Ende der Südkorea-Tour Laut und fordernd: Kompanys Pressing-Stil belebt die Bayern
Die Bayern-Stars erleben einen neuen Trainer-Stil. Neuer, Müller oder Kimmich gefällt das. Sportvorstand Eberl erklärt den Kompany-Ansatz - und was am Ende zählt.
Seoul/München - Nach der leicht verspäteten Landung in München nach einer durchflogenen Nacht gönnte Vincent Kompany seinen Spielern anderthalb Tage Erholung von den Strapazen des Südkorea-Trips. Harte Arbeit ist das Credo des 38 Jahre alten Belgiers. Aber der einstige Top-Spieler Kompany achtet als Trainer auf die Dosierung, auch wenn er beim Rekordmeister im Eiltempo einen neuen Fußball-Stil einzuführen gedenkt. Der Königsweg lautet dabei, Gutes beizubehalten - und mit Neuem wieder titelfähig zu werden.
Kompany wirkt - das war in den intensiven Tagen von Seoul zu beobachten - mehr nach innen als nach außen. Erklären mag der junge Chefcoach öffentlich nicht viel, insbesondere Reporterfragen zu einzelnen Akteuren behagen ihm nicht.
„Bayern hat sehr lange sehr ähnlich Fußball gespielt“
Über den beim 2:1 im Test gegen Tottenham Hotspur sichtbaren Kompany-Fußball ließ er auch lieber andere ausführlich reden. Sportvorstand Max Eberl etwa. Oder die Spieler. „Bayern München hat sehr lange sehr ähnlich Fußball gespielt“, sagte also Eberl nach den vielen Meisterjahren der jüngeren Vergangenheit, die Bayer Leverkusen mit eindrucksvollem Xabi-Alonso-Fußball beenden konnte. Mit Vinnie-Fußball soll zurückgeschlagen werden.
Der Ansatz von Kompany geht so. „Er will eine unheimlich hohe Laufbereitschaft, hohe Energie, hohe Intensität auf dem Platz haben“, sagte Eberl. Gerade gegen den Ball. Gegen Tottenham sah das so aus, dass extrem hoch und aggressiv gepresst wurde - Mann gegen Mann. Die Ballgewinne sollen über blitzschnelles Umschalten und Kombinieren zu Torchancen und Toren führen. Torjäger Harry Kane darf sich freuen. Aber passt Kane, der Mitte der Woche ins Training einsteigen soll, zum intensiven Pressing-Stil?
Dominierendes All-in-Pressing
Konrad Laimer, der wohl bissigste Balljäger im Münchner Kader, sprach zum Ende der Korea-Tour von einem „All-in-Pressing“. Der Österreicher ist überzeugt davon, „dass die Spielweise sehr dominierend sein wird“, wenn das ganze Münchner Team „die Feinheiten“ intus habe.
Die Bayern-Stars müssen sich beim Training und in den Spielen dabei auf eine andere Ansprache einstellen. Kompany coacht und lehrt äußerst aktiv, laut, energisch. Aber die Art kommt erstmal an. „Gerade in der Anfangszeit kann es nochmal lauter sein von der Außenlinie“, sagte Kapitän Manuel Neuer. „Sein Reinrufen braucht man“, meinte Laimer.
„Wir machen aktuell alles, was wir machen, sehr gewissenhaft“, sagte Routinier Thomas Müller, der seine x-te Saisonvorbereitung mitmacht. Das Trainerteam um Kompany gehe „vorweg mit Einsatz und Disziplin - und wir folgen“, sagte Müller: „Und das ist auch dringend nötig. Denn wir haben einiges vor in dieser Saison. Wir werden im Training von einem Ressort zum anderen übergeben. Jeder hat da das Heft des Handelns bei den Trainern in der Hand.“
Der Unterschied zu Nagelsmann und Tuchel
Im Gegensatz zu Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel legt Kompany ohne eine große Trainer-Vita in München los. Aber im Vergleich zu seinen Vorgängern kann er auf eine große Spieler-Vita gerade bei Manchester City verweisen, wo er zudem von Pep Guardiola lernte. Dessen Arbeit haben einst bei Bayern auch Neuer, Müller oder Joshua Kimmich geschätzt.
Kimmich äußerte sich positiv angetan nach erst wenigen gemeinsamen Arbeitstagen: „Kompany hat seine Ideen mit Ball und gegen den Ball. Das macht er ganz gut, mit Videos und wie er auf dem Platz coacht.“ Eine „gewisse Handschrift“ sei schon zu erkennen.
„Fantastischer Fußball mit 2:2, 3:3, 4:4“ sei nicht genug, bemerkte Eberl. „Die Attraktivität kommt über die Ergebnisse. Attraktiv und keine Ergebnisse führt irgendwann zu unattraktiv und keine Ergebnisse.“
Kompany und sein „Mindset“
Kompany freilich glaubt, dass der FC Bayern und er eine perfekte Verbindung darstellen können. „Ich denke, wir passen sehr gut zusammen“, sagte er in Seoul, als er über sein „Mindset“, also seine Denkweise, sprach. Erfolg sei sein Antrieb. „Ich musste mein ganzes Leben gewinnen. Warum sollte sich das hier ändern? Das wird sich niemals ändern. Die Erwartungen des Vereins können gar nicht größer sein als meine Erwartungen an mich selbst.“