu stemmen“ erwiesen.

Man werde sich zunächst anderweitig treffen und auch Fan-Märsche organisieren. Man sei dabei, eigene, neue Strukturen zu entwickeln. „Der steinigste Weg ist meist der beste“, hieß es abschließend. Unabhängig davon ist allerdings das „Fan-Radio“ bei den Spielen wieder live „on air“.

Auch die Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte übt Kritik

In den Protest gegen die mangelnde Kommunikation aus dem Rathaus stimmte kurz vor dem Saisonstart auch die Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG) ein, in der bundesweit fast 60 Leitstellen für Fanarbeit organisiert sind. Auch die in Halle. Also wurde gefordert, dass die Stadt „endlich ihre Verantwortung als Träger des Fanprojekts“ wahrnehme und „klar Position“ beziehen möge, „wie die Arbeit des Fanprojekts Halle wieder vollumfänglich möglich ist“.

Fanprojekt: Sechs Kandidaten für die Kluge-Nachfolge

Auch wenn dieser vollumfängliche Zustand kurzfristig schon wegen der Haltung der Fans unmöglich erscheint, hat das Rathaus nun doch reagiert und über die aktuelle Situation informiert. Zwei Bewerbungsrunden habe es gegeben. Sechs Kandidaten, die die Nachfolge von Kluge antreten wollen, sind sondiert. Die Bewerbungsgespräche sind abgeschlossen.

In dieser Wochen soll nun „ein gemeinsames Gespräch mit dem Kandidaten und Vertretern der Fanszene des Halleschen FC vereinbart werden“, ließ Oliver Paulsen, Koordinator des Fanprojektes, in einer Mitteilung wissen.

Kommt es zum Gespräch zwischen Stadt und HFC-Fans?

Und was, wenn die Fans die Kandidaten rundweg ablehnen - was zu erwarten ist? Auf dieses Szenario mag sich die Stadt noch nicht einstellen. Zunächst sei das Zusammentreffen und das gewünschte „Gespräch abzuwarten“, ließ das Rathaus auf MZ-Nachfrage wissen.

Auf jeden Fall soll die Kluge-Stelle „schnellstmöglich“ neu besetzt werden, was auch von „der Verfügbarkeit des Bewerbers“ abhänge. Außer der einen neuen Personalie - Uwe Stiesenow und Nicole Seifert bleiben - soll sich übrigens nichts ändern: Die Stadt möchte das Fanhaus an der Kantstraße auch künftig als Hauptquartier des Projekts behalten.

Auch, dass dieses eventuell in die Hände eines nicht-städtischen Trägers übergeben werden soll - anderswo sind Fanprojekte derart „ausgelagert“ - ist nicht geplant. Ein neuer Fanprojekt-Beirat soll übrigens Anfang August berufen werden.

Gab es eine Indiskretion von Steffen Kluge?

Zugleich gab es aus dem Rathaus inzwischen überraschend eine neue Begründung für die Ablösung Steffen Kluges. „Der ehemalige Leiter des Fanprojektes Halle war im April 2017 nach langjähriger Tätigkeit von seiner Funktion abberufen worden, nachdem er den Inhalt vertraulicher Personalgespräche in die Fanszene und verschiedene Gremien des DFB getragen hatte“, hieß es via Mitteilung.

Bisher hatte Bernd Wiegand beteuert, die Ablösung Kluges sei allein deshalb erfolgt, weil es üblich und sogar rechtlich gefordert sei, dass Rathaus-Mitarbeiter nach einer bestimmten Zeit auf einem Posten ein neuer Arbeitsbereich zugeteilt werden müsse.

Für Kluge gibt es keinen Weg zurück ins Fanprojekt

Kluge arbeitet jetzt in der Familienhilfe und betreut dabei unter anderem Migranten. Fest steht: Den Job als Chef des Fanprojekts, dessen Arbeit unter seiner Leitung sogar vom DFB ausgezeichnet worden war, wird er nicht zurück bekommen.

Doch dass die Fans einen neuen Leiter akzeptieren, gilt als unwahrscheinlich. Vielleicht nehmen sie das Gesprächsangebot der Stadt mit den Bewerbern wahr. Es wäre ein erster kleiner Fortschritt in dieser verfahrenen Geschichte, die die Fußballfans noch einige Zeit beschäftigen wird.

(mz)