Fanprojekt Halle bekommt Hirsch-Preis Fanprojekt Halle bekommt Hirsch-Preis: Lehrreiche Reisen in die Geschichte
Halle (Saale) - Manchmal stand Steffen Kluge einfach ein paar Meter abseits und beobachtete. Seine Reisegruppe staunte. „Man konnte oft sehen, wie es in den Köpfen arbeitete“, blickt der Leiter des Fanprojektes Halle auf den einwöchigen Ausflug Anfang Juni nach Israel zurück. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus wurden dort besichtigt. Bis zu sechs Stunden nahmen sich die 20 Fußballfans aus Halle, Erfurt und Leipzig dafür täglich Zeit. „Da waren sehr emotionale Momente dabei“, erzählt Steffen Kluge. „Das ging unter die Haut.“
Umdenken bei den Ultras
Bereits zum dritten Mal innerhalb der vergangenen zwei Jahre organisierten Kluge und sein Team des Fanprojektes Halle eine Reise nach Israel. Auch Ausflüge zur Gedenkstätte nach Auschwitz standen immer wieder auf dem Programm. „Wir können den Leuten viel erzählen, aber das bringt manchmal wenig“, meint Kluge. „Es ist eine gute Herangehensweise, Menschen direkt mit der Geschichte zu konfrontieren. Das ist eine unserer Hauptaufgaben, gegen Rassismus und Antisemitismus vorzugehen.“
Dafür wird das 2006 gegründete Fanprojekt Halle vom Deutschen Fußball-Bund mit einer renommierten Auszeichnung geehrt: Im Rahmen des Europameisterschafts-Qualifikationsspiels der deutschen Nationalmannschaft am 11. Oktober in Leipzig gegen Georgien dürfen sich die Verantwortlichen über die Verleihung des Julius-Hirsch-Preises freuen. Hirsch war einst deutscher Nationalspieler, Jude und wurde 1943 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet.
Signal gegen Ausgrenzung und Rassismus
„Der Fußball in Deutschland setzt mit der jährlichen Verleihung des Julius-Hirsch-Preises ein klares Signal gegen Ausgrenzung und Rassismus“, sagt DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. „Diese Aufgabe verliert nie an Bedeutung, sie bleibt immer aktuell.“
Das sieht auch Steffen Kluge so. Deshalb setzt er sich voller Herzblut für das Streetwork Projekt ein. Der 46-Jährige gibt zu, dass „wir in der Vergangenheit durchaus Probleme mit Rechten hatten, aber inzwischen haben sie bei uns keine Bühne mehr. Da hat auch bei den Ultras ein Umdenken stattgefunden.“ Dank zahlreicher Debatten und Aktionen - und vor allem der Reisen zu den Gedenkstätten.
Nach dem Juni-Ausflug nach Israel veranstaltete das Fanprojekt einen Informationsabend im Fan-Haus. 80 Anhänger erschienen und lauschten den Berichten der Reisenden. „Wir waren mit sehr aktiven Fans in Israel, die eine Vorbildwirkung haben“, erzählt Steffen Kluge. „Die Reisenden dienen als Multiplikatoren.“ Indem sie das Erlebte, das neu erlangte Verständnis für die Geschichte und andere Kulturen weitergeben.
Viele neue Ideen
Kluge rechnet mit 7.000 Euro, die mit dem Gewinn des Hirsch-Preises verbunden sind. Das lässt ihn strahlen. Denn neue Projekte sind geplant. „Es gibt viele Ideen“, verrät Kluge. Der nächste Reisetermin: Am 11. Oktober holt sich das Fanprojekt-Team seinen Preis ab. Dann geht die Arbeit weiter. „Wir befinden uns in einem langen Prozess, der noch längst nicht beendet ist.“ Und trotzdem: Das Fanprojekt Halle hat schon viel erreicht. (mz)
Informationen zum Fanprojekt Halle gibt es im Internet unter: www.fanprojekt-halle.de