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Er macht's wie Xabi Alonso Hallescher FC: Björn Jopek blüht beim HFC auf

Von Fabian Wölfling 17.10.2019, 09:33
Björn Jopek hat bisher sämtliche elf Ligaspiele über die volle Distanz absolviert.
Björn Jopek hat bisher sämtliche elf Ligaspiele über die volle Distanz absolviert. www.imago-images.de

Halle (Saale) - Einer hatte es schon früh geahnt. Gesehen, was aus dem jungen Fußballer Björn Jopek einmal werden könnte. Ein Sechser, der zwar kein großes Tempo, aber ein großes Gefühl für den Raum mitbringt. „Das war ein kluger Trainer in der A-Jugend von Union Berlin. Der hat mir prophezeit, dass ich einmal auf der Position lande“, erzählt Jopek, viele Jahre später, inzwischen als Profi des Fußball-Drittligisten des Hallescher FC.

Der Nachwuchscoach mit dem enormen Weitblick gab dem Talent auch einen praktischen Rat mit auf den Weg. „Er hat mir gesagt, dass ich mir Nuri Sahin oder Xabi Alonso anschauen soll“, sagt Jopek. „Die hatten genau wie ich weniger Tempo, konnten aber viele Räume vorher erkennen.“

Björn Jopek ist am Samstag wohl HFC-Kapitän

Tatsächlich ist es diese Rolle, als raumdeutender Sechser, der einer Mannschaft defensiven Halt und offensive Struktur gibt, die Jopek inzwischen beim HFC ausfüllt. Und das derart gut, dass er sämtliche Ligapartien voll absolviert hat. Der 26-Jährige ist ein entscheidender Faktor der bisher so starken Saison des Tabellenzweiten. Beim Spiel in Mannheim am Samstag könnte er den HFC sogar als Kapitän aus Feld führen, wenn neben dem verletzten Sebastian Mai auch der zuletzt gegen Zwickau schwache Jan Washausen nicht spielt.

Dass Jopek derart aufblüht, ist das Resultat eines Reifeprozesses und des richtigen Trainers. Bevor er im Sommer 2018 nach Halle kam, war er ein Zweifelnder, der nach formidablen Beginn bei Union Berlin seinen Platz im Profifußball nicht mehr so recht finden konnte. Ein Jahr Bielefeld, ein Jahr Chemnitz, ein Jahr Würzburg. So las sich die Vor-Halle-Bilanz. „Ich konnte nie kontinuierlich arbeiten, hatte ständig neue Trainer“, sagt Jopek. „Wenn du jedes Jahr wechselt, bis du unsicher, spielst unnötige Fehlpässe.“

Es brauchte Vertrauen und die richtigen Impulse, um den technisch begnadeten Linksfuß wieder in die Spur zu bringen. Genau das bekam er in Halle von Torsten Ziegner. „So eine Art von Trainer musste mir passieren“, sagt Jopek. Der 41-jährige Coach vertraute dem Mittelfeldmann nicht nur, er forderte ihn, formte ihn.

Björn Jopek lernte die Wettkampfhärte erst in Halle

„Die Zwei- und Wettkampfhärte, auch mir selbst gegenüber, habe ich erst hier gelernt. Das hätte ich gern früher in meiner Karriere gehabt.“ Auch an seiner Körpersprache hat Jopek gearbeitet, wirkt auf dem Platz nicht mehr so negativ, versucht seine Mitspieler anzutreiben, zu leiten. Und hat sich damit zum perfekten Mann für die Rolle als defensivster Mittelfeldmann entwickelt.

War er in der vergangenen Saison oft noch offensiver aufgestellt, mit Washausen als Abräumer an seiner Seite, ist Jopek nun selbst das Sicherheitsnetz vor der Abwehr. Und genau dort gelandet, wo ihn sein A-Jugend-Trainer irgendwann sah. Kein selbstverständlicher Prozess, wie Jopek zugibt. „Ich habe erst jetzt so langsam verstanden, was mein Trainer damals gemeint hat“, gibt er zu. „Das kam erst mit Erfahrung, der Spielpraxis und dem Selbstvertrauen.“

Die Umstellung vom Spielmacher, zum absicherenden Organisator brauchte Zeit. „Kopfballduelle kannte ich vorher gar nicht“, sagt Jopek, nur halb im Scherz. Aber er hat die Rolle angenommen und mit eigener Note versehen. Er ist kein Abräumer wie Washausen. „Ich interpretiere es spielerischer, versuche lieber vorher im Raum zu stehen, als die Situation mit einer Grätsche zu lösen.“ Seinem ehemaligen Nachwuchstrainer dürfte das gefallen. (mz)