Talent vor dem Durchbruch? Hallescher FC: Julian Guttau greift beim HFC die Startelf an
Bad Blankenburg - Torsten Ziegner sieht scheinbar alles. Und was er gerade sieht, gefällt ihm nicht. Der wenig präzise Pass von Julian Guttau bleibt dann auch nicht unkommentiert. „Sauber bleiben, Juli“, ruft der Trainer des Halleschen FC lautstark über den Trainingsplatz der Landesportschule in Bad Blankenburg. „Immer wieder konzentrieren.“ Die Ansage sitzt, die Zuspiele kommen besser.
Julian Guttau steht unter besonderer Beobachtung. Nicht nur bei der Passübung. Für den talentierten Offensivmann steht eine entscheidende Saison in der dritten Fußball-Liga an. Der 19-Jährige muss sich nach einem vielversprechenden Lehrjahr weiterentwickeln, neu behaupten. „Der Welpenschutz ist vorbei“, betont Ziegner nach der Vormittagseinheit. „Er muss sich jetzt als Teil des Teams beweisen.“
Ziegner über Guttau: „Der Welpenschutz ist vorbei“
Worte, die der Youngster später fast deckungsgleich widerspiegelt. „Das erste Jahr war zum Reinkommen“, sagt er nach dem Mittagessen. „Jetzt gilt es für mich, richtig Gas zu geben, mich in der Mannschaft zu etablieren.“ Guttau muss zeigen, ob er tatsächlich Drittliga-Format hat. Ob sich mit ihm mal wieder ein Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, ein echter Hallenser noch dazu, beim HFC festspielen kann. Was auch für Abwehrmann Niklas Kastenhofer gilt.
Viele Spieler haben es versucht, viele sind gescheitert. Ob Lukas Stagge, Martin Ludwig, Justin Neumann oder Pascal Pannier, sie alle haben den HFC nach vielversprechenden Ansätzen verlassen. Guttau bringt jedoch das größte Talent von allen mit. Er ist stark am Ball, hat ein gutes Gefühl für Raum und Pass, einen gefährlichen Distanzschuss. Dazu ist er im Offensivbereich auch noch flexibel einsetzbar.
All das hat er in seinem ersten Jahr, noch als 18-Jähriger, unter Beweis gestellt. Was Trainer Ziegner entlohnt hat - mit Einsatzminuten in 19 Ligaspielen, fünf Mal stand Guttau sogar in der Startelf. „Ich hätte nie gedacht, dass es so viele Einsätze werden. Ich wollte im Training Gas geben, vielleicht mal in den Kader rutschen“, ist Guttau überrascht. „Aber wenn ich gesund war, habe ich fast immer im Kader gestanden. Das war ein überragendes Jahr.“
HFC: Julian Guttau überzeugt in den Testspielen
Dieses erfolgreiche Lehrjahr war Ansporn. Den Sommer hat er fast komplett in seinen Sport investiert. „Ich habe nur kurz die Beine hochgelegt“, erzählt er. „Den größten Teil der Pause war ich in Halle, habe viel Fußball gespielt und im Fitnessstudio gearbeitet, um körperlich zuzulegen.“
In der bisherigen Vorbereitung hat er das gezeigt. Gäbe es eine Auszeichnung für den auffälligsten Spieler der Regiotour, Guttau hätte sie wohl gewonnen. 13 Tore erzielte er in den fünf Spielen, war mit Jonas Nietfeld und Sebastian Mai bester Schütze. „Ich war sehr zufrieden. Ich habe mich gut zwischen den Linien bewegt, konnte meine Pässe und Bewegungen zeigen, und vor dem Tor hat es auch gut geklappt.“
Julian Guttau: HFC traut seinem Talent sehr viel zu
Das Talent hat damit Eindruck hinterlassen. „Man merkt, dass er ein Jahr weiter ist“, sagt Trainer Ziegner. „Er macht viele Sachen nicht mehr so naiv.“ Aus guten Eindrücken folgen große Erwartungen. „Wir trauen ihm sehr viel zu, es wird spannend zu sehen, ob er sich gegen die starke Konkurrenz behaupten kann.“
Tatsächlich ist der Kampf um die Plätze beim HFC schärfer geworden. Gerade in der Offensive hat der Verein mit Dennis Mast, Jonas Nietfeld und Florian Hansch prominent verpflichtet. Und ist wohl auch nicht am Ende.
Ist da noch Platz für ein 19-jähriges Talent? „Der Konkurrenzdruck ist auf jeden Fall größer geworden, wir haben gute Jungs dazubekommen“, weiß auch Guttau und zeigt Biss: „Aber ich habe keine Angst und natürlich das Ziel, mich durchzusetzen.“ Da klingt er nicht wie ein Welpe.
(mz)