HFC-Heimsieg Hallescher FC: Die Erkenntniss aus dem Erfolg gegen Osnabrück

Halle (Saale) - Die Brandbergehalle ist eigentlich nichts für Fußballer. Das Mehrzweckgebäude wurde für Leichtathleten gebaut. Aber wo es draußen doch so knisternd kalt war, da fand sich auch für die Profis des Halleschen FC am Dienstagvormittag ein Plätzchen am unteren Ende der Sprintbahn. Nicht groß, aber es reichte, um einen Athletikkreis aufzubauen, mit dem Coach Rico Schmitt seiner Gewohnheit nach die winterlichen Arbeitswoche begann.
Man muss dazu wissen, dass diese Arbeitswoche für den Drittligisten lang ist. Sie mündet erst am Sonntag in die Partie bei der SpVgg Unterhaching, weshalb Schmitt seinen Kader am Dienstag erstmals seit dem 1:0 gegen den VfL Osnabrück beisammen hatte. Er stimmte ihn ein mit Lob für die „sehr konzentrierte, fokussierte Leistung“ und die erhoffte „positive Reaktion“ auf das vorwöchentliche 1:2 bei Carl-Zeiss Jena, „wo wir sehr fahrlässig mit unserem Erfolg umgegangen sind“.
HFC hat neun Punkte Vorsprung auf den Abstieg
Weiter hatte der Coach nicht viel zu tun, das Training für Bänder, Muskeln und Gelenke leiten Spezialisten. Aber Musik wummerte aus einer Box, Elektro, House, Techno. Also lief Schmitt zum Bedienungskasten für die Lichtschranke der Sprintbahn – und tanzte.
Federnd nahm der 49-Jährige die Beats auf und ließ sie in Oberkörper und Beine fließen. So bewegte sich der Coach selbstvergessen ein wenig die Hallenwand entlang. Er wirkte dabei nicht im Ansatz gelangweilt, war allerdings auch nicht über die Maßen ausgelassen, nur weil der HFC jetzt neun Punkte Abstand zum Abstiegsrang 18 besitzt. Auf diese Lesart jedenfalls bestand der Trainer später und verriet: „Ich tanze immer gern.“
Gute Gründe für Viererkette
Glauben musste man ihm das nicht. Also das mit dem Tanzen schon, aber nicht, dass es da keinen Zusammenhang gab zum Sieg am Samstag. Die Pleite gegen Jena hatte nämlich schon gesessen. Aber wenn der HFC-Coach etwas kann, dann ist es Nerven bewahren, auch keine zeigen - und schauen was geht.
Gegen Osnabrück bedeutete das: Systemwechsel, weg also von der Dreier- bzw. Fünferkette der letzten Wochen. „Weil mir relativ klar war, dass Osnabrück mit nur einer Spitze agieren wird“, erklärt Schmitt. Und fünf gegen einen – unsinnig. „Da ist zu viel Luft, es gibt zu viele Räume und du bist dadurch häufig zu passiv.“
HFC gegen Osnabück: Defensiv stabil und offensiv effektiv
Deshalb kehrte Schmitt zur Viererkette zurück, er stellte Tobias Müller ins Zentrum, holte zusätzlich Benjamin Pintol in die Startelf zurück und stellte Leihspieler Erik Zenga auf die linke Mittelfeldbahn, „um Osnabrücks offensive Abwehrspieler auf den Außen besser abfangen zu können“.
Doch was angesichts des zuletzt eher selten erprobten Systems so bemerkenswert war: Sein Kader stand so sicher wie schon lange nicht mehr. Osnabrück hatte in 90 Minuten eine Torchance. Halle zwar im Gegenzug nicht viele mehr, aber eine nutzte Marvin Ajani nach Vorlage von Zenga für den Siegtreffer (53.).
Es gibt so Spiele. Die gewinnen weder das Matchglück, noch Momentum oder Lauf, sondern die werden an der Taktiktafel entschieden. Und wenn es etwas gibt, dass dem HFC in den zuletzt recht turbulenten Zeiten ein wenig Stabilität verleiht, dann sind es Schmitts Können am Reißbrett und der Eifer, mit dem sein Kader die Systemwechsel bereit ist, umzusetzen. Alles sei gegen den VfL „wie aus einem Guss“ gewesen, sagt Schmitt, der seinem Kader schon zu Saisonbeginn den ersten Wechsel verordnet hatte. Er tauschte die Viererkette, die er wahlweise in einem 4-1-3-1 oder 4-3-3 spielen ließ, gegen eine flexible Fünferreihe, „weil wir nicht so in die Töppen gekommen sind“.
Rico Schmitts Lob für die Mannschaft
Der Zeitpunkt dafür war das Spiel in Karlsruhe. Der Kader war klein, die Auswahl dementsprechend begrenzt, „also brauchten wir einen neuen Impuls“. Plötzlich lief es, der HFC stabilisierte sich für eine Weile und verlor danach fünf Spiele lang nicht mehr. „Einen großes Kompliment an die Mannschaft“, sagt Schmitt. Dass sie das „so mitgemacht hat“.
Wie die Wochen danach zeigten, war allerdings auch das kein Allheilmittel. Doch das gibt es ohnehin nicht, nicht in der so ausgeglichenen Liga drei, und auch nicht bei den Verletzten und Gesperrten, die Schmitt immer wieder ersetzen musste. Worauf der Trainer aber weitgehend vertrauen kann, ist, dass ihm sein Team folgt, wie das VfL-Spiel zeigte. Wie weit und in welcher Formation gegen Unterhaching – das, so Schmitt, werde man sehen.
Weitertanzen aber ist das Gebot der Stunde. „Wir wollen unser Ding durchziehen und punkten.“
(mz)