Kommentar zum ARD-Abgang Kommentar zu Mehmet Scholl: Ein Experte für Entgleisungen

Fußball-Experte bei einem großen Fernsehsender zu sein, ist schwerer, als sich manch einer das vorstellen mag, denn die wichtigste Voraussetzung ist: Die Leute müssen einen kennen. Mehmet Scholl kennen alle, manch einen kennt niemand. Deshalb wurde Mehmet Scholl auch Fußball-Experte bei der ARD und hat die Leute neun Jahre mehr oder weniger gut unterhalten. Am Anfang mehr, am Ende weniger, denn die Rolle des kickenden Lausbuben nutzt sich irgendwann ab.
Mehmet Scholl war so lange ein unterhaltsamer Begleiter, wie er originell sein konnte, ohne andere zu verletzen. Diese Fähigkeit war ihm im Jahr 2012 abhanden gekommen, als er dem Stürmer Mario Gomez vorgeworfen hatte, sich bei seinen Anstrengungen in der gegnerischen Hälfte "wund" zu liegen. Es war dem früheren Profi damit gelungen, die Karriere eines verdienten Spielers zu beschädigen und Kranke zu verhöhnen.
Witz und Analyseschärfe ließen nach
Solche Entgleisungen sind ihm dann öfter passiert, während Witz und Analyseschärfe nachließen. Man mag den Umgang der Öffentlich-Rechtlichen mit dem Thema Doping für die Ausgeburt von Doppelmoral halten. ARD und ZDF haben ja kein Problem damit, die Tour de France zu feiern und parallel dazu Hintergrundberichte zu senden, die schlimmste Befürchtungen bestätigen. Aber einen solchen Beitrag während des Confed Cup zum Anlass einer Rebellion zu nehmen, wie Scholl es tat, war dann doch übertrieben.
Offenbar war Mehmet Scholl der Unterschied Programmdirektor und Experte nicht klar. Jetzt ist er weg. Und in Erinnerung bleiben, auch wenn das nicht gerecht sein mag, vor allem seine dummen Sprüche.