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Kommentar zum WM-Finale Kommentar zum WM-Finale: So besiegt die DFB-Elf die Argentinier

Von Philip Sagioglou 11.07.2014, 08:46
Die deutschen Spieler jubeln über den Finaleinzug. Freuen Sie sich am Sonntag über den Titel?
Die deutschen Spieler jubeln über den Finaleinzug. Freuen Sie sich am Sonntag über den Titel? dpa Lizenz

Mit der Psychologie ist es im Sport ja so eine Sache. Nehmen wir das Beispiel des 7:1-Sieges der deutschen Nationalmannschaft im Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft gegen Brasilien. Ein klarer Vorteil, mit einem solchen Erfolgserlebnis ins Endspiel einzuziehen, meinen die einen und glauben, die DFB-Elf wird die Euphorie als Kraftstoff nutzen können. Ein klarer Nachteil, meinen die anderen, denn nach dieser fantastischen Darbietung erwartet die Welt, dass Joachim Löws Mannschaft den Pokal im Sturm erobern wird.

Die Argentinier sind allerdings keine – wie würde Per Mertesacker sagen? – „Karnevalstruppe“. Und: Die Argentinier haben eine Idee. Sie werden alles daran setzen, die Deutschen daran zu hindern, ihr Spiel aufzuziehen. Sie werden kaum versuchen, ihrerseits aktiv für den Titelgewinn zu sorgen. Ihr Plan ist es, zu verhindern, dass der Plan der DFB-Elf aufgeht.

Lionel Messi und seine Kollegen werden sich in diesem Vorhaben bestärkt fühlen, seit sie das Halbfinale gesehen haben und klar ist, dass schlecht organisiertes Pressing und der Wille, ein Spektakel zu bieten, gegen die deutsche Mannschaft mit einer 1:7-Niederlage enden können. Deshalb werden die Argentinier einen Teufel tun, ihre Taktik aufzugeben. Im Zweifelsfall vernachlässigen sie eher die Offensive.

Im Halbfinale haben sie gegen die Niederlande gezeigt, welch zäher und unangenehmer Gegner sie sind. In einer Sache sind sich Bundestrainer Joachim Löw und sein Kollege Alejandro Sabella sehr ähnlich: Beide sind bereit, Effektivität über Kunst zu setzen. Sabella ist dazu im Gegensatz zu Löw gezwungen, ihm würde im Mittelfeld ohnehin das Personal fehlen, risikofrei einen furiosen Offensivstil spielen zu lassen. Stattdessen verteidigt die „Albiceleste“ leidenschaftlich und kompakt – nichts desto trotz wird auch die DFB-Elf davor gewarnt sein, dass mit Lionel Messi und Sergio Agüero oder Ezequiel Lavezzi oder Ángel di María bis zu vier großartige Spieler auf dem Rasen stehen werden, denen bei Kontern nicht zu viel Freiraum gelassen werden sollte.

Darauf werden die Argentinier gegen Deutschland setzen: Verteidigen, kontern und hoffen, dass Messi irgendwann trifft, zur Not in der 119. Minute oder eben erst im Elfmeterschießen. Keine Frage: Schön anzusehen ist dieses auf Rasenschach ausgelegte Spiel nicht. Aber wer fragt schon danach, wo die Argentinier doch das erreicht haben, was ambitionierten Mannschaften wie Brasilien, Spanien, Italien, Frankreich, England, Uruguay oder Kolumbien verwehrt blieb? Sie dürfen am Sonntag im Maracanã antreten.

Die deutsche Mannschaft muss sich auf ein Geduldspiel einstellen.

Sie wird dennoch gut daran tun, sich nicht – wie etwa im EM-Halbfinale 2012 gegen Italien – auf das Spiel des Gegners einzustellen, sondern ihre eigene Idee umzusetzen. Im Gegensatz zu den Argentiniern verfügen die Deutschen über Mittelfeldspieler wie Bastian Schweinsteiger und Toni Kroos, die in der Lage sind, auch gegen tief stehende Gegner offensive Impulse zu setzen.

Dieses Bindeglied zwischen Abwehr und Offensive fehlt den Argentiniern. Und darin könnte im Finale der Trumpf der Deutschen liegen. Messi ausschalten, in Ruhe nach vorn spielen, Konter verhindern und sich nicht durch den mitunter ruppigen Stil der Argentinier provozieren lassen. Das Ganze wird dann nicht so schön anzusehen sein, wie der Triumph über Brasilien. Aber es geht um den WM-Titel, nicht um einen weiteren Schönheitspreis.

Und wo wir eingangs bereits bei der Psychologie waren: Es ist ein sicher nicht zu unterschätzender Vorteil, dass mit Lahm, Schweinsteiger und Miroslav Klose vermutlich drei Spieler beginnen werden, die schon 2006 und 2010 gegen die Argentinier gewonnen haben. Ein bisschen Angst in den Reihen des Gegners kann nicht schaden.