Luis Suarez im Porträt Luis Suarez im Porträt: Vom "Beißer" zum Weltstar

Köln - Wer Luis Suarez in einem Satz beschreiben will, der kommt dabei nicht ohne das Adjektiv „verrückt“ aus. Auf der anderen Seite jedoch darf in keiner Beschreibung fehlen, dass der Uruguayer ein Weltklasse-Fußballspieler ist.
Luis Suarez hat für sein Alter bereits eine turbulente Karriere hinter sich. Der 27-Jährige wagte im Sommer 2006 den Sprung aus seiner Heimat in die Niederlanden. Nach nur einem Jahr beim FC Groningen wechselte er dann zum Topklub Ajax Amsterdam. Seinen Marktwert hatte der damals 20-Jährige binnen einem Jahr bereits um 7,5 Millionen Euro gesteigert. Jahre später sollte er sogar 26,5 Millionen Euro kosten - als ihn der FC Liverpool in die Premier League holte.
Aber der Reihe nach: Suarez schlug in seiner Debütsaison bei Ajax voll ein, traf im Schnitt in jedem zweiten Spiel. Und die Statistiken sollten sich noch verbessern. Schon damals schien es nur eine Frage der Zeit, wann sich Suarez einem europäischen Topklub anschließt.
Doch seine sportlich herausragenden Leistungen gerieten ab und an in den Hintergrund. Bereits in den Niederlanden wurde Suarez schnell zum „Schwalbenkönig“ und anschließend sogar zum „Beißer“. Es ist der 20. November 2010: Ajax empfängt die PSV Eindhoven zum Topspiel. Der sportlich langweilige Kick endet torlos, aber über die Szenen zum Ende des Spiels wird noch heute gesprochen. Während einer der vielen Rudelbildungen beißt Suarez seinem Gegenspieler Otman Bakkal in den Hals.
Die Aktion ist auf den TV-Bildern deutlich zu erkennen, was später dazu führt, dass der Uruguayer nicht nur vom Verband für sieben Spiele gesperrt wird, sondern auch vom seinem Klub für zwei Ligaspiele suspendiert wird und eine drastische Geldstrafe zahlen muss.
Obwohl es den Leistungen des Stürmers keinen Abbruch tat, war sein Ruf schon früh beschädigt. Was damals noch keiner ahnte: Das Ganze sollte sich wiederholen - in noch größerem Ausmaß. Nach seinem Wechsel in die Premier League machte Suarez beim FC Liverpool da weiter, wo er in Amsterdam aufgehört hatte: Er schoss Tore am Fließband. Seit 2011 erzielte Suarez 69 Treffer in 110 Spielen für die „Reds".
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Die zweite Biss-Attacke von Luis Suarez
Seine Bilanz in der Nationalmannschaft ist ähnlich beeindruckend: 39 Tore in 77 Länderspielen. Nicht zuletzt deswegen hofft man im Land des aktuellen Copa-America-Siegers auf einen Einsatz seines Superstars. Durch wegen der erst kürzlich vollzogenen Operation wird der 27-Jährige bis zuletzt um seinen Einsatz bangen müssen. Mit Teamkollege Edinson Cavani steht zwar ein weitere Top-Torjäger bereit, dennoch würde ein Ausfall von Suarez sehr schwer wiegen.
Während seiner Auftritte für Uruguay hat sich Suarez bislang aus Skandalen raushalten können. Zwar wird er das Image des „verrückten Beißers“ so schnell nicht mehr los, aber durch seine Tore gibt er auf solche Aktionen stets die richtigen Antworten.
Die abgelaufene Saison beim FC Liverpool überstand Suarez ausnahmsweise mal skandalfrei. Er spielte sogar mit den „Reds" bis zum Schluss um den Meistertitel. Ein Skandal aber zog sich gewissermaßen noch von der vorangegangenen Saison weiter. Suarez musste in den ersten fünf Premier-League-Partien zuschauen. Der Grund: Natürlich eine „Beiß-Attacke". Im April 2013 biss Suarez Chelsea-Verteidiger Branislav Ivanovic in den Unterarm. Im selben Spiel erzielte er dann in der siebten Minute der Nachspielzeit den viel umjubelten Ausgleich.
Es war ein Spiel, dass gezeigt hat, wie nah bei Suarez Wahnsinn und Genie beieinanderliegen. So auch in der letzten Saison, wo er nach seiner Zehn-Spiele-Sperre zurückkam und mal eben 31 Tore in 33 Spielen erzielte. Der Weltstar war zurück.
Ob es künftig so weitergeht - mit einem Drahtseilakt zwischen Wahnsinn und Genie - oder ob sich Suarez nun endlich ganz seinen sportlichen Fähigkeiten widmen wird, ist unklar. Fakt ist: Sollte ihm jener Fokus gelingen, kann er sogar noch besser werden. Und das würde nicht gutes für die Verteidiger dieser Welt bedeuten.

