Magdeburg als Stimmungs-Killer Hallescher FC: Drei Gründe für die Niederlage im Derby beim FCM
Halle (Saale) - Dieser Tiefschlag zeigt Wirkung: Nach dem 0:1 im Sachsen-Anhalt-Derby beim 1. FC Magdeburg ist die Euphorie beim Halleschen FC erst einmal verflogen. Zwar ist der HFC nach der Niederlage als Tabellenzweiter noch immer mitten drin im Aufstiegsrennen. Doch herrscht nach nur einem Sieg aus den letzten fünf Partien erstmals in dieser bislang so erfolgreichen Saison eine leichte Krisenstimmung. In Magdeburg gab es vor allem drei Gründe für den Rückschlag.
Die Mentalität
Eigentlich sind es ja die aktiven Fans des 1. FC Magdeburg, die das Spiel nicht mehr als Derby bezeichnen wollen. Aber die Spieler des HFC wirkten während der 90 Minuten so, als würden sie sich der Idee nur zu gerne anschließen. Denn der ganz große Kampf blieb überraschend aus. „Wir konnten Magdeburg heute körperlich zu wenig entgegensetzen“, sagte Kapitän Jan Washausen über die fehlende Leidenschaft seines Teams.
Trainer Torsten Ziegner attestierte seiner Mannschaft sogar eine mentale „Abnutzung“ im Laufe der letzten Wochen: Man müsse in Sachen Laufbereitschaft und Zweikampfverhalten mehr Willen zeigen und fokussierter sein. Das lebte der FCM im Derby vor, und verdiente sich so den Sieg auch ohne fußballerische Glanzleistung. Nicht erst seit dem Derby ist klar: Ohne seinen „emotionalen Leader“ Sebastian Mai fehlt dem HFC etwas.
Die Mittelfeld-Zentrale
Eigentlich bilden Bentley Baxter Bahn und Björn Jopek zuverlässig und formstark den „Maschinenraum“ des HFC. Sie lenken das Spiel, variieren das Tempo und sorgen für Stabilität. Gegen den FCM erwischten beide keinen guten Tag. Auch Toni Lindenhahn konnte kaum Impulse setzen. Magdeburgs Jürgen Gjasula war klar der Chef in der Zentrale.
Und so lahmte das sonst so gefährliche Offensivspiel der Hallenser merklich. Fast nur Flanken segelten in den Magdeburger Strafraum, kaum mal wurde schnell kombiniert oder gefährlich gepasst. Das war leicht auszurechnen für die FCM-Verteidiger, die Terrence Boyd und Jonas Nietfeld so konsequent abmelden konnten. „Unsere beiden Stürmer hatten heute nicht eine Toraktion“, bemängelte dann auch Ziegner. Was aber vor allem daran lag, dass sie kaum mal freigespielt wurden.
Die Favoriten-Bürde
Seit nunmehr sieben Spieltagen hat ein Tabellenführer der 3. Liga nicht mehr gewonnen – zuletzt lag dies zwei Mal am Halleschen FC. Es wirkt, als würde die Favoritenrolle und die gesteigerte Erwartungshaltung das Team lähmen. Vom schnellen, begeisternden Fußball der Ziegner-Elf war am Samstag jedenfalls nichts zu sehen.
Eigentlich hätte der HFC voller Selbstvertrauen aufspielen können, doch das Gegenteil war der Fall. „Sehr wichtig ist, dass das Thema Tabellenführung erst einmal vom Tisch ist“, sagte dann Ziegner auch fast schon erleichtert nach der Niederlage. Denn in der Verfolgerrolle, immer knapp unterm Radar, glänzte der HFC bislang am häufigsten.
Bedenklich ist diese Entwicklung aber schon: Wenn Halle bereits am 14. Spieltag Nervenflattern bekommt, wie soll das dann erst im Endspurt des Aufstiegskampfs im Mai 2020 aussehen? Bis dahin muss Ziegner sein Team also vor allem mental stärker machen. Denn dass der HFC fußballerisch durchaus ein Aufstiegskandidat ist, hat er schon mehrfach bewiesen. Er muss es nur konstanter auf den Rasen bekommen.
(mz/bbi)