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Ein Blick in die Glaskugel Ein Blick in die Glaskugel: Wie sich der HFC in der Rückrunde schlägt

Von Benjamin Binkle 03.01.2018, 06:00
Auf der (vergeblichen) Suche nach dem zweiten Sieg in Folge: Halles Marvin Ajani (l.) und Stefan Kleineheismann.
Auf der (vergeblichen) Suche nach dem zweiten Sieg in Folge: Halles Marvin Ajani (l.) und Stefan Kleineheismann. imago sportfotodienst

Halle (Saale) - 2017 war ein gruseliges Jahr für den Halleschen FC. Aber wird es sportlich 2018 besser. Ein nicht ganz ernst gemeinter Blick in unsere Glaskugel.

Januar 2018

Neues Jahr, neues Glück. Beim Trainingsstart des HFC betont Trainer Rico Schmitt, man wolle 2017 schnell vergessen und jetzt wieder positiv nach vorne schauen. Neuzugänge gibt es nicht, aber Benjamin Pintol meldet sich nach langer Pause zurück, das macht Mut. Weniger Mut macht, dass sich gleich beim Warmlaufen der nächste Profi verletzt.

Weil der HFC nach der Trennung von Bernd Jayme ohne Torwarttrainer dasteht, übernimmt Michael Netolitzky, eigentlich Keeper Nummer drei, die Aufgabe provisorisch. Die Vorbereitung verläuft vielversprechend, gegen Cottbus gibt es einen klaren Testspielsieg. Aber leider holt sich der nächste Spieler eine Wadenverletzung und muss pausieren.

Vor dem ersten Pflichtspiel rät Netolizky Cheftrainer Schmitt: „Stell den Netolitzky auf, das ist der beste Keeper, den ich je trainiert habe!“ Das tut der etwas verwunderte Schmitt aber nicht, Tom Müller bleibt die Nummer eins. Der VfR Aalen wird zum Auftakt souverän mit 2:0 aus dem Erdgas Sportpark heimgeschickt. Ein Hauch von Euphorie weht durch das Stadion. „Das ist unser Gesicht 2018“, sagt Doppel-Torschütze Mathias Fetsch anschließend euphorisch: „Jetzt müssen wir nachlegen!“

Mit schlotternden Knien reist er HFC eine Woche später nach Jena. Ein Ostderby! Und dann auch noch nach einem eigenen Sieg! Entsprechend gibt es ein unglückliches 0:1, damit alle Serien halten. „Das war ein schwerer Rückfall nach 2017“, ärgert sich Fetsch.

Februar 2018

Der HFC ruft in den Sozialen Netzwerken die Mission „zwei Siege in Serie“ unter dem Hashtag #ZweiMalistkeinMal aus. Die Fans warten aber weiter: Sieg, Niederlage und Unentschieden wechseln sich in schöner Regelmäßigkeit ab. Weil das Personal durch Verletzungen immer knapper wird, bekommen die Youngster ihre Chance. Pascal Pannier darf bei Wehen Wiesbaden ran, weil Klaus Gjasula eine Gelbsperre absitzt – und nutzt seine Chance. Beim 2:2 gegen Karlsruhe setzt sich Fetsch mit einem Doppelpack an die teaminterne Torschützenliste.

Mit Spannung wird das Viertelfinale im Landespokal gegen den 1. FC Magdeburg erwartet. Für den HFC das „Spiel des Jahres“, für den FCM eine lästige Pflichtaufgabe auf dem Weg in die 2. Bundesliga. Halle fightet den Rivalen nieder: Martin Röser erzielt mal wieder das 1:0, später sorgt der eingewechselte Braydon Manu für die Entscheidung – Ekstase im Erdgas Sportpark, zumindest unter den 8000 HFC-Fans der insgesamt 14.000 Zuschauer. In der allgemeinen Euphorie verlängert Rico Schmitt seinen Vertrag bis 2020.

März 2018

Ein Schritt vor, einer zurück: Der HFC nistet sich nach einer schwachen englischen Woche auf Tabellenplatz elf ein, während Schmitt immer mehr die Spieler ausgehen. Auch die Gespräche mit Klaus Gjasula über eine Vertragsverlängerung stocken – laut „Bild“ soll der Kapitän eine Gelb-Prämie fordern. Zu teuer für den klammen HFC.

Ausgerechnet im Ost-Duell gegen Rot-Weiß Erfurt fehlt Gjasula dann auch stilecht wegen einer Gelbsperre, ohne ihn reicht es trotz eines starken U21-Nationalspielers Pascal Pannier nur zu einem 1:1. Besonders ärgerlich: Der Ausgleich für die Thüringer fällt erst in der Nachspielzeit, als der aufgerückte Keeper Philipp Klewin per Fallrückzieher ausgleicht. Ein wahres Tor des Monats! Und wieder kein Sieg gegen ein Tabellenschlusslicht für Halle.

April 2018

Der April bricht an und sportlich ist für den HFC die Messe gelesen. Als Tabellenelfter geht nach oben und unten nichts mehr. Doch die Verletzungsmisere bleibt. Nach Meppen reist Rico Schmitt mit nur noch zehn gesunden Feldspielern und drei Torhütern. „Ein solches Verletzungspech habe ich noch nie gesehen“, sagt Rico Schmitt auf der Pressekonferenz, überlegt es sich dann aber anders: „Naja, eigentlich schon: 2017.“

Überraschend stürmt Tom Müller an der Seite von Mathias Fetsch, der sich inzwischen auf Platz vier der Drittliga-Torjägerliste hochgeschossen hat. Beim 1:1 in Meppen trifft aber nicht Fetsch, sondern Tom Müller - während Oliver Schnitzler im Tor eine starke Leistung zeigt und wieder Ansprüche auf die Nummer eins anmelden kann. Eine vertrackte Situation, nicht nur für Torwarttrainer Netolitzky.

Derbyzeit im Erdgas Sportpark! Der in der kompletten Rückrunde noch ungeschlagene 1. FC Magdeburg steht bereits seit zwei Wochen als Aufsteiger fest und reist per Polonaise aus der Landeshauptstadt nach Halle an. „Wer nüchtern genug ist, spielt“, lautet die Devise von Trainer Jens Härtel. Und so sieht es dann auch aus. Der HFC gewinnt mit 3:1 und hat damit doch noch ein Ost-Derby in der Liga für sich entschieden. In der Tabelle geht es rauf auf Platz zehn.

Mai 2018

Der HFC erzielt den Durchbruch in den Vertragsgesprächen mit seinem Kapitän: Gjasula verlängert bis 2020. „Ich möchte noch viele Gelbe Karten mit dem HFC holen“, wird er in einer Pressemitteilung der Rot-Weißen zitiert. Weil er beim 1:2 in Rostock seine 20. Gelbe Karte gesehen hat, hat er eine Woche früher Sommerpause.

Versöhnlicher Abschluss: Mit einem 4:0 – dem höchsten Saisonsieg – gegen Zwickau verabschiedet sich der HFC aus der Drittliga-Saison. Der von der halben Bundesliga gejagte Pannier gibt vor Anpfiff seine Vertragsverlängerung bis 2023 bekannt, Mathias Fetsch erzielt seine Saisontore 14 bis 16. Gerüchte über ein Interesse von Bundesliga-Aufsteiger Holstein Kiel will der HFC-Torjäger nicht kommentieren.

Dann geht es für den HFC um das große Geld: Im Finale des Landespokals am 21. Mai kommt es zum Stadtderby gegen BSV Halle Ammendorf. Der von diversen Wechselgerüchten abgelenkte Fetsch steht im Endspiel völlig neben sich und wird kurz vor Schluss gegen Vincent-Louis Stenzel ausgewechselt. Der sorgt mit seinem ersten Pflichtspiel-Tor in der Nachspielzeit für einen glücklichen 1:0-Sieg des haushohen Favoriten.

Der HFC darf damit im DFB-Pokal spielen! Von den zusätzlichen Einnahmen – und der siebenstelligen Fetsch-Ablöse aus Kiel - verlängert Halle einige auslaufende Verträge und holt Sören Bertram von Zweitliga-Absteiger Erzgebirge Aue zurück. Und ein echter Torwart-Trainer-Vertrag für Michael Netolitzky ist auch noch drin.

(mz)