Fußball-Oberliga Fußball-Oberliga: Die jungen Wilden des HFC II zeigen sich

halle/MZ - Er war der Erste, der vor dem Spiel aus der Kabine kam. So, als sei er besonders heiß auf die Partie. Dann stellte er sich aber nicht auf den Rasen, sondern an die Seitenlinie und schaute nur zu. Es war Babu Sylla, der Neuzugang des Halleschen FC II, der im Sommer aus Mali nach Deutschland gekommen war. Der talentierte Fußballer wartet immer noch auf seine Spielberechtigung. Und natürlich hätte er bei der Oberliga-Partie gegen den SSV Markranstädt gern mitgewirkt. Doch am Sonntag machte schon das Zuschauen Spaß: Der HFC-Nachwuchs fegte den Vorjahres-Dritten mit 4:0 vom Feld.
Auch ohne ihr großes Talent übernahmen die Hallenser von Beginn an die Spielkontrolle und konnten sich über Standardsituationen erste Möglichkeiten erarbeiten. Eine Standard führte folgerichtig auch zum Führungstreffer: Ein Eckball wurde in den Rückraum gespielt, Marvin Römling zog ab, der abgefälschte Schuss landete vor den Füßen von Mustapha Amari und der netzte frei vor dem Tor stehend ein (7.). HFC-Trainer Stephan Blank zeigte sich nach dieser gelungenen Eckball-Variante sichtlich zufrieden: „Natürlich üben wir solche Sachen ein.“
Der Treffer gab den Gastgebern Sicherheit, Fabian Hanetzog und Chris Reher per Fallrückzieher hatten weitere Chancen. Die Markranstädter wurden erst nach zwanzig Minuten etwas gefährlicher. Dawid Krieger, einst beim 1. FC Magdeburg, vergab die erste Möglichkeit für den SSV.
Kurz vor der Pause zog der HFC II den Gästen aber mit zwei weiteren Treffern dann sprichwörtlich den Zahn: Erst fälschte SSV-Innenverteidiger Robert Zickert eine flache Hereingabe ins eigene Tor ab (40.), dann zeigte sich Chris Reher nervenstark vor dem Markranstädter Schlussmann Tom Berger (44.).
Sieg gegen die Ex-Kollegen
Und in der zweiten Halbzeit setzte Reher nach Zuspiel von Fabian Hanetzog noch einen drauf: 4:0 (65.). Kurz vor Schluss wurde er dann gegen Alexander Koch ausgewechselt und durfte sich feiern lassen. „Ein Stürmer ist dafür da, Tore zu machen“, kommentierte er seine Leistung nach der Partie fast schon nüchtern. Doch seine Freude über die zwei Tore war ihm sichtlich anzumerken. Stefan Blank hob dagegen vor allem die mannschaftliche Geschlossenheit hervor: „Wir haben vorn gut zugemacht, das war der Grundstein. Der Sieg ist auch in der Höhe verdient.“ Wobei seiner Mannschaft natürlich die krassen Abwehrfehler der Markranstädter zu Gute kamen.
Es war gewiss ein besonderer Sieg für die Hallenser. Denn in der Startformation der Gästemannschaft spielten mit Stefan Ronneburg und Marcel Nüchtern zwei ihrer Ex-Kollegen. Und zur Pause wurde mit Michael Preuß gar ein ehemaliger Spieler der ersten HFC-Mannschaft eingewechselt. Man merkte vielen der 155 Zuschauern, die sich im Nachwuchsleistungszentrum Sandanger eingefunden hatten, durchaus Schadenfreude an. Denn Preuß war nach einer durchwachsenen letzten Spielzeit nicht gerade der Liebling der Fans.
Die neue HFC-Mannschaft spielte sich hingegen sofort in die Herzen der Anhänger. Sie war auch nicht in besonderem Maße mit Spielern aus der ersten Mannschaft verstärkt worden: Einzig Torwart Franco Flückiger und der nach seiner Marktplatz-Prügelei begnadigte Linksverteidiger Robert Schick rückten aus dem Drittliga- in den Oberliga-Kader. Nein, es waren die jungen Spieler wie Chris Reher, die auf sich aufmerksam machten. „Sven Köhler hätte heute hier sein müssen“, lachte er nach dem Spiel. Bedarf an treffsicheren Offensivkräften besteht bei der Ersten allemal.
„Motivierter als die Gegenspieler“
Zu den jungen Wilden gehört auch Babu Sylla, der eigentlich noch für die A-Jugend spielen könnte. Auch wenn er nur zuschauen durfte, freute er sich mindestens genauso sehr wie seine Mitspieler über den Erfolg: „Wir haben Druck nach vorn gemacht und die Torchancen genutzt. Zudem waren wir motivierter als die Gegenspieler“, sagte er zu seinen Beobachtungen.
