Fabian Baumgärtel Hallescher FC: Fabian Baumgärtel will mit dem HFC aufsteigen

Halle (Saale) - Fabian Baumgärtel hatte sich ein bisschen verkalkuliert. Das Treffen zum Interview musste der Linksverteidiger des Halleschen FC eine halbe Stunde verschieben. Das Mittagessen dauerte länger. Verwunderlich war das aber nicht, denn nicht nur Baumgärtel, sondern die halbe HFC-Mannschaft musste im Restaurant mit Speisen versorgt werden. „Wir gehen oft gemeinsam essen. Viele von uns wohnen in der Stadt nah beieinander, wir unternehmen viel zusammen“, erzählt Baumgärtel.
„Ich habe nicht gedacht, dass es so schnell so gut läuft“
Der 27-Jährige fühlt sich in Halle mittlerweile pudelwohl. Und das, obwohl seine Frau Nadine und sein eineinhalb Jahre alter Sohn Lenn gut zwei Autobahnstunden entfernt in seiner Heimatstadt Bamberg leben. „Meine Familie fehlt mir auf jeden Fall. Die Fernbeziehung ist eine neue Situation für uns“, sagt Baumgärtel, „aber im Moment läuft es im Fußball so gut, dass man sich darüber nicht zu viele Gedanken macht.“
Dass beim introvertierten Familienvater bislang kein Heimweh aufkommt, liegt insbesondere am guten Miteinander beim HFC. Er und zwölf weitere Zugänge mussten sich gemeinsam an das neue Umfeld an der Saale gewöhnen. Eine Situation, die erst recht zusammenschweißen kann. „Ich habe nicht gedacht, dass es so schnell so gut läuft“, gesteht Baumgärtel. „Ich wusste nach vier Jahren in Stuttgart ja auch nicht, was mich erwartet. Aber so, wie es im Moment läuft, ist das schon sehr gut.“
Erfolgsrezept Teamgeist
Die Entwicklung der HFC-Mannschaft ist in der Studentenstadt Halle wie bei den Erstsemestern. Auch die „Ersties“ müssen schnell mit einer neuen Umgebung und neuen Mitmenschen klarkommen. Und das funktioniert als Gruppe schneller als alleine. Beim Halleschen FC ging es mit der Eingewöhnung flott.
Auch, weil „Dozent“ Rico Schmitt ein ziemlich cooler Typ ist. „Ich beschreibe ihn immer als Entertainer. Egal, ob die Sonne scheint oder es regnet: Wenn du zum Training fährst, weißt du, dass du Spaß haben wirst und alles mit Begeisterung gemacht wird“, sagt Fabian Baumgärtel.
Es ist ein großes Lob für den Trainer. Und das gute Klima überträgt sich offenkundig auf den Platz. Seit sechs Partien ist der HFC ungeschlagen - so lange wie kein anderer Drittligist. Fabian Baumgärtel kommt das vertraut vor.
„Mittelmaß gibt es hier in Halle nicht mehr"
In der Saison 2014/15 mischte er mit den Stuttgarter Kickers die Liga auf. Die Schwaben hatte damals auch keiner auf der Rechnung. „Vom Teamgeist her war es da ähnlich wie hier in Halle“, sagt Baumgärtel. „Damals waren wir auch eine junge Mannschaft und haben viel zusammen gemacht. Das ist vergleichbar mit unserer Situation.“
Die Kickers spielten damals lange um den Aufstieg mit und schrammten nur knapp am Relegationsplatz vorbei. In Halle gibt es für Baumgärtel, der im März 2012 mit Greuther Fürth sieben Minuten Zweitliga-Luft schnuppern durfte, einen neuen Anlauf. Das Thema Aufstieg ist an der Saale zumindest kein Tabuthema mehr. „Dass Sportdirektor Stefan Böger die Wörter zweite Liga mal in die Medien gebracht hat, fand ich wichtig“, sagt Baumgärtel. „Das hat deutlich gemacht, Mittelmaß gibt es hier in Halle nicht mehr, wir wollen mehr.“
Signale verstanden
Den gestiegenen Ansprüchen wird der HFC derzeit gerecht. Und Baumgärtel trägt dazu bei. In Köln und gegen Zwickau bereitete er den Führungstreffer vor und legte gegen den FSV das vorentscheidende 2:0 per Freistoß nach. Mit zwei Toren und drei Vorlagen ist der Außenverteidiger der Topscorer im Team. „Angefangen mit dem Münster-Spiel, wo ich ihm eigentlich mal eine Pause geben wollte, hat er noch mal den Turbo eingelegt“, sagt Trainer Schmitt.
Nach der Niederlage in Großaspach Ende August sollte Baumgärtel eine Denkpause bekommen. Florian Brügmann war im Heimspiel gegen Münster als Linksverteidiger vorgesehen, verletzte sich aber bei der Erwärmung. Baumgärtel durfte doch ran, hatte aber den Wink des Trainers verstanden und machte prompt den 2:1-Siegtreffer. „Es war ganz gut, mal so einen Arschtritt zu bekommen, um sich wieder neu zu fokussieren“, sagt Baumgärtel rückblickend.
Seit Münster hat der HFC nicht mehr verloren. In der Tabelle sind es nur zwei Punkte zu einem Aufstiegsrang. Jetzt geht es erstmals zum SC Paderborn, einer individuell stark besetzten Mannschaft. „Wenn es bei denen läuft, können die jeden Gegner auseinandernehmen“, sagt Fabian Baumgärtel, „aber mit Einzelspielern gewinnst du in dieser Liga nichts. Und vom Teamgeist und der mannschaftlichen Geschlossenheit sind sie noch nicht so weit.“ Der HFC dagegen schon.