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Jorge Mendes Spielerberater Jorge Mendes: Wie der Vermittler der Weltstars arbeitet

19.07.2017, 11:20
Superstar Cristiano Ronalo (r.) mit seinem Berater Jorge Mendes.
Superstar Cristiano Ronalo (r.) mit seinem Berater Jorge Mendes. imago sportfotodienst

Halle (Saale) - Jorge Mendes ist einer der ganz Großen in der Spielerberaterbranche. Auf seinem Niveau transferiert ansonsten nur Ibrahimovic-Berater Mino Raiola. Costa, Pepe, Falcao - sein Spielerportfolio liest sich wie der Kader einer Fußball-Weltauswahl.

Allein an Aushängeschild Cristiano Ronaldo soll der 51-Jährige dank sämtlicher Transfer-, Marken- und Persönlichkeitsrechte rund 40 Millionen US-Dollar verdient haben.

Spielerberater Mendes fing als DJ an

Doch auch der Größte hat mal klein angefangen. Als Discjockey legte Mendes vor rund 30 Jahren in seinem eigenen Nachtklub in Nordportugal auf. Die smarte, charmante Art hatte der Beratermogul schon damals, zudem gilt er als guter Rhetoriker.
Kein Wunder also, dass der Portugiese stets mit vielen Leuten ins Gespräch kommt.

So auch mit dem heutigen Fußballtrainer Nuno Espírito Santo, der damals noch als Torwart aktiv war. Beide lernten einander schätzen und bauten Vertrauen auf. Mendes kümmerte sich fortan um die Belange des damaligen Keepers und vermittelte ihn von Vitoria Guimaraes zum spanischen Erstligisten Deportivo La Coruna. Die Karriere als Spielerberater war gestartet.

Wie ein Spielerberater arbeitet

Heute zeigt sich Mendes, der seit der Einführung des Awards im Jahr 2010 jährlich als bester Spieleragent ausgezeichnet wurde, stets adrett gekleidet, Anzug und Gelfrisur sitzen perfekt. Seine Kontakte reichen um die ganze Welt, überall hat er Mitarbeiter seiner Beraterfirma Gestifute.

Vor allem den südamerikanischen Markt, insbesondere Brasilien, hat er im Griff. Der Portugiese lässt sich vielversprechende Talente vermitteln, die er bei einem der drei großen portugiesischen Klubs FC Porto, Benfica oder Sporting Lissabon „parkt“. Dort bekommen die Spieler eine Bühne und werden im Bestfall für viele Millionen weiterverkauft.

Zwischen 2001 und 2010 war Mendes an rund 70 Prozent aller Transfers der drei genannten Klubs beteiligt.
Dass Mendes das Vertrauen der Klubbosse genießt, weiß auch Jörg Neblung, der selbst seit 15 Jahren eine erfolgreiche Spieleragentur führt: „Jorge Mendes ist sicherlich nicht zur Nummer eins der Vermittlerbranche geworden, weil er halbgare Sachen macht. Ganz im Gegenteil. Er macht gute Transfers und ist den Vereinen ein guter Dienstleister, sagte Neblung dem SID.

Wie ein Spielerberater an Transfers mitverdient

Der Spitzenberater kann aber auch anders. Kommt man seinen Forderungen nicht nach, so bietet er den Spieler bei einem anderen Klub an. Dabei lässt sich Mendes fürstlich entlohnen: Er erhält nicht nur die übliche Provision, sondern lässt sich feste Summen und prozentuale Anteile schon vor der Vertragsunterzeichnung zusichern. Anders als ein Großteil aller Berater hält er zudem an vielen seiner Starspieler Marketing- und Persönlichkeitsrechte. An den Werbeeinnahmen eines Ronaldo verdient Mendes also kräftig mit.

Doch genau diese Rechte könnten nun Flecken auf der Weste von Mendes erzeugen. Etliche seiner Klienten wie Mourinho, Falcao und eben auch Ronaldo, sollen die Werbeeinnahmen an den spanischen Finanzbehörden über verschiedene Briefkastenfirmen vorbeigeschleust haben.

Spielerberater Mendes unter Verdacht

Mendes ist als Mann im Hintergrund ebenfalls in Verdacht geraten. Am 26. Juni musste er vor Gericht Stellung zu den Vorwürfen gegen seinen Schützling Falcao beziehen - Mendes dementierte.

Aus der Schlinge an belastenden Vorwürfe kann er sich dadurch aber nicht befreien. Auch in Portugal wird gegen den Ronaldo-Berater ermittelt, Gegenstand sind die in den vergangenen drei Jahren gegründeten Briefkastenfirmen. “Es gibt eine Untersuchung, die unter ganz herkömmlichen Bedingungen durchgeführt wird„, sagte ein Sprecher der Firma Gestifute.

Es ist nicht der erste Verdacht gegen Mendes: Bereits im September 2014 hatte die englische Tageszeitung The Guardian eine Untersuchung veröffentlicht, die den Berater schwer belastete. Damals wurde aufgedeckt, dass Mendes mehrere Fonds in den Steueroasen Jersey und in Irland besaß, die Transferrechte von außenstehenden Dritten an Spielern beinhalteten. Das Investorenmodell “Third Party Ownership„ wurde daraufhin offiziell vom Weltverband FIFA verboten.

Von seinen Klienten erhält er Rückendeckung. Die Tatsache, dass Ronaldo seinem Berater eine griechische Insel zu dessen Hochzeit geschenkt hat, lässt erahnen, wie innig die Beziehung zwischen Mendes und seinen Spielern ist. Vom Spielerstamm bis hin zu den Klubbossen pflegt Mendes mit allen eine hervorragende Beziehung. Das Konstrukt scheint makellos aufgebaut, doch allmählich beginnt die Fassade zu bröckeln.

(sid)