Champions League Starker Liverpool-Start: Slot lässt Klopp-Abschied vergessen
Als Nachfolger von Publikumsliebling Jürgen Klopp hat Arne Slot in Liverpool die schwerstmögliche Aufgabe angenommen. Doch der Niederländer schafft etwas, was nicht mal seinem Vorgänger gelang.
London - Den Namen des neuen Liverpool-Trainers sangen die Fans schon, bevor Arne Slot überhaupt in Anfield angekommen war. Vorgänger Jürgen Klopp hatte beim tränenreichen Abschied im Mai das Publikum auf den Tribünen zum Singen animiert und gebeten, Slot so zu unterstützen wie ihn zuvor. Gut vier Monate später ist die Trauer um Klopps selbst gewählten Weggang vorbei. Slot ist auf dem besten Weg, die Fans für sich einzunehmen. Der 46-jährige Niederländer legte mit den Reds einen Traumstart hin.
Slot schaffte, was nicht einmal Klopp gelang. Als erster Liverpool-Coach seit Tom Watson im Jahr 1896 gewann er sechs seiner ersten sieben Pflichtspiele. Während alle vom Zweikampf zwischen Titelverteidiger Manchester City und Vizemeister Arsenal sprechen, hat sich Liverpool in der Premier League unauffällig nach oben gearbeitet. In Slots erstes Champions-League-Heimspiel gegen den FC Bologna gehen die Reds am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) als englischer Tabellenführer.
Slot bremst schon die Erwartungen
Trotz des hervorragenden Starts hält sich die Euphorie rund um Anfield zu diesem Zeitpunkt noch einigermaßen in Grenzen. Vom Premier-League-Titel will nach sechs Spieltagen noch niemand ernsthaft sprechen. Trotzdem bremst der neue Trainer, der in Interviews sehr ruhig und gelassen wirkt, sicherheitshalber die Erwartungen.
„Ich glaube, alle sind realistisch genug“, sagte er nach dem hart erkämpften 2:1-Sieg in Wolverhampton am vorigen Samstag. Das gelte insbesondere für seine Mannschaft. „Die Spieler haben so viel Erfahrung, dass sie verstehen, dass der Blick auf die Tabelle nach sechs Spielen der Saison noch kein realistisches Bild gibt.“
Bisher keine Gegner auf Augenhöhe
Fakt ist auch, dass es Slots Team in der Premier League bislang mit keinem Gegner auf Augenhöhe zu tun bekam, sieht man vom wieder mal kriselnden Manchester United ab. Das gefeierte 3:0 beim Erzrivalen war Liverpools einziger Sieg gegen einen der sogenannten „Big Six“, den finanziell stärksten und traditionell erfolgreichsten Topclubs.
„Wir müssen erst einmal beweisen, dass wir immer noch da oben stehen können, wenn wir auf Arsenal, Newcastle, Chelsea oder Aston Villa treffen, während wir zugleich Champions-League-Spiele absolvieren“, mahnte Slot mit Blick auf die anspruchsvollen Aufgaben im Oktober. Dass es noch viel Luft nach oben gibt, zeigte vor zwei Wochen die einzige und überraschende Niederlage gegen Nottingham Forest (0:1).
Frühe Tabellenführung kein Indiz für Meisterschaft
In den vergangenen zehn Jahren gewannen nur vier Mannschaften, die nach sechs Spielen Tabellenführer waren, am Ende die englische Meisterschaft. Kein Wunder also, dass der Titel für Slot aktuell kein Thema ist. „Die Sache ist, dass Manchester City in den letzten zwei Spielzeiten 31 Punkte hatte mehr als wir“, sagte er. „Und diese Lücke versuchen wir zu schließen.“
Kapitän Virgil van Dijk lobte nach dem jüngsten Erfolg gegen Wolverhampton die Einstellung des gesamten Teams. Auch Torjäger Mohamed Salah habe am Ende vor allem im eigenen Strafraum geholfen. „Wir haben eine Mischung aus Erfahrung und Talent, Spieler in einer sehr guten Phase ihrer Karriere“, erklärte der 33 Jahre alte Abwehrchef, den Klopp Ende 2017 nach Liverpool holte.
Die mitgereisten Anhänger waren derweil weniger zurückhaltend als Slot und sangen „Liverpool, Liverpool, Spitzenreiter!“. Sollte sich die Mannschaft gegen Topgegner wie Manchester City, Arsenal und Co. behaupten, dürften sie auch den Namen des Trainers ganz von allein intonieren.