Hallescher FC Hallescher FC: Marcel Baude will auch gegen Ex-Verein aus Chemnitz treffen

Halle/MZ - Da ist es wieder, dieses spitzbübische Grinsen, das Marcel Baude aufsetzt, wenn er einem gegenüber sitzt und redet. Dieses Grinsen, das dem Gegenüber nur eins vermittelt: Alles ist gut. Aber dieses Grinsen kann sich auch schnell in einen angsteinflößenden Gesichtsausdruck verwandeln. Einen, der ausdrückt: So kann ich auch sein. Dann ist Marcel Baude plötzlich nicht mehr der dunkelblonde, nette Junge von nebenan, wie er meistens rüberkommt, sondern fast schon ein eiskalter Vollstrecker. Manchmal wird eben aus „Baudi“, wie sie ihn nennen, ein anderer Marcel Baude. Einer, mit dem man sich besser nicht anlegt.
Neue Heimat gefunden
Patrick Wiegers kennt diesen Gesichtsausdruck, der etwas Entschlossenes hat. Wiegers ist Torhüter von Jahn Regensburg und musste miterleben, wie ihm Baude am vergangenen Spieltag das vierte Tor des Tages in den Kasten legte. Baude raste fast mit Überschallgeschwindigkeit auf das Tor und spitzelte den Ball irgendwie mit dem Außenrist unten in den kurzen Winkel. Komplizierter geht es fast gar nicht aus vollem Lauf. Danach stürmte der 23-Jährige einfach weiter. Nächstes Ziel war der Fanblock des HFC. Dort angekommen, setzte er beim Jubel mit dem eigenen Anhang wieder dieses Grinsen auf. Als wolle er sagen: Der ist für euch, ich bin einer von euch.
Baude ist in Halle angekommen. „Mir geht es hier gut. Ich wohne mit meiner Freundin und dem Hund zusammen, wir fühlen uns wohl. Alles ist in bester Ordnung“, sagt er. Nicht erst nach seinem Coup in Regensburg. Derjenige, der mit dem Chemnitzer FC, Gegner des HFC Samstagnachmittag im Heimspiel der dritten Liga, fast schon verwachsen schien. Seit den E-Junioren war Baude immer Chemnitzer und durchlief alle Stationen eines Fußballers, bis hin in den Profikader. Nimmt man mal die Anfänge seiner Karriere in Flöha aus, war der Name Marcel Baude immer mit Chemnitz verbunden. Doch das spielt jetzt und hier keine Rolle mehr. „Die Zeit ist vorbei, jetzt geht es nur noch um den HFC“, sagt er. Eine Phrase, die man jeden Tag x-fach hört. Aber bei Baude klingt der Satz echt. Aus ihm ist in den letzten Wochen und Monaten ein Hallenser geworden. Oder besser: Ein Lieskauer. Die Zeit in der 2.600-Seelen-Gemeinde, in der Baude wohnt, scheint Wunder gewirkt zu haben. „Ich mag es da, auch und vor allem, weil es so ländlich ist. So etwas brauche ich“, sagt er.
Rückschläge sind verkraftet
Die Ruhe eben, die einem Kraft gibt, wenn die Karriere auf der Kippe steht und man sich neu finden will und muss. Es hat funktioniert. Inzwischen ist Baude über alles hinweg. Dass er in Chemnitz keine Chance bekam? Egal. Zwei Operationen an der Leiste, die ihn zurückwarfen? Egal. Dass er seine Heimat nach Jahren verlassen musste? Egal. Zumindest fast egal. „Das ist sogar gut gewesen. Mal etwas anderes kennenlernen. Ich glaube, es war sogar ein entscheidender Schritt für mich. Nicht nur fußballerisch“, sinniert Baude.
Und das Tor? War es der Moment, in dem er endgültig beim HFC angekommen ist? „Es war mein erstes Profi-Tor. Das ist etwas Besonderes, das ich mir wohl merken werde. Und es war für den HFC“, betont er vielsagend und setzt wieder dieses typische Baude-Grinsen auf. Dann ist er kurz wieder der, von dem behauptet wird, neben dem Fußball könne er nur schwer auf Schokolade verzichten. Im gleichen Moment aber kommt der andere Marcel Baude durch: „Es sagt ja keiner, dass ich gegen Chemnitz nicht auch treffe.“