Kommentar U20 von China in der Regionalliga Südwest - So geht Fußball heute

China kauft, China übernimmt, China greift an und ein – das alles dürfen die Geschäftsleute dort ruhig tun oder lassen – in wirtschaftlichen Angelegenheiten. Aber eher nicht im Sport. Denn dort wird die neue Lebenswirklichkeit mit richtiggehenden Einschnitten spürbar. Fußballer werden nach Fernost verkauft, der Fan kann sich ärgern, aber mit einem zweiten gefassten Gedanken merkt er: Spektakulärer lässt sich ein dreifach wirksames Geschäft kaum definieren. Die Klubs erhalten märchenhafte Ablösesummen, die Spieler paradiesische Gehälter und die chinesische Liga denkbar gute fußballerische Aufbauhilfe.
Warum also nicht auch gleich einen zweiten Schritt denken? Also ein chinesisches Team in einer deutschen Liga. Nein, nicht – huch! – die Bundesliga, sondern die viertklassige Regionalliga Südwest, die noch ein Plätzchen frei hat.
Zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Jammer, Ausverkauf der Seele, Kommerzialisierung, Zerstörung der Tradition, deutsche Liga für deutsche Vereine – die Reaktionen auf die Ankündigung fiel erwartbar aus. Der erste Gedanke dominiert, Tenor: Lasst doch bitte alles beim Alten.
Die Wirklichkeit jedoch sieht anders aus. Die Champions League ist demnächst entweder im Internet oder bei einem Pay-TV-Sender zu sehen, die Bundesliga trotz der Feigenblätter Sportschau und Sportstudio im Grunde ja auch schon und in Zukunft womöglich erst recht. Die von den Fans so verehrten Vereine selbst haben längst auf Vollkommerzialisierung umgestellt, China ist für sie nichts, was Angst machen müsste, sondern eine Verheißung.
Das ist nicht schade, sondern einfach nur konsequent und im Sinne des Wirtschaftsunternehmens Fußballklub sogar eine Muss-Entscheidung. Genauso konsequent ist es eben auch, eine chinesische Mannschaft quasi im Spielbetrieb auszubilden, ohne Wertung, dafür mit einem für die Viertligisten in Südwest verheißendem Beitrag von 15.000 Euro Antrittsprämie pro Klub. Ähnliche Projekte dürften in der Zukunft folgen. Richtig so!
Zeit fürs Schimpfen kann man sich schenken, denn: So geht Fußball heute.