Insolvenzen, Abstiege, Neuanfänge Insolvenzen, Abstiege, Neuanfänge: Das wurde aus den letzten 14 DDR-Oberligisten
Berlin - Der FC Energie Cottbus war der letzte Verein aus der finalen Saison der DDR-Oberliga, der in der 1. Fußball-Bundesliga spielte. Jetzt kickt der Club in der Regionalliga. Kein Einzelfall. Ein Blick auf die 14 ligahöchsten Teams am Ende der DDR.
FC Hansa Rostock
Letzter Meister der ehemaligen DDR-Oberliga. Noch nie vorher konnte Hansa die DDR-Meisterschaft für sich entscheiden. Mit der Premiere schafft Hansa es in der ersten gesamtdeutschen Saison auch die Bundesliga - für ein Jahr vergrößert auf 20 Clubs. Rostock steigt nach nur einer Saison aber schon wieder ab. Drei Spielzeiten später die Rückkehr ins Oberhaus, wo sich Hansa bis 2005 hält. Es folgt ein Auf und Ab. Seit Sommer 2012 nur noch Drittligist.
1. FC Dynamo Dresden
„Bundesliga-Euphorie und Nachwende-Tiefpunkte“, titelt Dyanamo rückblickend auf seiner Homepage. Tabellenzweiter der Saison 1990/1991 und damit auch noch für die Bundesliga qualifiziert. Was dann kommt, ist allerdings eine Berg-und-Tal-Fahrt des achtmaligen DDR-Meisters mit zwischenzeitigem Absturz in die vierte Liga. Im Sommer 1995 belegen die Dresdner den letzten Bundesligarang. Weil sie auch die Lizenz nicht bekommen, geht es runter in die Regionalliga, damals dritthöchste Spielklasse. Es kommt aber noch schlimmer: Dynamo muss im Sommer 2000, zehn Jahre nach dem Titel in der DDR-Oberliga, in die deutsche Oberliga - Viertklassigkeit. Es geht danach mit Auf- und Abstiegen weiter, seit dem Sommer 2016 spielt Dresden in der zweiten Liga und kämpft dort gerade gegen den Abstieg.
FC Rot-Weiß Erfurt
Dritter der Saison 1990/1991 - zur eigenen Verwunderung. „Bis zur Saison 90/91 kämpfte der Thüringer Club meist regelmäßig gegen den Abstieg, und so kam der 3. Platz in der allerletzten Saison in der DDR doch völlig überraschend“, schreibt RWE auf seiner Homepage. Nach dem Abstieg in der Saison 1991/1992 schaffte Rot-Weiß noch einmal - ebenso überraschend - den Aufstieg in die Zweite Liga zur Spielzeit 2004/2005. Das Abenteuer wurde nach einem Jahr mit dem 18. und letzten Platz abgeschlossen. Der Rest ist dritt- und viertklassig. Hinzu kommen finanzielle Probleme. Ein Insolvenzverfahren läuft beim aktuellen Viertligisten noch immer.
Hallescher FC
„Mit dem Wechsel von Dariusz Wosz zum VfL Bochum (in der Winterpause 1991/92) begann der Niedergang des HFC“, schreibt der HFC auf seiner Homepage. Von der zweiten Liga geht es bis in die Verbandsliga runter (1995 bis 1997). Nach dem Aufstieg in die Oberliga steigt der HFC postwendend wieder in die fünfte Spielklasse ab. 2000 folgt der erneute Sprung in die Oberliga, 2008 der Aufstieg in die Regionalliga. Seit Sommer 2012 spielt der HFC in der dritten Liga. Und das in diesem Jahr mit großem Erfolg. Nach der knapp verpassten Aufstiegsrelegation in der vergangenen Spielzeit mischen Hallenser derzeit wieder aussichtsreich vorne mit.
Chemnitzer FC
Seit Monaten sorgt der CFC für Negativschlagzeilen. Insolvenz, Machtgerangel, eine Trauerbekundung für einen toten Rechtsextremen, der einst für den Club arbeitete und Fan war. Dazu Zoff und Entlassung des Kapitäns, Rücktritte der sportlichen Führung. Es reicht für eine längere Vereinschronik. Sieben Spielzeiten - mit Unterbrechung - gehörte der Chemnitzer FC der 2. Liga an. 2001 stiegen die Himmelblauen ab. Fünf Jahre später ein weiteres Mal. Seit dem Sommer 2011 spielt der einstige Club von Michael Ballack in der 3. Liga. Nach dem Abstieg 2018 gelang die sofortige Rückkehr.
FC Carl Zeiss Jena
Der größte Erfolg nach der Wende: 2008 schafft es der FC Carl Zeiss Jena ins Halbfinale des DFB-Pokals. Gegen Borussia Dortmund war dann Schluss für die Thüringer. Schluss war auch damals in der 2. Liga: Abstieg in Liga drei. Zuvor hatte Jena es mit zwei Aufstiegen nacheinander von der Ober- über die Regionalliga bis in die 2. Bundesliga im Sommer 2006 geschafft. Es passt zum Bild des Clubs, wie bei vielen anderen aus der einstigen DDR-Oberliga. Es ging hoch und runter. Derzeit ist Jena Tabellenletzter in Liga drei.
1. FC Lokomotive Leipzig
Das Bild vom Händedruck Diego Maradonas mit Lok-Torwart Rene Müller ziert die Erfolgsleiste auf der Homepage der Leipziger. 1988 war das, der Gegner im ehrwürdigen Zentralstadion der SSC Neapel. Heute sorgt der von Lok-Fans weniger geliebte Bundesligist RB Leipzig für internationales Flair in Leipzig. Aus Lok wird nach der Wende wieder der VfB Leipzig. 1993/1994 spielt der Verein in der Bundesliga, vier Jahre in der 2. Liga folgen. Danach kommt der „Absturz bis zum Kollaps“, wie es in der Chronik heißt. 2004, als Oberligist, endet die Ära des VfB Leipzig. Zahlungsunfähigkeit, Insolvenz. Einige Fans ließen Lok wieder auferstehen. Aktuell spielt Lokomotive Leipzig in der Regionalliga.
BSV Stahl Brandenburg
Es war einmal. Heute gibt es noch den FC Stahl Brandenburg. Und der spielt in der Landesliga. 1998 muss der BSV Brandenburg Konkurs anmelden, der FC Stahl wird der Nachfolgeverein. Nach einem Jahr in der 2. Liga geht es stetig abwärts für den BSV.
Eisenhüttenstädter FC Stahl
Der Verein, der 1970 in der DDR mit illegaler Spielerabwerbung einen Skandal verursacht hatte, macht sportlich nach der Wende meist schwere Zeiten durch. Insolvenz. 2016 geht der EFC Stahl in den FC Eisenhüttenstadt über. Der Club spielt in der Brandenburgliga.
1. FC Magdeburg
Der einzige DDR-Europapokalsieger (1974) kann vom früheren Ruhm heute nur träumen. Zwangsabstieg im Sommer 2002, nachdem auch beim 1. FCM ein Insolvenzverfahren eingeleitet worden war. Der einstige Titelsammler spielt nur noch in der Oberliga, die diesmal allerdings nur die vierthöchste Spielklasse ist. Immerhin machen sich die Magdeburger als Pokalschreck einen Namen. 2015 steigt die Mannschaft von der Regionalliga in die 3. Liga auf, drei Jahre später erreicht der 1. FCM erstmals die 2. Liga. Es bleibt ein kurzer Ausflug, nach einer Saison steigt der Club wieder ab.
FC Berlin
„Mit der Wende kam für den BFC auch der sportliche Abstieg“, heißt es auf der Vereins-Homepage. Besser bekannt ist der FC Berlin als BFC Dynamo. Der Verein, der von einschließlich 1979 bis 1988 zu DDR-Zeiten zehn Mal in Serie die Oberliga gewann und damit auch zum Rekordsieger wurde. Aber auch beim Club aus Höhenschönhausen endeten Glanz und Gloria mit dem Mauerfall. Es ging bis zum Zwangsabstieg in die Verbandsliga, dazu kam wirtschaftliches und sportliches Chaos. Nach einer Insolvenz stieg der BFC 2004 in die Oberliga auf, 2013 in die Regionalliga. „Geht es jedoch nach den Verantwortlichen des Vereins und den Fans, soll in der Regionalliga noch nicht das Ende der sportlichen Fahnenstange erreicht sein. In absehbarer Zukunft möchte man den Sprung in den Profifußball wagen“, schreibt der Club.
FC Sachsen Leipzig
Er entsteht 1990 nach einer Zusammenlegung der Clubs BSG Chemie Leipzig und BSG Chemie Böhlen. 21 Jahre später ist auch der FC Sachsen Leipzig Geschichte. 2001 steigt der Verein wegen einer Insolvenz zwangsweise in die Oberliga ab. Zweimal geht es noch zurück in die Regionalliga und wieder zurück in die Oberliga, am Ende kommt eine erneute Insolvenz. 2011 wird der Verein aus dem Register gelöscht. Die wiedergegründete BSG Chemie Leipzig spielt inzwischen wieder Regionalliga.
FC Energie Cottbus
Der Stehaufclub aus der Lausitz. 1997 steigt der FCE in die 2. Liga auf, 2000 in die Bundesliga. Drei Spielzeiten bleibt Energie oben, dann kommt der Abstieg - und ein neuer Anlauf. 2006 ist es wieder soweit: Cottbus ist zurück in der Bundesliga, diesmal für drei Jahre. Fünf Jahre 2. Liga, Abstieg, drei Jahre 3. Liga, Abstieg. Nach der Rückkehr geht es nach nur einer Saison wieder zurück in die Regionalliga. Noch immer ist der FC Energie aber der bislang letzte Club aus der DDR-Oberliga, der in der Bundesliga spielte.
FC Victoria 91 Frankfurt (Oder)
Einst der Armeeclub FC Vorwärts Berlin, 1971 auf Anordnung des DDR-Verteidigungsministeriums nach Frankfurt (Oder) zwangsversetzt. „Mit dem Ende der DDR war auch das Ende des bisherigen FC Vorwärts gekommen, da die NVA zum 3. Oktober 1990 aufgelöst wurde und es im Umfeld der Bundeswehr eine der Armeesportvereinigung Vorwärts vergleichbare Organisationsstruktur nicht gab, der man sich hätte anschließen können“, erklärt der Club. Wie der FC Energie Cottbus auf Rang 13 verpasst auch der FC Frankfurt (Oder) in der letzten Oberliga-Saison der DDR als Letzter die Qualifikationsrunde zur 2. Liga. „Der Verein verschwand so schließlich aus dem Blickfeld des Profifußballs“, heißt es auf der Homepage. Der Club spielt derzeit in der Brandenburgliga. (dpa)
Auf Beschluss des Deutschen Sportausschusses war 1949/1950 eine zentrale Spielklasse gegründet worden, die zunächst als Ostzonenliga, später als DS-Liga und schließlich als DDR-Oberliga geführt wurde. Erster Fußballmeister der DDR wurde 1950 die BSG Horch Zwickau durch einen Finalsieg gegen die SG Dresden-Friedrichstadt (5:1). Rekordmeister ist der BFC Dynamo mit zehn Titeln, achtmal gewann die SG Dynamo Dresden die DDR-Meisterschaft. Als letzter Club holte der FC Hansa Rostock 1991 den Titel. Die Oberliga der DDR absolvierte in der Saison 1990/1991 ihr letztes Spieljahr - als NOFV-Oberliga.