HFC-Manager spricht Klartext Hallescher FC: HFC-Manager Ralph Kühne hält Aufstiegspläne für "Luftschlösser"
Halle (Saale) - Ausgangspunkt: Eine logische Frage angesichts von 19 auslaufenden Spielerverträgen zum Saisonende. Auch die Trainer stehen, Stand heute, im Sommer ohne Job da. Also: Gibt es aktuell Gespräche über Verlängerungen von Arbeitspapieren?
Adressat: Ralph Kühne. Der Manager des Halleschen FC verneint. Erst wolle man sich ins gesicherte Mittelfeld der dritten Liga vorarbeiten. Ans Eingemachte gehe es erst ab der Winterpause.
HFC: Manager Kühne will nicht mehr über den Aufstieg sprechen
Das Gespräch entwickelt sich dennoch bemerkenswert: Denn Kühne wirkt reichlich desillusioniert. Er sieht zunächst eine ganz andere Priorität: Der Manager fordert eine generelle neue Strategie-Linie. „Wir - Vorstand, Verwaltungsbeirat, Sponsoren, Mitglieder, Fans - müssen uns entscheiden: In welche Richtung soll es gehen?“, sagt Kühne. Und zwischen den Worten klingt durch: Man solle in Halle froh und stolz sein, überhaupt im Profifußball einen festen Platz erobert und behauptet zu haben.
Kühne wird noch deutlicher: Diskussionen, der Verein müsse möglichst bald aufsteigen, habe er satt. „Sprüche wie: ,In zwei Jahren spielen wir zweite Liga’ - da mache ich nicht mit“, sagt Kühne. Und er gibt sich konsequent. „Wenn andere meinen, sie kriegen das besser hin, dann sollen sie es machen. Es geht nicht um mich, es geht um den Verein“, sagt Kühne.
Hallescher FC: Ist Manager Ralph Kühne amtsmüde?
Das klingt amtsmüde. Auch wenn er sagt: „Nein, ich spreche nicht von Rücktritt.“ Er fügt aber auch an: „Alles ist vorstellbar.“ Ob das auch für seine Vorstandskollegen, Präsident Michael Schädlich und Vize Jörg Sitte, zutreffe, könne er nicht sagen. Doch wer weiß, wie eng das Triumvirat, das seit 16 Jahren amtiert, sein Schicksal miteinander verknüpft, ahnt: Wenn 2018 ein neuer Vorstand zur Wahl steht, könnte der HFC sein aktuelles Führungsgremium komplett verlieren.
Es sei denn, die Strategie-Diskussion, die Kühne nun vorantreiben will, bringt die von den Chefs gewünschten Einsichten - oder fördert neues Geld zutage. „Natürlich würde ich gern Manager eines Zweitliga-Vereins sein. Da spricht doch nicht das Geringste dagegen“, sagt Kühne, um dann ein Aber zu formulieren: „30 Kilometer weiter östlich gibt es ganz großen Fußball, im Norden will der FCM hoch in die zweite Liga. Wir sind gut beraten, unsere Nische zu finden. Luftschlösser zu bauen, nutzt nichts“, sagt Kühne. „Es kostet täglich viel Kraft, überhaupt den Profifußball in Halle zu sichern. Traditionsvereine wie Alemannia Aachen, der FC Saarbrücken oder Rot-Weiß Essen wären froh, wenn sie da wären, wo wir sind.“
Ralph Kühne: Beim HFC ist das Geld knapp
Als er dann auf die schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen zu sprechen kommt, mit denen sich der HFC regelmäßig herumschlagen muss, weiß der Manager sofort um den Reflex, den er damit auslöst: „Dann bin ich wieder der Jammerer.“ Ist ihm aber in dem seit einem Jahr aufgestauten Frust egal. „Die Vorwürfe aus dem Herbst 2016 haben mich geärgert, sind hängengeblieben.“
Damals war dem Vorstand aus dem Rathaus vorgeworfen worden, der HFC habe sich visionsfrei in Liga drei eingerichtet. „Wir haben uns beim Marketing neu aufgestellt, ein Sportdirektor wurde installiert. Aber alles muss bezahlbar sein. Ein Stefan Böger hat sich stets darüber geärgert, welchen wirtschaftlichen Zwängen er in seiner Arbeit unterlegen war“, spricht Kühne über den ehemaligen Sportchef, von dem sich der Verein vor der Saison getrennt hatte - was etwa 80.000 Euro Abfindung kostete. Geld, das nun fehlt.
HFC: Finanziell steht es „spitz auf Knopf“ beim Halleschen FC
Der HFC ist wirtschaftlich nicht in der Lage, das Ziel zweite Liga seriös angehen zu können. Die Finanzen seien „äußerst angespannt, keine Frage“. Konkret werden mag Kühne nicht. Den Mitgliedern sollen auf der Versammlung im Dezember die aktuellen Zahlen präsentiert werden. Doch ein Kühne-Satz ist vielsagend: „Wir gehen davon aus, dass es uns gelingt, die Saison durchzufinanzieren.“ Der Manager fügt an, es werde „spitz auf Knopf“.
Und weil eben alles so eng gestrickt sei, es der Vereinsführung dennoch gelingt, existenzielle Konstanz zu bewahren, wünscht sich Ralph Kühne auch mehr Wertschätzung. „Wir brauchen nach der Diskussion Klarheit, was wir für die Zukunft wollen.“ Ein Aufstieg, koste, was es wolle, ist mit ihm nicht zu erzwingen. (mz)