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Zuschauer-Schwund Leere Ränge in Leipzig: Darum hat die Nationalmannschaft ein Zuschauer-Problem

Von Benjamin Binkle 15.11.2018, 15:02
Beim Ländespiel gegen Russland werden im Leipziger Stadion wohl viele Plätze leer bleiben.
Beim Ländespiel gegen Russland werden im Leipziger Stadion wohl viele Plätze leer bleiben. imago sportfotodienst

Leipzig - Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft kommt nach Leipzig – und kaum jemand will sie sehen. Zuletzt spielte Deutschland vor gut drei Jahren Leipzig, damals gab es ein schmuckloses 2:1 in der EM-Qualifikation gegen Georgien. Bemerkenswert: Mit 43.630 Zuschauern war die Arena damals ausverkauft.

Knapp eine Woche vor dem Freundschaftsspiel gegen Russland am kommenden Donnerstag droht in der Red Bull Arena nun eine sehr überschaubare Kulisse. Gerade einmal rund 28.000 Tickets sind zwei Tage vor dem Spiel an den Fan gebracht.

Überraschend ist das nur auf den ersten Blick. Denn es gibt viele Faktoren und gute Gründe, die das ausbleibende Zuschauer-Interesse erklären. Ein Überblick.

Die deutsche Nationalteam-Depression

Käme die Nationalmannschaft als Weltmeister nach Leipzig, wäre das Stadion wohl seit Wochen ausverkauft. Das ist keine besonders steile These. Aber davon ist das Team momentan weit entfernt, gab bei der WM nicht nur auf dem Rasen eine ganz schlechte Figur ab. Joachim Löw und seinen Kickern fliegen die Herzen der Menschen momentan nicht zu, das Nationalteam hat einen schweren Stand in der Fan-Gunst - nicht nur in Leipzig und Umgebung.

Die Kartenpreise

Man muss die Nationalmannschaft nicht bloß sehen wollen, sondern es sich auch leisten können - was angesichts von Ticketpreisen zwischen 25 und 80 € nicht selbstverständlich ist. Auch wenn die Karten nicht komplett überteuert sind, hat so ein Abend beim Nationalteam seinen Preis. Selbst in der günstigsten Kategorie zahlt eine vierköpfige Familie ohne Ermäßigung schon 100 Euro, dazu kommen noch Essen und Trinken in der Arena.

Die späte Anstoßzeit

Familien sind eine wichtige Zielgruppe für den DFB und die Nationalmannschaft. Da ist Spiel an einem Donnerstagabend um 20.45 Uhr denkbar ungünstig. Da hilft es auch wenig, Tickets für Kinder unter sechs Jahren auf 10 Euro zu reduzieren. Im Vorfeld hatte der Verband auch bei Vereinen in Sachsen mit günstigen Eintrittskarten für einen Besuch des Spiels geworben. Ein Spieltermin am Wochenende wäre deutlich erfolgversprechender gewesen.

Das Problem mit den Freundschaftsspielen

Mit seinen Leistungen in Freundschaftsspielen hat das DFB-Team in den vergangenen Jahren nur wenig Werbung in eigener Sache betrieben. Oft hagelte es im Vorfeld Absagen von Stars, die lieber Blessuren beim Verein auskurieren wollten. Das Ergebnis: schwache Spiele und wenig Spektakel. Vier Tage nach dem Spiel in Leipzig steht für Deutschland das weitaus wichtigere Nations-League-Spiel gegen die Niederlande an. Da scheint es nicht abwegig, dass Löw in Leipzig eine B-Elf auflaufen lässt und die Stars schont.

Fußball im Überfluss

Bundesliga, DFB-Pokal, Champions League, Europa League – selbst 3. Liga und Regionalligen sind im TV präsent, ebenso wie internationaler Spitzenfußball über Streaming-Dienste wie DAZN.de. Spieltage dauern Dank TV-gerechter Stücklung von Freitag bis Montag, dann geht es nahtlos mit dem Europapokal weiter. Es herrscht wahrlich kein Mangel an Fußball in Deutschland, selbst bei hartgesottenen Fans sind erste Ermüdungserscheinungen erkennbar. Die Liebe zum Sport muss  sehr weit gehen, um an einem Donnerstagabend bei schlechtem Herbstwetter zum Freundschaftsspiel der Nationalmannschaft zu gehen. (mz)

DFB-Team: Der Kader für die Länderspiele in Leipzig und Gelsenkirchen

Insgesamt nominierte der Bundestrainer am Freitag 24 Spieler für die Begegnungen in Leipzig und Gelsenkirchen. Wieder dabei nach Pausen im Oktober sind Dortmunds Kapitän Marco Reus, Antonio Rüdiger (FC Chelsea), Leon Goretzka (Bayern München) und Kai Havertz (Bayer Leverkusen).

Tor: Manuel Neuer (Bayern München), Bernd Leno (FC Arsenal), Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt)
Abwehr: Matthias Ginter (Borussia Mönchengladbach), Jonas Hector (1. FC Köln), Mats Hummels (Bayern München), Thilo Kehrer (Paris St. Germain), Antonio Rüdiger (FC Chelsea), Nico Schulz (TSG Hoffenheim), Niklas Süle (Bayern München), Jonathan Tah (Bayer Leverkusen)
Mittelfeld/Angriff: Julian Brandt (Bayer Leverkusen), Julian Draxler (Paris St. Germain), Serge Gnabry (Bayern München), Leon Goretzka (Bayern München), Kai Havertz (Bayer Leverkusen), Joshua Kimmich (Bayern München), Toni Kroos (Real Madrid), Thomas Müller (Bayern München), Marco Reus (Borussia Dortmund), Sebastian Rudy (Schalke 04), Leroy Sane (Manchester City), Mark Uth (Schalke 04), Timo Werner (RB Leipzig) (mz/dpa)