Kommentar zu Hooligans in Prag Hooligans in Prag: Keine Schande für Deutschland, eine Schande für sich

Der Umgang mit den verachtenswerten Elementen, die den Fußball begleiten, ist unangenehm, aber notwendig. Die Kunst ist es, das richtige Maß in ihrer Betrachtung, Beachtung und Einordnung zu finden. Im Alltag des deutschen Fußballs besteht die größte Herausforderung darin, Fan, Ultra, Hooligan und Neonazi voneinander abzugrenzen, weil es keine klassischen Schnittstellen gibt, nur Übergänge.
Deshalb versucht der DFB inzwischen, die Gruppen durch eine Offensive des Verständnisses und der Toleranz auseinander zu bekommen, nachdem es durch das System der Pauschalverurteilung nicht funktioniert hat. Und man wird endgültigen Aufschluss darüber bekommen, ob das Konglomerat der Anhängerschaft bereit ist, sich identifizieren zu lassen.
Insofern waren die Vorgänge in Prag ein einfacher Fall. Die dort Auffälligen gehörten ausnahmslos zur Gruppe jenes rechten Packs, das keinen Zweifel an sich lässt. Man ist sich einig, dass diese Leute das Stadion nicht hätten betreten dürfen. Aber sie sollten eigentlich gar nichts betreten – keinen öffentlichen Raum, kein Restaurant, keinen Kinderspielplatz, am besten nicht einmal den Planeten Erde.
Eine Gruppe von 200 Leuten bringt keine Schande über Deutschland
Joachim Löw erklärte mit glaubhafter Empörung, diese Menschen hätten Schande über Deutschland gebracht. Obwohl man ahnen kann, dass es dem Bundestrainer vor allem um maximale Distanzierung ging, darf man ihm widersprechen. Eine Gruppe von etwa 200 Leuten ist nicht in der Lage, Schande über Deutschland zu bringen, weil sie von jedem, der auch nur das Geringste weiß über unsere Gesellschaft, als das identifiziert werden muss, was sie ist: Ein höchst gefährliches, schlimmes Problem, das auch in kleinsten Gruppen weder unterschätzt noch verharmlost werden darf und mit den Mitteln der Exekutive einerseits und Bildung andererseits bekämpft werden muss.
Beschämen allerdings können diese Leute nur sich selbst.