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Bundesliga Wolfsburg im Abstiegskampf: Hasenhüttl ersetzt Kovac

Um Titel mitspielen, einen Europacup-Platz erreichen: Das waren die Ziele, als Niko Kovac nach Wolfsburg kam. Die Realität heißt aber: Abstiegskampf. Deshalb wird er durch Ralph Hasenhüttl ersetzt.

Von Sebastian Stiekel, dpa 17.03.2024, 09:46
Der VfL Wolfsburg und Trainer Niko Kovac gehen getrennte Wege.
Der VfL Wolfsburg und Trainer Niko Kovac gehen getrennte Wege. Swen Pförtner/dpa

Wolfsburg - Fünfeinhalb Monate überstand Niko Kovac einen sportlichen Rückschlag nach dem nächsten. Als der Trainer des VfL Wolfsburg dennoch gehen musste, vergingen bis zur Präsentation des Nachfolgers nur wenige Stunden.

Noch am späten Nachmittag gab der Club die Verpflichtung von Ralph Hasenhüttl bekannt. Der 56 Jahre alte Österreicher arbeitete in der Fußball-Bundesliga bereits für RB Leipzig und den FC Ingolstadt und trainierte zuletzt von 2018 bis 2022 den FC Southampton in der englischen Premier League. Nach Angaben des VfL unterschrieb er einen „längerfristigen Vertrag“.

Nur zwei Siege in den vergangenen 20 Ligaspielen

Was Hasenhüttl in Wolfsburg erwartet, hätte vor knapp zwei Jahren kaum jemand für möglich gehalten. Damals trat Kovac beim Volkswagen-Club mit dem Ziel an, um Titel mitzuspielen oder zumindest einen Platz in einem Europapokal-Wettbewerb zu erreichen. 20 Monate später übergibt er eine für mehr als 70 Millionen Euro verstärkte Mannschaft nun als Abstiegskandidat. Das 1:3 gegen den FC Augsburg war am Samstag bereits das elfte sieglose Spiel nacheinander.

„Wir bedauern die Entwicklung und halten es für erforderlich, der Mannschaft jetzt einen neuen Impuls zu geben, um die Situation zu stabilisieren“, sagte Geschäftsführer Marcel Schäfer zum Trainerwechsel. Eigentlich wollten er und der VW-dominierte Aufsichtsrat diese Saison gerne mit Kovac beenden und den Neuanfang mit Hasenhüttl erst im Sommer starten. Doch die Macht des Faktischen wurde nach dem Augsburg-Spiel zu stark.

Der VfL hat nur zwei der vergangenen 20 Ligaspiele gewonnen und ist im gesamten Kalenderjahr 2024 noch sieglos. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz schmolz an diesem 26. Spieltag auf sechs Punkte zusammen. Bitter für Kovac ist, dass die Niederlage gegen Augsburg durch einen völlig überzogenen Platzverweis beim Stand von 1:0 für Wolfsburg begünstigt wurde. Aber auch das ging angesichts einer monatelangen Fehlentwicklung nicht mehr als mildernder Umstand durch.

„Natürlich bin vor allem ich als Cheftrainer enttäuscht darüber, dass es uns nicht gelungen ist, trotz vielversprechender Ansätze den Turnaround zu schaffen“, wurde Kovac am Sonntag in einer Mitteilung des Clubs zitiert. Bei seinem letzten öffentlichen Auftritt als VfL-Trainer hatte er am Vorabend nach dem Augsburg-Spiel noch einmal mit Emotion und Leidenschaft um seinen Job gekämpft. Seine Mannschaft? „Sie wird in der Liga bleiben!“ Seine Qualitäten als Trainer? Daran zweifele er nicht! 

Kovac: Team besser, als die Punkteanzahl zeigt

Kovac ist nicht der erste namhafte Trainer, der in Wolfsburg hohe Ziele verfehlt. Das passierte vor ihm auch schon Mark van Bommel, Andries Jonker oder dem früheren englischen Nationalcoach Steve McClaren. Doch bei dem 52-Jährigen war die Diskrepanz zwischen Erwartetem und Erreichtem besonders groß.

Als Kovac 2022 zum VfL kam, galt auch er als potenzieller Premier-League-Coach, der zuvor die enorme Entwicklung von Eintracht Frankfurt angeschoben, mit Bayern München das Double gewonnen und den französischen Club AS Monaco in die Champions-League-Qualifikation geführt hatte. Doch was er auch tat in Wolfsburg - es geriet sehr schnell an Grenzen.

Seiner Mannschaft brachte er Fitness und Laufstärke bei - mehr aber auch nicht. Rhetorisch reduzierte er die lange Misserfolgsserie auf die Faktoren Glück und Pech. Es ist Kovac' größtes Verdienst in Wolfsburg, bis dato kaum bekannte Spieler wie Felix Nmecha und Micky van de Ven so vorangebracht zu haben, dass der VfL sie im vergangenen Sommer für 70 Millionen Euro verkaufte. Das wog die fehlende spielerische Weiterentwicklung am Ende aber nicht auf. Diese Mannschaft sei „sehr viel besser, als die Punkteanzahl zeigt“, sagte Kovac noch am Samstag. Beweisen muss dies nun Ralph Hasenhüttl.