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HFC-Kapitän im Interview Hallescher FC: Kapitän Klaus Gjasula: "Eine Perspektive wäre schon wichtig"

Von Martin Henkel 08.02.2018, 08:45
Klaus Gjasula fällt nicht nur wegen seines Kopfschutzes auf dem Feld auf. Er ist Kapitän und Führungsspieler beim HFC.
Klaus Gjasula fällt nicht nur wegen seines Kopfschutzes auf dem Feld auf. Er ist Kapitän und Führungsspieler beim HFC. Eckehard Schulz

Halle (Saale) - Klaus Gjasula ist nicht nur Kapitän des Halleschen FC, sondern auch unumstrittener Führungsspieler im Mittelfeld. Im Gespräch mit Martin Henkel sprach der 28-Jährige über die sportliche und finanzielle Situation des Vereins und über seine eigenen Zukunftspläne.

Was macht der Fuß, Herr Gjasula?
Klaus Gjasula: Dem Fuß geht es gut, er schmerzt nicht und meldet sich nur ganz selten. Ich bin sehr zufrieden.

Es ist fast zehn Monate her, dass Sie sich im Spiel gegen Magdeburg den Mittelfuß gebrochen haben. Nach dem 1:2 vor zehn Tagen in Jena fand ihr Trainer Rico Schmitt, die ungewöhnlich vielen Fehlpässe seines Kapitäns wären „sehr schmerzhaft“ gewesen. Sie haben entgegnet, noch nicht bei 100 Prozent zu sein.
Stimmt, ich bin noch nicht dort, wo ich voriges Jahr gewesen bin. Aber das soll keine Ausrede sein, ich war schlecht gegen Aalen und schlecht gegen Jena. In meiner Verfassung, auch wenn die noch nicht wieder top ist, hätte ich eindeutig besser sein müssen. Wenn ich einen Fehlpass spiele, dann kann da mein Fuß am wenigsten was dafür.

Wer dann?
Eher schon mein Kopf.

Sie machen eigentlich den Eindruck, als sei der kein so großes Problem.
Die meisten Fußballer sind Kopfmenschen. Ich auch. Ich hatte gute Aktionen und schlechte. Und die, die haften bleiben, sind die schlechten. Klar, ich bin schon eher der coole Typ, aber die Coolness war irgendwann weg. Man wird sauer, ärgert sich, das Problem wandert in den Kopf, plötzlich ist man unsicher – und Klaus Gjasula in der Formkrise.

Sie haben sich im Eiltempo da wieder herausgearbeitet und beim 1:0 gegen Osnabrück vorigen Samstag eine Leistung gezeigt, die ihr Trainer als „aufgeräumt“ bezeichnet hat.
Der Trainer hat in dem Spiel von Dreier- auf Viererkette umgestellt. Das ist uns zugute gekommen, wir waren sehr präsent im Zentrum und hatten guten Zugriff auf die Gegner.

Wenn Rico Schmitt meint, ihre Leistung sei „aufgeräumt“ gewesen, heißt das, Sie waren es vorher nicht?
Das müssen Sie den Trainer fragen.

Wie aufgeräumt sind Sie gerade?
(lacht) Alles ist in guter Ordnung und an seinem Platz.

Sie haben nur noch einen Vertrag bis zum Sommer. Es liegt der Verdacht nahe, dass die Anschlussoptionen Sie schon beschäftigen.
Klar macht man sich Gedanken darüber, wie es weitergeht.

In Halle oder woanders?
Was soll ich sagen? Das ist eine gute Frage. Ich weiß es nicht.

Sie sind jetzt 28. Wenn Sie doch noch mal höherklassig spielen wollen, dann müssen Sie es jetzt tun?
Wenn ich nochmal höher angreifen möchte und die Möglichkeit bestünde, dann müsste es diesen Sommer sein, ja. Das weiß ich.

Ist Platz bei Ihrem Bruder? Der spielt beim Zweitligisten Greuther Fürth.
Die müssen sich erstmal zusammenreißen, sonst spielen die kommende Saison gegen den HFC.

Hat der HFC mit Ihnen über eine Verlängerung gesprochen?
Wir haben uns Ende des letzten Jahres mal unterhalten. Aber jetzt ist so viel auf den Verein zugekommen, dass ich verstehen kann, wenn der erstmal wissen muss, mit welchem Etat er planen kann. Wir sind so verblieben, dass wir den Start der Rückrunde abwarten.

Den HFC plagt ein Finanzloch von fast 1,4 Millionen Euro. Wenn das nicht gestopft wird bzw. das auf Kosten des Etats für die kommende Saison geschieht, wird der Verein Ihnen vermutlich nahelegen, sich anderswo umzusehen. Sie gehören zu den Topverdienern im Kader.
Das muss er gar nicht, weil mein Vertrag ja ohnehin ausläuft. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der Verein mit uns Führungsspielern so umgehen würde. Jedenfalls hat er das bis jetzt nicht getan.

Was müsste passieren, dass Sie beim HFC bleiben?
Eine Perspektive wäre schon wichtig.

Der Aufstieg?
Ach, aufsteigen wollen in der dritten Liga gefühlt 14 Teams. Es bedeutet noch nichts, wenn ein Verein sagt: Jetzt aber. Es ist alles verdammt eng. Das Gros der Mannschaft müsste zusammenbleiben, das wäre ein Signal. Und ja, man müsste sich so verstärken, dass da in Sachen Aufstieg was geht. Ich habe nicht mehr so viele aktive Jahre und will die optimal nutzen.

Es ist jetzt Anfang Februar, das Team ist vom Tabellenkeller neun Punkte entfernt und vom Relegationsplatz 15. Wofür spielt der HFC in dieser Saison noch?
Wir wollen unsere Spiele gewinnen und auf einen einstelligen Tabellenplatz.

Kann die Mannschaft sich von der Gesamtsituation im Verein freimachen?
Ich finde, wir haben bislang ziemlich cool reagiert. Wir haben uns auf unsere Jobs konzentriert, sind mit sechs Punkten in die Rückrunde gestartet, und natürlich wollen wir helfen. Helfen in der jetzigen Situation können wir am besten, wenn wir Werbung für den Verein machen. Und Spiele gewinnen.

Wie ist das für einen Profifußballer, wenn es plötzlich heißt, in der Kasse fehlt ein Millionenbetrag. Sie haben etwas Ähnliches schon mal in Offenbach erlebt.
Da war es weit prekärer. Als ich kam, war der Verein insolvent. In der dritten Liga bist du darauf eingestellt, dass sich schnell was ändern kann. Ich denke, für die Verantwortlichen des Vereins ist das alles viel belastender. Plötzlich gibt es da nur noch ein Thema. Es geht um Geld, ums Sparen, um Ziele, die vielleicht neu definiert werden müssen. Und dann hast du ja noch eine Mannschaft, mit der du arbeiten musst. Verträge, die du vielleicht auslaufen lässt oder verlängerst. Aber vieles davon eben vor dem Hintergrund, dass Geld fehlt.

19 Verträge sind es momentan, die auslaufen, auch der des Trainers. Wie wahrscheinlich ist es, dass die Mannschaft zusammenbleibt?
Der HFC ist ja nicht zahlungsunfähig. Und noch ist Zeit, um was zu bewegen. Wir Spieler können also noch ein bisschen abwarten. Niemand ist auf der Flucht.

(mz)