1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Fußball
  6. >
  7. Nach Rücktritten von Bergner und Sobotzik: Nach Rücktritten von Bergner und Sobotzik: Sorgen um Fortbestand des Chemnitzer FC wachsen

Nach Rücktritten von Bergner und Sobotzik Nach Rücktritten von Bergner und Sobotzik: Sorgen um Fortbestand des Chemnitzer FC wachsen

05.09.2019, 13:40
Ein Chemnitzer Fan läuft vor einem Spiel mit einer CFC-Fahne über den Platz. 
Ein Chemnitzer Fan läuft vor einem Spiel mit einer CFC-Fahne über den Platz.  dpa-Zentralbild

Chemnitz - Der Chemnitzer FC kommt nicht zur Ruhe. Die Rücktritte von Cheftrainer David Bergner und Geschäftsführer Thomas Sobotzik öffneten ein neues Kapitel im seit mehreren Monaten herrschenden Chaos beim Fußball-Drittligisten. Die beiden Betroffenen wollten sich am Donnerstag nicht äußern. „Ich bitte um Verständnis, dass ich im Moment nichts dazu sagen kann“, sagte Bergner auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Sobotzik war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Die sportliche Situation soll bei den Entscheidungen nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Aus den ersten sieben Saisonspielen hatte der CFC nur drei Punkte geholt und ist Tabellenvorletzter. Der Einzige, der reden wollte, war Klaus Siemon. Der Insolvenzverwalter des Vereins bezeichnete die Rücktritte, die am Mittwochabend bekannt wurden, als „erheblichen Rückschlag“. Bergner, Sobotzik, aber auch Siemon selbst, sahen sich zuletzt immer häufiger Beschimpfungen und Anfeindungen ausgesetzt.

Chemnitzer Weg aus der Krise vorerst beendet

Zwischen Teilen der CFC-Fans, dem durch ein Insolvenzverfahren belasteten Verein und der CFC Fußball GmbH, unter deren Dach die Profimannschaft angesiedelt ist, war es zuletzt zu einem massiven Zerwürfnis gekommen. Der CFC hatte Fan-Liebling Daniel Frahn Anfang August wegen seiner angeblichen Nähe zur rechten Szene gekündigt. Ende August sollen einzelne Chemnitzer Anhänger nach Angaben des Clubs Sobotzik während der Partie bei Bayern München II als „Judensau“ beschimpft haben. Der Verein erstattete Anzeige, die aktive Fanszene reagierte wiederholt mit einem Boykott des Heimspiels gegen den TSV 1860 München. Zudem scheiterte bei der Mitgliederversammlung die Wahl eines neuen Aufsichtsrates.

„Verantwortlich für diese Entwicklung ist die Fanszene, die es unterlassen hat, Thomas Sobotzik, aber auch David Bergner in geeigneter Weise den Rücken zu stärken als es notwendig war. Eine sportlich überaus erfolgreiche Phase der Sanierung geht damit in bedauerlicher Weise zu Ende“, erklärte Siemon.

Dabei schien sich der sächsische Club im Frühjahr nach dem Wiederaufstieg in die 3. Liga und dem Gewinn des Landespokals auf dem geordneten Weg aus der Krise zu befinden. „Zu dem Zeitpunkt war ich relativ sicher, dass wir die Sanierung geschafft haben. Aber dann entstand ein Führungschaos mit der gesamten Begleitmusik, die allen Beteiligten bekannt ist. Ich weiß noch nicht, ob wir uns von diesem Rückschlag erholen werden“, erklärte Siemon in einem Interview mit dem „MDR Sachsenradio“ am Donnerstagnachmittag.

Der 60 Jahre alte Jurist wollte aufgrund der negativen Entwicklungen eine Liquidation des Vereins erneut nicht völlig ausschließen. „Als Insolvenzverwalter muss ich mir die Frage stellen, ob wir die Sanierung noch zu einem erfolgreichen Ende bringen können? Der Punkt könnte kommen, wo man aus Gläubigersicht auf die Idee kommt und sagt: „Nein, das ist nicht sanierungsfähig.“ Ich bin der Auffassung, dass der Punkt noch nicht erreicht ist.“

Chemnitz: Ristic, Tiffert und Höttecke übernehmen das Training

Um wenigstens im sportlichen Bereich wieder für mehr Ruhe und Stabilität zu sorgen, sucht der CFC zunächst einen neuen Cheftrainer. „Die Auswahl werden die Gesellschafter in vertrauensvoller Zusammenarbeit zeitnah durchführen und dem Hauptgesellschafter, mithin mir als dem Vertreter des CFC e.V., kommt dabei sicher eine wichtige Verantwortung zu“, teilte Siemon auf Nachfrage schriftlich mit. Das Training und die Betreuung der Mannschaft übernehmen vorerst Co-Trainer Sreto Ristic, Assistent Christian Tiffert und Torwart-Trainer Marcel Höttecke.

Nach Informationen der „Bild“-Zeitung gilt André Meyer als aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge Bergners. Der 35 Jahre alte Fußball-Lehrer arbeitete zuletzt bei Erzgebirge Aue als Co-Trainer und wurde Mitte August genauso wie sein Bruder und Cheftrainer Daniel Meyer beim Zweitligisten vorläufig beurlaubt.

Bis zur Bestellung eines neuen Geschäftsführers, längstens jedoch bis zum 15. September, wird Sobotzik seine Aufgaben nach den Vorgaben der Gesellschafterversammlung noch ausführen. Diese Regelung diene der Aufrechterhaltung der Handlungsfähigkeit der Chemnitzer FC Fußball GmbH sowie der Geschäftsstelle, hieß es in einer Mitteilung des CFC.  (dpa)

Der Schriftzug «Siemon + Sobo raus» ist am Stadion des Fußball-Drittligisten Chemnitzer FC zu sehen.
Der Schriftzug «Siemon + Sobo raus» ist am Stadion des Fußball-Drittligisten Chemnitzer FC zu sehen.
dpa-Zentralbild