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DFB-Pokal Vorfreude auf den Ex: Kohfeldt kehrt ins Weserstadion zurück

Darmstadt-Trainer Kohfeldt steht vor einem besonderen Spiel. Zum ersten Mal nach dem Aus in Bremen trifft der Werder-Fan auf seinen Ex-Club. Die Rückkehr ins Weserstadion löst nicht nur Freude aus.

Von Felix Schröder, Christian Johner und Lars Reinefeld, dpa 02.12.2024, 13:14
Florian Kohfeldt kehrt im Achtelfinale des DFB-Pokals als Trainer von Darmstadt zu seinem Herzensclub Werder Bremen zurück.
Florian Kohfeldt kehrt im Achtelfinale des DFB-Pokals als Trainer von Darmstadt zu seinem Herzensclub Werder Bremen zurück. Uwe Anspach/dpa

Bremen - Das nicht ganz alltägliche Pokalspiel für Florian Kohfeldt macht sich auch auf dem Weg zur Trainerbank bemerkbar. Wenn der Coach des Fußball-Zweitligisten SV Darmstadt 98 auf seinen Herzensverein Werder Bremen trifft, erwarten den früheren Trainer der Norddeutschen viele bekannte Gesichter. Es könne „etwas länger dauern als in anderen Stadien, bis ich an meinem Platz bin. Ich gehe stark davon aus, dass ich auf dem Weg dahin die eine oder andere Hand schütteln werde, worauf ich mich sehr freue“, sagte er dem Multimediaportal „Deichstube“.

Beim Achtelfinale des DFB-Pokals am Dienstagabend (20.45 Uhr/Sky) kehrt Kohfeldt zum ersten Mal nach dem Ende seiner Werder-Station als Teil des gegnerischen Teams ins Weserstadion zurück. Unter den markanten Flutlichtmasten will Kohfeldt mit seinen Darmstädtern für eine Überraschung sorgen. „Das Drumherum wird bei mir sehr viele Emotionen wecken, weil ich mit dem Stadion an sich, aber vor allem mit den Menschen in Bremen enorm viel verbinde“, sagte Kohfeldt.

Viele seiner Freunde werden im Stadion sein, als Werder-Fans. „Von daher waren es jetzt gar nicht so unendlich viele Kartenwünsche, weil viele einfach schon Karten haben“, sagte Kohfeldt und fügte mit einem Schmunzeln hinzu: „Einige haben behauptet, sie wären morgen für mich. Ob ich ihnen das glauben kann, weiß ich nicht.“

Rückkehr in emotionale Heimat sorgt nicht nur für positive Gefühle

Das einstige Trainer-Talent, um das ein großer Hype an der Weser entstand, war 20 Jahre lang in verschiedenen Positionen im Club tätig. Von November 2017 bis Mai 2021 arbeitete er als Chefcoach des Bundesligisten. Kurz vor dem besiegelten Abstieg der Bremer in die 2. Liga war auch das sportliche Aus des bekennenden Werder-Fans beschlossen worden.

Natürlich sei es ein „sehr, sehr besonderes Spiel“ für ihn, betonte Kohfeldt. „Es ist der Verein, bei dem ich nicht nur als Trainer, sondern auch - wenn auch in bescheidenem Maße - meine Spielerzeit verbracht habe, der emotional meine Heimat ist und auch physisch sehr, sehr lange meine Heimat war.“

Die Rückkehr sorgt beim 42-Jährigen aber nicht nur für positive Gefühle. „Die Vorstellung, gegen Werder zu spielen, löst nicht nur Freude in mir aus. Denn es ist etwas, das ich mir ganz, ganz lange nicht vorstellen konnte“, sagte er der „Deichstube“. Er habe sich an den Gedanken erst einmal gewöhnen müssen.

Der Empfang dürfte jedoch überwiegend freundlich werden. Werder-Trainer Ole Werner bewertet die Rückkehr Kohfeldts gewohnt nüchtern: „Ich glaube nicht, dass das sportlich irgendeine Rolle spielt.“

Kohfeldt: In neun von zehn Fällen gewinnt Werder

Kohfeldt geht mit dem Zweitligisten als Außenseiter in die Partie. „Wenn man das Spiel auswärts in Bremen spielt, dann ist es wahrscheinlich neun von zehnmal so, dass Werder dieses Spiel gewinnt“, sagte Kohfeldt. „Aber neun von zehn heißt nicht zehn von zehn.“

Anfang September wurde er in Darmstadt Nachfolger des früheren Aufstiegstrainers Torsten Lieberknecht. Was dem Lilien-Coach Mut machen dürfte: Die Hessen sind im Aufwind. Überraschend kassierten sie unter Kohfeldt nur eine Pleite in elf Pflichtspielen. In der Liga sprang das Team vom 16. auf den 11. Tabellenrang. 

Der Hype um Kohfeldt und Vergleiche mit Klopp

Unter großer öffentlicher Skepsis hatte der frühere Werder-Geschäftsführer Frank Baumann das damalige Trainer-Talent Kohfeldt im Herbst 2017 zunächst zum Interims- und dann zum Cheftrainer nach dem Aus von Alexander Nouri auserkoren. Der Trainer auf Probe überzeugte jedoch schnell, führte die Bremer 2019 sogar fast in den Europapokal. Kohfeldt fiel dem Bundesliga-Publikum vor allem dadurch auf, dass er seine Emotionen an der Seitenlinie nicht verbarg. 

Seine mitreißende Art brachte ihm Sympathien ein - und Vergleiche mit den ganz Großen. Der frühere Werder-Profi Nuri Sahin, der mittlerweile Borussia Dortmund trainiert, verglich Kohfeldt damals mit Idol Jürgen Klopp. Vor einiger Zeit erklärte Kohfeldt: „Dieser Hype: Das war nicht ich.“ Der Jahrgangsbeste der Fußballlehrer-Ausgabe 2015 ist sich seiner polarisierenden Außenwahrnehmung bewusst. „Ich habe das Gefühl, dass es bei der öffentlichen Betrachtung meiner Person immer stark in die Extreme geht“, sagte Kohfeldt der „Deichstube“.

Nach Höhenflug kommt das Aus in Bremen

Doch der Hype hielt nicht lange an. Nach der aufkommenden Europapokal-Hoffnung nahm der Werder-Tanker einen anderen Kurs. Die Folgesaison beendete der Nordclub als 16. und rettete sich erst in der Relegation gegen den 1. FC Heidenheim. Der Kurs änderte sich auch danach nicht. Kohfeldt schaffte es nicht, den Abstieg abzuwenden. Sein sportliches Aus folgte, auch Club-Idol Thomas Schaaf konnte den Gang in die 2. Liga nicht abwenden. 

Werder musste sich eine Klasse tiefer zurechtfinden. Kohfeldt dagegen blieb erstklassig. Im Herbst 2021 schloss er sich dem VfL Wolfsburg an. Doch dort folgte eine missratene Saison, die er sportlich nicht überlebte. Auch bei seiner ersten Auslandsstation in Belgien scheiterte er mit dem Erstligisten KAS Eupen. Kohfeldt verließ den Club wegen eines Krankheitsfalls in seinem Umfeld im März, zum Ende der Saison stieg Eupen ab. „Als Trainer bin ich durch beide Stationen definitiv gereift“, bilanzierte er.