"Halle ihr Zigeuner" "Halle ihr Zigeuner": Cottbuser Fans skandieren Schmähgesänge

Cottbus - Die Spielstätte des FC Energie Cottbus heißt Stadion der Freundschaft. Doch spätestens als Schiedsrichter Steffen Brütting im Ostderby gegen den Halleschen FC (1:2) in der Nachspielzeit die Rote Karte zückte, wurde es ungemütlich im Cottbuser Rund. José Matuwila hatte nach seinem Einsteigen gegen Sebastian Mai den Platz verlassen müssen (90.+3). Eine durchaus fragwürdige Entscheidung.
Der Zorn des Cottbuser Fanblocks richtete sich gegen den Referee ebenso wie gegen den HFC. Dabei skandierten Teile des Cottbuser Anhangs auch diskriminierende Äußerungen. „Halle, ihr Zigeuner”, schallte es durch das Stadion der Lausitzer. Der Kontrollausschuss des DFB prüft nun den Vorgang.
Energie Cottbus und die „Zigeuner“-Sprechchöre
Die antiziganistischen Äußerungen kommen nicht von ungefähr. Im Mai nach dem Aufstieg von Energie hatten sich Cottbus’ Spieler und Trainer Claus-Dieter Wollitz bei der Pressekonferenz in Gesängen als Zigeuner bezeichnet. „Trainer, du Zigeuner“, sangen die Spieler. „Spieler, ihr Zigeuner“, antwortete Wollitz. Videos von der Szene machten bundesweit Schlagzeilen.
Der Coach hatte sich damals für seinen „Fauxpas“ entschuldigen müssen. Das geschah aber nur halbherzig. „Wir wollten damit niemand beleidigen oder diskriminieren“, sagte Wollitz der Lausitzer Rundschau. „Wir haben uns damit gegenseitig auf den Arm genommen. Aber in der Öffentlichkeit hat so ein Gesang nichts zu suchen.” Der problematische Tenor: Öffentlich ist das politisch nicht korrekt, intern geht das schon.
Energie-Trainer Wollitzt tobt an der Außenlinie
Dass der Schmähgesang nun von Cottbus’ Fans aufgegriffen wird, zeigt, welche Vorbildwirkung Profi-Fußballer und -Trainer haben. Dieser Wirkung sollte sich Wollitz auch bewusst sein, wenn er wie gegen den HFC nach Schiedsrichterentscheidungen im laufenden Spiel auf das Feld springt und wütet wie Rumpelstilzchen oder Halles Spieler Bentley Baxter Bahn vor der Ausführung eines Freistoßes an der Seitenlinie belegt und damit stört.
Nach der Niederlage gegen Halle beschwerte sich Wollitz auf Nachfrage zur Leistung des Referees über mangelndes Fingerspitzengefühl, wenn Emotionen im Spiel sind. „Du musst dich so zusammenreißen, so zurückhalten, dass du nicht permanent auf die Tribüne fliegst. Das geht auch den Spielern so”, sagte der Trainer. „Wenn Sie noch einen Ton sagen, fliegen Sie runter”, sei die ständige Ansage der Schiedsrichter, so Wollitz. „So werden wir permanent begleitet.”
Immerhin war der 53-Jährige nach Spielschluss wieder besänftigt, gratulierte Halle fair zum Sieg und betonte, dass Cottbus’ Niederlage nichts mit der Leistung des Unparteiischen zu tun habe. „Halle hat 98 Minuten gespielt, Cottbus nur 68 Minuten”, sagte er. „Wir hatten keinen Zugriff, keine gute Ordnung, zu einfach Ballverluste. Halle hatte mit den beiden Stürmern und im Zentrum eine bessere Organisation.” (mz)