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WM-Kolumne "Kick it" WM-Kolumne "Kick it": Zusatzinfos im Frühstücksfenster

Von Martin Weber 27.06.2014, 08:09
Alexander Bommes ist der Kapitän auf dem ARD-Badeschiff.
Alexander Bommes ist der Kapitän auf dem ARD-Badeschiff. dpa Lizenz

Köln - Frühstücksfenster, das

Kann man, so sehr man sich auch anstrengt, beim besten Willen nicht auf Kipp stellen. Kommt, obwohl es weder thermo- noch dreifachverglast ist, trotz allem topmodern daher. Bezeichnet exakt den Zeitraum, in dem die deutschen Kicker bei der WM allmorgendlich in ihrem Quartier im Campo Bahia in Santo André ihr Frühstück einnehmen können. So nah wie Katrin Müller-Hohenstein ist natürlich niemand an Schürrles Frühstücksmesser mit Aprikosenmarmeladespuren. Und so unverstellt hat niemand Podolskis Nutellabrötchen im Blick, so sorgfältig kontrolliert kein Journalist, ob Özil seine warme Milch mit Akazienhonig auch austrinkt. Deshalb weiß die Herbergsmutti der deutschen Nationalmannschaft auch, dass das Frühstücksfenster von 7 Uhr bis 10.30 Uhr geöffnet ist. Das Frühstücksfenster der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ist also exakt das nicht, was Müller-Hohensteins Boulevard-Themenwelt immer ist: sperrangelweit offen.   

WM-Zusatzinfo, die

Lieferte ohne Frage Tom Bartels. Die Profi-Plaudertasche unter den ARD-Reportern behauptete beim letzten Gruppenspiel der Niederländer gegen Chile, dass zum ersten Mal seit 221 Partien  kein „van Irgendwas“ in der Startformation der Elftaal stehe. Wir dagegen behaupten: Das ist nicht korrekt. Richtig ist vielmehr, dass zum ersten Mal seit Jopi Heesters Geburt kein „van Irgendwas“ in der Anfangself dabei war. Im Bereich des Möglichen liegt weiterhin, dass dies zum ersten Mal seit Jopi Heesters Einschulung der Fall war. Außerdem behaupten wir, allerbester Tom Bartels, dass wir uns sehr gut an Spieler wie van Gullit, van Davids, van Breukelen, van Cruyff, van Rensenbrink, van Rijkaard, van Suurbier, van Neeskens und natürlich van Basten erinnern können. Des Weiteren, hochverehrter Tom Bartels, ergab eine Stippvisite in Maastricht, dass die  Niederländer eine „van Irgendwas“-freie Mannschaft gar nicht toll finden. Und deshalb sogar im Zoobedarf ihrer Wahl vorsorgen, um bei Bedarf ihren Hund textilgerecht einwechseln zu können. Glauben Sie nicht? Hier kommt der Beweis: 

Und jetzt, Tom Bartels, können Sie zurückgeben. An Matthias van Opdenhövel und Mehmet van Scholl.

Poesie-Ecke, die

Wurde eröffnet von Jürgen Bergener, dem Elder Statesman in der ARD-PR-Kompanie. Einen Wellness-Bericht über die deutschen Kicker leitete er mit folgenden salbungsvollen Worten ein: „Die Sonne geht auf um sechs Uhr in einer wundervollen Landschaft“. Ist Jürgen Bergener der Eduard Mörike unter den Sportjournalisten? Schreibt der Mann gar heimlich Gedichte, wenn vorerst alles über das Anschwitzen der Mannschaft, brasilianische Sonnenaufgänge und Philipp Lahms Mittelfeld-Qualitäten gesagt ist? Wir wissen es nicht, wurden aber soeben spontan von einem Reimzwang überfallen. Hier das Ergebnis des Überfalls:     

Gülden geht die Sonne auf

Silberwölkchen fliegen

Frisch geduscht ist Jürgen auf

Katrin bleibt noch liegen 

Badeschiff der ARD, das

Liegt in Berlin zwischen Kreuzberg und Treptow vor Anker, ist aber trotzdem eine bisschen wie der ZDF-„Fernsehgarten“. Zwar ohne Andrea Kiewel und den Mainzer Lerchenberg, dafür aber mit Spreeblick und Fernsehturm-Panoramabild und einer ähnlich kruden Themen- und Gästeauswahl. Bisher dabei: Karoline Herfurth, Lieblingsschauspielerin von Bundestrainer Löw, interessiert sich nicht für Fußball, ist aber bekennende Event-Spannerin. Franziska Knuppe, Top-Model, sieht mit fast 40 toll aus, ihr Mann ist HSV-Fan. Steffen Freund, Europameister 1996, erzählte vom letzten Titelgewinn einer deutschen Mannschaft. Stefan Kretzschmar, war mal ein Spitzenhandballer, ist bis heute so schön durchtätowiert wie viele Kicker bei der WM in Brasilien. Jan Delay, in Deutschland weltberühmt als Näselkünstler und Rock’n’Roll-Simulant, wollte sich partout nicht als Reserve-Bundestrainer aufspielen, sondern das bleiben, was er auch ohne WM immer ist: Fußball-Fan; in diesem Zusammenhang fraglos ein sympathischer Zug. Immerhin: Thomas Hitzlsperger gab dem hoffnungslos selbstverliebten Teilzeit-Badeschiff-Kapitän und ARD-Moderator Alexander Bommes gut raus. Auf dessen Frage, ob sich bei der WM Spieler nicht als schwul outen sollten, weil ja da „die ganze Welt hinguckt jetzt“, sagte Hitzlsperger das hier: „So wie ich die FIFA kenne, haben die das verboten“.

Julia Scharf, die

Ist auch auf dem ARD-„Badeschiff“. Warum nur, warum? Man weiß es nicht. Und vor allem: Man will es auch gar nicht wissen.

Gut möglich, dass der Nachname dieser Frau ein Versprechen ist. Muss aber nicht so sein.

Arnd Zeigler, der

Macht in Bundesliga-Zeiten mit „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ seit Jahren im WDR-Fernsehen am späten Sonntagabend eine tolle, originelle Sendung, in der er den Fußball ernst nimmt, sich selbst aber nicht wichtig macht und das Geschehen rund um die Spiele oft ironisch und nie distanzlos einsortiert. Macht im Kontext der WM vor allem eins: jeden Scheiß mit. Was bei „Waldis WM-Club“ als Tischdeko die Brezeln mit Radieschen und Rettich waren, sind auf Zeiglers WM-Schreibtisch die Fußball-Nerd-Devotionalien: ein Lederball, die 74er-WM-Maskottchen Tip und Tap, ein Gerd-Müller-T-Shirt. Lässt sich als einer, der wirklich Ahnung von Fußball hat, zum Stichwortgeber degradieren. Warum auch immer.      

Einsicht, die

Lieferte Arnd Zeigler in der zweiten Ausgabe vom „ARD-Badeschiff“: „Man weiß manchmal nicht mehr, über was man berichten soll, es wird ja über alles berichtet. Frühstück, Mittagessen, wie ist die Mannschaft von A nach B gekommen, ist sie überhaupt schon losgefahren?“ Diese Einsicht ist angemessen und richtig; weitere Ausgaben vom „ARD-Badeschiff“ wird es bis zum Finale trotzdem geben. Und die ganz Tapferen können über weitere Gäste spekulieren. Unsere Vorschläge: Wolfgang Bosbach, Alice Schwarzer, Sahra Wagenknecht, Heino Ferch, Veronica Ferres, Simone und Sophia Thomalla, Tim Bendzko, Lena Meyer-Landrut, Eva Padberg – to name only a few.

Spielchen, die

Eins davon ging auf dem ARD-Badeschiff so: Arnd Zeigler saß in einem „Kahn“ (Achtung, Brüllwitz in Richtung des ZDF-WM-Experten) auf der Spree, neben sich auf dem Fließgewässer: ein Plantschbecken. In selbiges mussten Karoline Herfurth, Stefan Kretzschmar und Thomas Hitzlsperger wahlweise Bälle schießen oder werfen. Ernsthaft.

Was kommt als nächste, allerbeste ARD? Dosenwerfen? Entenangeln? Schnick, Schnack, Schnuck? Schere schlägt wie immer Papier? Und Alexander Bommes macht auch mit, wählt „Papier“ und muss zur Strafe in voller Montur sofort in die Spree springen? Abgemacht, der Deal steht!

Abmoderation, die

Sollte puppenlustig sein, wirkte aber leider nur auswendig gelernt. Nachdem Rolf Eden noch einmal das alte West-Berlin in sich rauslassen durfte und mit 84 Jahren den immergeilen Playboy spielte, analysierte Alexander Bommes so: „Jetzt sind wir endgültig jenseits von Eden“. Nö, das war das „Badeschiff“ schon vorher. Gestatten Sie eine kurze Zwischenfrage, Herr Bommes? Danke. Wie finden Sie eigentlich das Spiel „Schiffe versenken“? Wir sind Fan!    

Auf den Hund gekommen: Niederländisches Trikot mit der Nummer 23
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Julia Scharf
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