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Dortmunder Dauerkrise „Nicht gut genug“ - Schlotterbeck schenkt BVB-Saison ab

Die unwürdige Leistung gegen Augsburg löst eine Schockwelle beim BVB aus: Bei Fans, Spielern, Trainer und Sportdirektor. Ohne ein Weiterkommen in der Champions League könnte es ganz bitter werden.

Von Carsten Lappe, dpa 09.03.2025, 12:01
Der BVB erlebt eine Saison zum Vergessen.
Der BVB erlebt eine Saison zum Vergessen. Bernd Thissen/dpa

Dortmund - Ein Champions-League-Spiel bleibt dem BVB noch als Rettungsanker für eine ansonsten bislang schlimme Spielzeit. In der Fußball-Bundesliga scheint die Saison für den abgestürzten Revier-Riesen nach dem ernüchternden 0:1 gegen den FC Augsburg gelaufen. Schafft Borussia Dortmund am Mittwoch im Achtelfinal-Rückspiel beim OSC Lille nicht irgendwie den Viertelfinal-Einzug, ist jegliche Motivation für die restlichen Spiele dahin. Das machte Nico Schlotterbeck sehr deutlich. 

„Das Ziel in der Liga kann ja nicht sein, dass wir auf Platz zehn herumdümpeln. Wenn wir so viele schlechte Spiele haben wie momentan, dann stehen wir da auch völlig zurecht. Das Ziel von mir ist dann nicht, Siebter, Sechster oder Fünfter zu werden“, sagte der Nationalverteidiger. „Um unter die Top 4 zu kommen - das wird, sehr, sehr schwer - hätten wir eine Serie starten müssen. Das haben wir heute wieder nicht hinbekommen.“

Es hörte sich so an, als habe der 25-Jährige die Bundesliga-Saison nach der zehnten BVB-Niederlage bereits abgeschenkt. „Vielleicht können wir uns da irgendwie durch die Champions-League-Saison herausziehen“, sagte der frustrierte Schlotterbeck. „Aber heute bin ich einfach nur geknickt.“

Fanwut wird immer größer

Nicht nur er. Fast das gesamte Spiel über bekamen die uninspiriert und planlos kickenden BVB-Profis die Wut der gut 80.000 Zuschauer zu spüren. Nach dem frühen spielentscheidenden Tor von Augsburgs Kapitän Jeffrey Gouweleeuw (23.) wurde der höhnische Beifall, die Beschimpfungen und die Pfiffe bei jeder misslungenen Situation stärker und lauter. Und es misslang fast alles. 

„Wir haben heute schlecht gespielt“, kommentierte Trainer Niko Kovac das schlechteste Spiel unter seiner Führung seit seinem Amtsantritt am 2. Februar. Seine weitere Bewertung glich einer verbalen Demontage: „Wir haben überhaupt nicht umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Wir haben keine Torgefahr kreiert, hatten keine Aggressivität und keine Intensität. Wir haben das bekommen, was wir gezeigt haben, nämlich nichts.“

Man fragt sich, was dieser Kader eigentlich kann und wer beim BVB tatsächlich geglaubt hat, das Team könne in dieser Zusammenstellung ernsthaft um die Champions-League-Qualifikation mitspielen. Kovac schien das nach der Trennung von Nuri Sahin übernommene Team zuletzt auf überschaubarem Niveau stabilisiert zu haben. Doch beständig ist in Dortmund nur der regelmäßige Systemausfall.

Schlotterbeck bekennt: Kader hat zu wenig Qualität

„Wir drehen uns im Kreis. Wir haben zu viele Spiele, in denen wir gar nicht an die Grenze gehen. Das ist einfach nicht gut genug“, schimpfte Schlotterbeck. „Wir reden alle zwei, drei Wochen darüber. Wir haben gar keine Konstanz in der Mannschaft. Fehlende Konstanz heißt immer fehlende Qualität.“

Das gestand sich nun auch Sportdirektor Sebastian Kehl ein. Zusammen mit dem bereits beurlaubten Sven Mislintat hatte er den Kader nach dem verlorenen Champions-League-Finale und dem Abgang von Führungsfiguren wie Marco Reus und Mats Hummels zusammengestellt. Früh zeichnete sich eine Unwucht im neuen Aufgebot ab. Kehl hatte dies stets verneint und an die Spieler geglaubt. Damit ist nun Schluss.

„Natürlich machen wir uns Gedanken, wenn sich Dinge auch wiederholen“, sagte Kehl und fügte konkret nach einem zwingenden erneuten Kaderumbruch im Sommer hinzu: „Natürlich müssen wir uns diese Gedanken machen.“

Sinnbildlich für den überschätzten Kader steht derzeit Julian Brandt: Hochveranlagt, aber seit Wochen im Formtief. Im Sommer könnte es trotz laufenden Vertrages zur Trennung kommen. „In der aktuellen Situation kann man das nicht richtig sagen. Wir haben natürlich einen Vertrag, aber wir haben eine schwierige Situation, in der wir uns befinden“, sagte Kehl dazu bei Sky.