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Hitzlspergers Coming-out Hitzlspergers Coming-out: Schwul-lesbischer Sportverein: Hype dürfte kein Hype sein

Von Stefanie Greiner 09.01.2014, 16:17
Thomas Hitzlsperger hat sich in einem Interview zu seiner Homosexualität bekannt.
Thomas Hitzlsperger hat sich in einem Interview zu seiner Homosexualität bekannt. dpa

Halle (Saale)/MZ - Der ehemalige Nationalspieler Thomas Hitzlsperger hat mit seinem Coming-out einen gewaltigen Rummel ausgelöst. Politiker und Sportler loben seinen Mut. Nationale und internationale Medien greifen das Thema auf. Der Server von „Zeit Online“ ist für kurze Zeit sogar zusammengebrochen. Mit dem Interview, in dem er sich zu seiner Homosexualität bekannt hat, hat die Zeitung eine Welle ausgelöst.

Der britische Wasserspringer enthüllte seine Liebe zu einem Mann Anfang Dezember 2013 im Internet: „Ich habe jemanden getroffen, der mich so glücklich gemacht hat, der mir Sicherheit gegeben hat. Es fühlt sich alles einfach großartig an. Und dieser Jemand - war ein Mann.“

Der britische Fußballer war 1990 der erste aktive Profi, der sich outete. Acht Jahre später erhängte sich der damals 37-Jährige nach einer regelrechten Hetzjagd in Großbritannien am 2. Mai 1998 in einer Garage.

2011 outete sich der Schwede als erster prominenter Fußballer in dem skandinavischen Land.

Der viermalige Goldmedaillen-Gewinner der Olympischen Spiele 1984 und 1988 hatte kurz vor den Spielen in Seoul die HIV-Diagnose erhalten, dies aber zunächst verschwiegen. In der Qualifikation des 3-m-Wettbewerbs schlug er dann mit dem Kopf auf das Brett und zog sich dabei eine blutende Wunde zu. Diese wurde von einem Arzt ohne Handschuhe versorgt, der von der HIV-Infektion nichts wusste, später aber negativ getestet wurde.

Der Eiskunstlauf-Olympiasieger outete sich im Dezember als schwul, zwei Tage nach seiner Berufung in die US-Delegation für die Winterspiele in Sotschi. „Ich bin ein Sohn, ein Bruder, ein Onkel, ein Freund, ein Sportler, ein Koch, ein Autor. Und schwul zu sein ist nur ein weiterer Teil von mir“, hieß es in einer von USA Today veröffentlichten Stellungnahme des 50-Jährigen.

Der frühere NBA-Profi bekannte sich nach seiner Karriere in der nordamerikanischen Profiliga in seiner Autobiografie „Man in the Middle“ als erster Basketballer.

Anfang 2013 outete sich der Fußballer und gab gleichzeitig seinen sofortigen Rücktritt bekannt. Am 27. Mai gab er für Los Angeles Galaxy in der 77 Minute sein Comeback und ist damit der erste geoutete homosexuelle Profi, der in der MLS ein Spiel absolvierte.

Der zweifache Silbermedaillen-Gewinner im Eiskunstlauf hatte lange versucht, seine Homosexualität zu verbergen - bis sie durch einen Prozess um den Unterhaltsanspruch seines Ex-Partners im Februar 1999 bekannt wurde.

2009 bekannte sich der Rugbyspieler zu seiner Homosexualität und wurde am Ende des Jahres an die Spitze der Pink List gewählt, der einflussreichsten Homosexuellen Englands. Eine Verfilmung seines Lebens ist geplant.

Kurz nach seinem Outing 1998 verlor der Schwimm-Olympiasieger von Barcelona 1992 einen lukrativen Werbevertrag, weil er „zu offen schwul“ sei. 2008 sprach der Kanadier anlässlich einer neuen Verordnung zur Stärkung der Rechte Homosexueller vor der UN-Vollversammlung in New York.

„Leitfigur einer überfälligen Debatte“ titelte „Süddeutsche.de“ am Mittwoch. Eine „ungeheuer kühne Tat“ nennt die russische Sportzeitung „Sowjetski Sport“ seinen Schritt an die Öffentlichkeit. „Mutprobe: Ex-Kicker Thomas Hitzlsperger bricht ein Tabu“, schreibt der „Kurier“ in Österreich. Auch in den sozialen Netzwerken, vor allem bei Facebook und Twitter, verbreitete sich das Thema wie ein Lauffeuer.

„Es ist ein Hype, der eigentlich kein Hype sein dürfte“, sagt nun Ronald Meinhardt, Vorsitzender des schwul-lesbischen Sportvereins „Saaleperlen“ in Halle. Er begrüßt das Coming-out des Fußballers und hofft, dass sich weitere anschließen. „Je mehr folgen, desto weniger wird darüber geredet“, macht er deutlich.

Dass der Schritt des ehemaligen Nationalspielers an die Öffentlichkeit nun auf ein derart gewaltiges Echo stößt, hält der Vereinsvorsitzende zwar für übertrieben, er sieht die Medien in diesem Fall aber auch als gutes Mittel, um die Bevölkerung wachzurütteln. „Fußballer müssen alle harte Kerle sein“, spricht er das weitverbreitete Klischee an. Warum eigentlich hat das Sexualleben der Sportler überhaupt einen Nachrichtenwert? Das fragt sich sicherlich nicht nur Ronald Meinhardt.