Vom HFC in die Bundesliga Vom HFC in die Bundesliga: Fabian Bredlow: "Ich kann es noch nicht glauben"
Halle/Nürnberg - Irgendwann in der Nacht verabschiedete sich Fabian Bredlow dann doch von der Party: „Es war so gegen 3 Uhr, keine Ahnung, wie lange es noch ging“, erzählt er am Tag nach der Jubel-Explosion rings um den 1. FC Nürnberg. Durch einen 2:0-Sieg in Sandhausen hatte der Club am Sonntag den achten Aufstieg in die Fußball-Bundesliga geschafft - nach vier Jahren Erstliga-Abstinenz.
„Das Werk ist geschafft“, verkündete Trainer Michael Köllner, ehe die Party auf Touren kam. „Das ist ein Riesending. Ich kann es gar noch nicht so richtig glauben“, meint Torwart Bredlow, für den dieser Aufstieg einem rasanten Karrieresprung gleichkommt. Vor einem Jahr hatte er schließlich noch für den Halleschen FC in der dritten Liga Bälle gehalten.
„Es spricht für ihn als Persönlichkeit und Torwart“
Aus Halle folgten spontan jede Menge Glückwünsche. „Ich freue mich sehr für Fabian. Die Bundesliga war sein erklärtes Ziel. Darauf hat er mit unbändigem Ehrgeiz hingearbeitet“, sagt HFC-Trainer Rico Schmitt und meint: „Es spricht für ihn als Persönlichkeit und Torwart, dass er auch schwierige Phasen gemeistert und sich durchgesetzt hat.“
Ehemalige Bundesliga-Spieler mit einer Vergangenheit beim HFC: Der erfolgreichste der 16 ist immer noch der Sangerhäuser Norbert Nachtweih, der 1976 gemeinsam mit Torwart Jürgen Pahl aus der DDR in die BRD geflüchtet war. Mit den Bayern gewann er vier Meistertitel. Der letzte, der den Sprung geschafft hatte, war Christopher Schorch. Er gab 2009 für Köln sein Bundesliga-Debüt.
Spiele/ToreVereine
Norbert Nachtweih 325/46 E. Frankfurt, Bayern
Dariusz Wosz 324/39 VfL Bochum, Hertha
Silvio Meißner 250/37 Bielefeld, VfB Stuttgart
Christian Tiffert 194/11 Stuttgart, MSV, Lautern
René Tretschok 180/23 Dortmund, Köln, Hertha
Timo Lange 165/13 Hansa Rostock
Jürgen Pahl 152/0 Eintracht Frankfurt
Steffen Karl 99/3 Dortmund, Hertha
Marco Gebhardt 82/11 Frankfurt, Cottbus
Heiko Peschke 67/5 Bayer Uerdingen
Andreas Wagenhaus 50/1 Dynamo Dresden
Alexander Löbe 43/5 Wattenscheid, Duisburg
Christopher Schorch 23/1 Hertha, Köln
Danny Fuchs 9/1 Bochum, Lautern
Frank Schön 12/0 Schalke
Jörg Nowotny 4/0 Bayer Leverkusen
Die Fans des HFC fluteten derweil die sozialen Netzwerke mit Glückwünschen für den Ex-Keeper. Kein Wunder. Bredlow hat sich in seinen zwei Jahren an der Saale den Status eines Publikumslieblings verdient. Nicht nur, weil er dem Verein so manchen Punkt sicherte. Sondern wegen seiner aufgeräumten Persönlichkeit. Als dem Klub vor zwei Monaten die Insolvenz gedroht hatte, beteiligte er sich als „Retter“. Er schickte unterstützende Videobotschaften, ließ ein Club-Trikot von sich versteigern.
Fabian Bredlow half dem HFC in einer schwierigen Zeit
Zur Erinnerung: Der Start des damals 20-Jährigen in Halle geriet zum hässlichen Eklat - wegen wütender Proteste und Beleidigungen. „Bredlow verpiss dich“ - auf einem Banner hatten die Ultras zum ersten Training im Sommer 2015 ihre eindeutige Haltung bösartig formuliert. Verbal beschimpften die Hass-Säer sogar die Familie.
Der Grund: Fabian Bredlow stammte aus der Schule von RB Leipzig, dem in gewissen Fankreisen so unakzeptablen Nachbarn. Da zählte auch nicht, das der Torhüter vom FC Liefering aus der zweiten Liga Österreichs zu den Rot-Weißen gewechselt war. Dort hatte ihn Leipzig geparkt. Doch Bredlow wollte nicht in der alpenländischen Provinz versauern.
Halles Angebot kam ihm für einen ersten Karrieresprung gelegen. Und es dauerte auch nicht lange - bis zum dritten Spieltag der Saison 2015/16 - , dann machte der damalige Trainer Sven Köhler den jungen Mann mit den großartigen Reflexen zur Nummer eins. Fortan gab es für die Konkurrenten kein Vorbeikommen mehr.
Bredlow setzt sich auch in Nürnberg durch
Ähnlich rasant ging es in Nürnberg weiter, wohin er im Sommer 2017 wechselte. Sechs Spiele lang musste er sich als Zuschauer gedulden. Platzhirsch Thorsten Kirschbaum verteidigte seinen Status zunächst erfolgreich. Dann durfte Bredlow ran. Trotz zweier Siege folgte eine Bankpause. Vor Ort wurde fleißig spekuliert, dass Bredlow sein Ansehen beim Trainer wohl verloren hätte. Doch nach nur fünf Spielen besann sich Michael Köllner erneut. Bredlow kehrte zurück - bis zum Saisonende fehlte er nur noch einmal verletzt. Seine Bilanz im ersten Zweitliga-Jahr: 21 Spiele, sieben davon zu Null, nur zwei Punktspiel-Niederlagen. Beachtlich. Auch ein Feiergrund.
Aber sich in dieser Woche nur noch der Feierei hingeben, dass werden Bredlow und Co. bestimmt nicht. Am Sonntag geht es gegen Mitaufsteiger Fortuna Düsseldorf. Dabei steht noch ein Ziel auf dem Plan: der Zweitliga-Titel. „Wir werden sicher nicht die ganze Woche die Beine hochlegen. Jetzt wollen wir auch noch Meister werden“, verkündet Bredlow mit dem ihm eigenen sympathischen Ehrgeiz.
Die Nationalmannschaft ist (noch) ein Traum für Fabian Bredlow
Dass Nürnberg ihm nun einen Über-Torwart vor die Nase setzt, ist nicht zu erwarten. Wegen Geldmangels - 21 Millionen Euro Verbindlichkeiten zum 30. Juni 2017 - will man sich nur punktuell auf Feldpositionen verstärken. Nürnberg plant mit einer Verdopplung des Etats auf 25 Millionen Euro - der Umsatz soll sich auf 80 Millionen verdoppeln. Zum Vergleich: Augsburg kommt auf 95 Millionen Euro.
Was geht für den Club in Liga eins? „Wir hatten noch keine Zeit, uns darüber Gedanken zu machen“, meint Bredlow lachend. Gibt es für eigene Karriere womöglich keine obere Begrenzung? „Ach, die Nationalmannschaft“, sagt Bredlow, „das ist mehr ein Traum als ein Ziel“. Nur nicht zu weit denken, jetzt, da gerade der erste Traum erfüllt ist. (mz)