HFC-Talent verdrängt Kapitän Washausen Hallescher FC: Antonios Papadopoulos verdrängt Kapitän Washausen im Mittelfeld
Halle (Saale) - Die Szene war irgendwie symptomatisch: Nicht einmal der Torschütze bekam Platz, sich in seiner unbändigen Freude bis zum Ende austoben zu können. Schon war der „Polizist“ da und rang Jubelflitzer Terrence Boyd auf den Boden. An Antonios Papadopoulos kam eben am Samstag keiner vorbei.
Weder sein Teamkollege, der gerade das entscheidende 1:0 gegen den MSV Duisburg erzielt hatte, noch die jeweiligen Gegenspieler. Immer wenn die „Zebras“ durch die Zentrale des Spielfeldes in Richtung HFC-Strafraum drängten, warf „Papa“ sein Lasso aus, um sie einzufangen. Eines aus Stacheldraht noch dazu.
Antonios Papadopoulos: Rustikaler Abräumer beim HFC
Wo Papadopoulos eingreift, kann es schmerzhaft werden - so rustikal erledigt der 20-Jährige seinen Job als „Sechser“ vor der Innenverteidigung. MSV-Star Moritz Stoppelkamp bekam das zu spüren. Einmal abgesehen von jener Situation in der 53. Minute, in der der elffache Saison-Torschütze Sebastian Mai entwischt war und dann den Pfosten getroffen hatte. Sonst war der ehemalige Bundesliga-Profi gut bewacht.
Sehr zur Freude von Torsten Ziegner. „Papa hat das sehr, sehr gut gemacht auf der Position - nicht nur gegen Moritz Stoppelkamp“, lobte der Trainer. „Beeindruckend ist, dass er entschlossen spielt und sich keine Gedanken über mögliche Fehler macht.“
Allerdings hat der Trainer auch registriert: „Er bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen gesunder Härte und Foulspiel.“ Wie hatte Papadopoulos bei seiner Vorstellung im Sommer gesagt?: „Ich sehe meine Stärken schon in der Defensivarbeit und tue den Gegenspielern auch mal weh.“ Vier Gelbe Karten hat er bereits eingesammelt.
Antonios Papadopoulos mit schwankenden Leistungen im Saisonverlauf
Aber verdenken mag dem jungen Mann niemand seine hochgradige Motivation. Erstens saß gegen Duisburg wieder die Familie auf der Tribüne im Erdgas Sportpark. Da möchte man glänzen. Und zweitens will „Papa“ seinem Coach unbedingt zeigen: Ich bin wertvoll.
Einen Hinweis darauf gibt auch die Saison-Statistik. Neun Mal durfte der Zugang von Absteiger Aalen bisher mitwirken. Vier Mal stand er in den letzten sechs Spielen in der Anfangsformation - nicht immer auf seiner Lieblingsposition. In jenen vier Spielen holte der HFC zehn Punkte (4:0 in Mannheim, 3:3 gegen Meppen, 3:0 in Jena, 1:0 gegen Duisburg). G
egen Magdeburg wurde Papadopoulos spät eingewechselt, gegen 1860 München nicht. Beide Partien gingen bekanntlich 0:1 verloren. Danach schlug wieder Papas Stunde, der gegen Meppen wahrlich als Innenverteidiger nicht geglänzt hatte (Kicker-Note 4,5).
HFC: Papadopoulos läuft Kapitän Washausen den Rang ab
„Aber wir müssen jungen Spielern auch mal zugestehen, dass sie Fehler machen“, ist Ziegners Devise. Und weil Jan Washausen, der lange verletzte Kapitän, eben bei den beiden letzten Pleiten keineswegs überzeugt hatte, bekam Papadopoulos seine neuerlichen Chancen. Keine Frage: Er hat sie genutzt.
Die Zeichen im defensiven Mittelfeld stehen auf Wachablösung. Der elf Jahre jüngere Antonios Papadopoulos, der auch überlegt hatte, Polizist zu werden, hat Routinier Washausen gerade den Rang abgelaufen. Und wenn der Deutsch-Grieche gegen Duisburg in der Spieleröffnung, bei seinen Pässen in Richtung der Spitzen ein wenig präziser gespielt hätte, er wäre wohl diesmal der beste Mann beim HFC gewesen. Aber Ziegner ist bereit, ihm diese Fehler im Übermut zu verzeihen.
Denn eines bemängelte der Trainer nach der Partie gegen den Spitzenreiter: „Uns hat es in der Offensive an Mut gefehlt. Wir hatten wohl Angst, Fehler zu machen und dadurch das Spiel zu verlieren“, hatte Ziegner nach dem Sieg, der den HFC nun auf den zweiten Tabellenplatz geführt hat, angemerkt. Mangelnder Mut - Antonios Papadopoulos ist von diesem Vorwurf freigesprochen. (mz)