Drei Monate vor der EM „Nicht alles Gold, was glänzt“ bei DFB-Frauen
Schottland ist nicht der Maßstab, aber das Frauen-Nationalteam will und muss auch das Rückspiel in Wolfsburg nutzen: Das EM-Team ist noch nicht gefunden.

Wolfsburg - Für Bundestrainer Christian Wück ist „noch nicht alles Gold, was glänzt“ - für Kapitänin Giulia Gwinn „noch nicht alles perfekt“. Auf dem Weg zur Europameisterschaft offenbaren die deutschen Fußballerinnen weiter spielerische Schwächen und suchen nach ihrer Stammformation. Den 4:0-Erfolg gegen Schottland in Dundee kleinreden wollten die DFB-Frauen und ihr Chefcoach verständlicherweise nicht.
Beim Rückspiel in der Nations League gegen den Außenseiter am Dienstag (17.45 Uhr/ARD und KiKA) in Wolfsburg soll es weiter vorangehen. Es ist das drittletzte Länderspiel für die Olympia-Dritten knapp drei Monate vor der EM im Juli in der Schweiz - die Zeit wird immer knapper.
Wück klagt über einfache Fehler
„Es war schon auf hohem Niveau“, sagte Wück über die Vorstellung seines Teams. Sein Wutausbruch kurz vor Ende der enttäuschenden ersten Halbzeit aber ließ tief blicken. Im ZDF-Interview klagte er später über „einfache Fehler. Ich weiß ja, was in den Mädels steckt und dass sie es eigentlich können. Das sind Sachen, da müssen wir uns weiterentwickeln.“
Am Ende gab sich der 51-Jährige aber versöhnlich: „Heute sagen wir einfach mal: zu null gespielt – und alles ist gut.“
Durch die Führung der starken Elisa Senß in der ersten Minute und ein Eigentor der Schottinnen lagen die deutschen Frauen früh mit 2:0 vorn. Dennoch passte im Spielaufbau vieles nicht. Die Experimentierphase hatte Wück ohnehin verlängert. So überzeugte Franziska Klett vom FC Bayern als achte Debütantin unter dem Nachfolger von Horst Hrubesch ebenso in der dezimierten Abwehr wie Frankfurts Rückkehrerin Sophia Kleinherne.
Freiburgs Zicai überzeugt als Joker
Auf der Zehner-Position durfte dieses Mal die technisch starke Münchnerin Linda Dallmann von Beginn an ran und punktete nach Anlaufschwierigkeiten im Konkurrenzkampf im offensiven Mittelfeld. Im Angriff blieb zwar Klara Bühl dieses Mal weitgehend wirkungslos. Doch Cora Zicai vom SC Freiburg markierte als Joker in ihrem dritten Länderspiel ihren zweiten Treffer, ehe Torjägerin Lea Schüller den Schlusspunkt setzte.
„Jetzt heißt es einfach, noch ein bisschen mehr Chancen kreieren und Tore machen“, sagte Torhüterin Ann-Katrin Berger, die eine Spielunterbrechung zu einer Ansprache an ihre Mitspielerinnen nutzte. „Was mich sehr stolz macht, ist, dass die Null heute steht“, sagte Gwinn.
Gwinn sieht guten Schritt Richtung EM
„Vier Tore geschossen, viel Dampf nach vorn gemacht“, ergänzte die Münchnerin. „Es ist natürlich noch nicht alles perfekt, aber wir haben wieder einen guten Schritt gemacht Richtung EM.“ Man könne mit „sehr viel Positivität“ ins nächste Spiel gehen und wolle vor heimischer Kulisse noch mal eine gute Partie zeigen.
Nach dem 2:2 in den Niederlanden, dem 4:1 gegen Österreich und dem 4:0 gegen Schottland, das bei der EM nicht dabei ist, bleiben die DFB-Frauen Tabellenführer der Gruppe A1. Die Zweifel an der Titelreife aber müssen sie - auch nach den deutlichen Niederlagen des FC Bayern gegen Olympique Lyon und des VfL Wolfsburg gegen den FC Barcelona im Champions-League-Viertelfinale - erst noch wegwischen.