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Top-Talent wog 125 Kilogramm Kevin Pannewitz Das irre Comeback des einstigen Super-Talents in Jena

21.01.2018, 15:00
Kevin Pannewitz bei seinem Comeback in der Winter-Vorbereitung mit Carl Zeiss Jena.
Kevin Pannewitz bei seinem Comeback in der Winter-Vorbereitung mit Carl Zeiss Jena. imago sportfotodienst

Jena - Kevin Pannewitz hatte sich selbst schon aufgegeben. „Ich hatte meine Laufbahn eigentlich schon abgeschrieben“, sagte der einst als eines der größten deutschen Fußball-Talente geltende 26-Jährige. Doch mit viel Willen und Einsatz hat er sich zurückgekämpft, sein eigenes Ich besiegt und seine „gefühlt zehnte zweite Chance“ nun endlich genutzt.

Beim Drittligisten beim FC Carl Zeiss Jena gab er nach sechs Jahren Pause sein kaum noch für möglich gehaltenes Comeback im Profi-Fußball.

Kevin Pannewitz: Gute Leistung beim Comeback in Jena

Das 0:1 bei Fortuna Köln konnte Pannewitz am Samstag nach seiner Einwechslung in der 55. Minute zwar nicht verhindern (siehe Video unten). Aber neben der ersten Enttäuschung dürften die Glücksgefühle überwogen haben. „Natürlich war ich aufgeregt, es war sehr schön“, sagte Pannewitz dem MDR.

Er zeigte eine gute Leistung und hätte sogar fast das 1:1 erzielt. Aber seinen Kopfball klärte Christopher Menz auf der Linie. „Wir fahren fünf Stunden mit dem Bus zurück und haben nichts mitgenommen. Das ist kein schönes Gefühl“, meinte der Rückkehrer.

Pannewitz schleppte Kühlschränke und arbeitete als Hausmeister

Die Geschichte des gebürtigen Berliners ist die eines Hochbegabten, dem Experten eine Karriere in der Bundesliga prophezeiten und sogar den Sprung in die Nationalelf zutrauten. Der aber am Ende an sich selbst scheiterte. Der Mittelfeldspieler mit dem feinen Fuß, dem guten Stellungsspiel und Timing im Zweikampf wog bei einer Körpergröße von 1,85 Meter zwischenzeitlich 125 Kilogramm. Er schleppte Kühlschränke und Waschmaschinen, arbeitete als Hausmeister, bewarb sich bei der Berliner Stadtreinigung. „Ich weiß, wie es ist, morgens um 4 Uhr als Hausmeister die Mülltonnen herauszufahren oder die Einfahrt zu kehren“, sagte Pannewitz.

Mit 17 Jahren feiert er bei Hansa Rostock sein Debüt in der 2. Bundesliga. Aber Gewichtsprobleme begleiteten Pannewitz schon immer. Die Boulevard-Presse betitelte ihn einst als „Wannewitz“. Zudem stieg ihm der Erfolg zu Kopf. Nächtliche Ausflüge inklusive Sauftouren, Suspendierung. Rostock strich ihn nach dem wöchentlichen Wiegen mehrmals aus dem Kader. „Ich hätte jemanden gebraucht, der 24 Stunden auf mich aufpasst“, sagte Pannewitz einst der „Zeit“. Ein schlampiges Genie.

Kevin Pannewitz: „Ich habe nur gegen mich selbst verloren“

Nach seinem unschönen Abgang 2012 mit dem Zweitliga-Abstieg von Rostock, für den ihn viele Fans verantwortlich machten, bekam er trotz seines schlechten Rufes eine große Chance. Felix Magath holte ihn in die Bundesliga zum VfL Wolfsburg. Der Coach fand es schade, wenn der Fußball so ein Talent verlieren würde. Doch auch „Quälix“ scheiterte, sagte am Ende: „Pannewitz ist panne.“ Wenigstens die Schuld gibt sich Pannewitz selbst: „Ich habe nur gegen mich selbst verloren.“

Von Wolfsburg ging es dann bis runter in die 6. Liga. Dort spielte er aber wegen seines Übergewichts am Ende auch nur selten. Dann kam die Chance in Jena und die nutzte er nun. Er nahm deutlich ab und brachte sich in Form. „Jetzt darf ich wieder dieses Leben als Profi genießen“, sagte er dem „Kicker“.

(dpa)