Hallescher FC Hallescher FC: HFC verpflichtet Offensiv-Allrounder aus Wolfsburg
Halle/MZ - Maik Wagefeld durfte sich am Dienstag komplett offenbaren. Es blieb ihm auch überhaupt keine andere Wahl. Der Kapitän des Halleschen FC wurde beim Auslaufen nach dem Nachmittagstraining förmlich mit Fragen gelöchert. Wie lange er schon hier spielt, welcher Teamkollege wie heißt, wo es überhaupt so langgeht im Verein. Am Vormittag schon war Toni Lindenhahn das Opfer der Fragestunde und musste sich über seinen Namen und dies und jenes befragen lassen.
Da war einer so richtig neugierig. Niemand geringeres als die Neuverpflichtung beim Drittligisten, der neue Hoffnungsträger für die zuletzt spärlich ausgestattete Offensive des Vereins. Sein Name: Akaki Gogia, genannt Andy.
"Akaki konnte niemand richtig aussprechen"
Natürlich durften auch Wagefeld, Lindenhahn und die anderen den Neuen mit Fragen überschütten. Eine davon wäre, warum er sich denn Andy nennt. „Den Namen hat mir mein Vater gegeben, als ich noch ein Kind war. Akaki konnte niemand richtig aussprechen und da hat es ihm irgendwann mal gereicht. “ Beim Nachnamen ist es schon einfacher. Gogia, gesprochen mit zwei G.
Also nannten sie in fortan Andy. Und dieser Andy unterschrieb am Dienstag einen Zweijahresvertrag beim HFC, zuvor stand er beim Erstligisten VfL Wolfsburg unter Vertrag, war aber zuletzt für zwei Jahre zum Zweitligisten FC St. Pauli ausgeliehen und brachte es dort auf immerhin 23 Einsätze. Zuvor durfte er beim FC Augsburg sogar für zwölf Spiele Bundesliga-Luft schnuppern.
Die Last, die auf Gogias Schultern lastet, könnte kaum größer sein. Die Mannschaft von Trainer Sven Köhler zeigte in der Offensive zuletzt noch nicht ausreichend Durchschlagskraft. Nun hofft der Coach auf Besserung. Manager Ralph Kühne spricht sogar davon, dass Gogia alle Offensiv-Positionen ausfüllen könne.
Andy Gogia ahnt, dass er unter Druck stehen wird, bleibt entsprechend bescheiden: „Ich will hier neu anfangen und werde tun, was ich tun kann. Mit Druck kann ich umgehen. Das gehörte schon immer zum Geschäft.“ Dafür nehme er auch in Kauf, dass es eine Etage tiefer geht. Von der zweiten in die dritte Liga.
In Halle ist der 1,77 Meter große Techniker übrigens kein Unbekannter. Zwar dürften sich nur wenige an ihn erinnern, aber Akaki Gogia spielte vor zwölf Jahren schon einmal in der Saalestadt. Als Neunjähriger begann seine Karriere beim FSV 67. Danach ging es über Hannover 96 in die Jugendschule des VfL Wolfsburg. Trotzdem, sagt er, sei alles neu für ihn. „Ich war ja nur kurz hier, an viel kann ich mich nicht mehr erinnern.“
"Ich will möglichst jede Woche einen Sieg"
Wie er es schaffen könnte, dass sie sich in Halle auch in Zukunft an ihn erinnern werden, zeigt Andy gern der ganzen Welt. Was er drauf hat, kann man zum Beispiel auf der Internet-Videoplattform YouTube bewundern. Dort ist ein Bewerbungsvideo hochgeladen für ein Spiel, das eine Fitnesskette gegen den FC Bayern veranstaltete. Das Video stammt aus dem Jahr 2009, da war Andy gerade 17 Jahre alt. Zu sehen ist ein Stadion irgendwo in Hannover. Im Hintergrund hämmern Hip-Hop-Beats. Andy, im gestreiften Pullover, zeigt, was er mit dem Ball drauf hat, dribbelt eine gefühlte Ewigkeit wie ein König, zur Not auch mit der Hacke oder dem Außenrist. Der Junge hat es drauf. Fragen überflüssig.
Wenn er die Kunststückchen bei seinem neuen Verein in Tore oder Vorlagen umsetzen kann, dürfen sich Wagefeld, Lindenhahn und die anderen wohl freuen. Für den Offensivallrounder Akaki Gogia steht die Qualität seiner Teamkollegen zumindest außer Frage: „Die Mannschaft ist gut, ohne Zweifel“, sagt er und hängt die Trauben gleich im nächsten Satz mal so richtig hoch. „Ich will möglichst jede Woche einen Sieg.“
Ob er dies am Freitag gegen RB Leipzig schon in die Tat umsetzten kann, ist derzeit noch fraglich. Sven Köhler ist zunächst noch vorsichtig: „Sicherlich ist Andy einer, der in die Startelf gehört. Mit Erfahrungen aus der ersten und zweiten Liga ist er dort für uns immens wichtig. Ob es schon am ersten Spieltag soweit sein wird, müssen wir abwarten.“ Alles brauche seine Zeit, aber Gogia, sagt Köhler, werde seine Chance bekommen.
Das Video auf YouTube endet übrigens in einem Fahrstuhl. Der junge Mann zaubert noch ein bisschen mit dem Ball, dann schließt sich die Tür und der Fahrstuhl fährt nach unten. Gogia hält den Daumen hoch und grinst trotzdem. Es muss nicht schlecht sein, mal eine Etage nach unten zu fahren.