HFC-Aufholjagd ohne Erfolg HFC-Aufholjagd ohne Erfolg: Magdeburg jubelt in dramatischem Derby
Magdeburg - Drei Tore, zwei Platzverweise und eine dramatische Schlussphase: Der 1. FC Magdeburg hat ein denkwürdiges Sachsen-Anhalt-Derby am Ende durchaus glücklich mit 2:1 (2:0) gegen den Halleschen FC gewonnen. Aber über viele Szenen der Partie wird noch zu reden sein.
Personell musste der Hallesche FC eine schwere Hypothek verkraften: Klaus Gjasula konnte nicht auflaufen. Eine Rippenprellung setzte den Kapitänaußer Gefecht. Dafür rückte Daniel Bohl in der Mittelfeldzentrale an die Seite von Erik Zenga. Im Angriff gab Mathias Fetsch nach seiner Verletzungspause wegen des Jochbeinbruchs im Erfurt-Spiel sein Comeback. Dafür saß Hilal El-Helwe auf der Bank.
Und Ärger gab es auch außerhalb. Mit einem Bengalo war ein Brandanschlag auf die Zugstrecke nach Magdeburg verübt und die Elektrik lahmgelegt worden. Die Regionalbahn mit etwa 500 Fans der Gäste musste umständlich umgeleitet werden. Als der Tross dann gegen 13.45 Uhr in der Landeshauptstadt angekommen war, wollte ihn die Polizei zunächst nicht auf den Weg zum Stadion lassen.
HFC verpasst die frühe Führung, dann trifft der FCM
Die erste gute Chance im Spiel hatte der HFC in der vierten Minute per Konter. Fetsch hatte Marvin Ajani an der Mittellinie auf die Reise geschickt. Der aber vorzog am Ende seines Sprints knapp. Auf der anderen Seite war ein 22-Meter-Freistoß von Nico Hammann sichere Beute von HFC-Keeper Tom Müller.
Doch in der achten Minute zögerte Müller in einem Überraschungsmoment, als eine Kopfball-Verlängerung zu Christian Beck in den Fünfmeter-Raum geflogen war. Wohl, weil er den FCM-Stürmer für abseits hielt. Doch Beck hielt den Fuß an den Ball und es stand 1:0 für Magdeburg. Es war übrigens erst das zweite Saisontor des Schützenkönigs der letzten Saison.
FCM eiskalt vor dem Tor
Nur vier Minuten später schlug es erneut hinter Müller ein. Michel Niemeyer stand frei im Strafraum, zog mit links ab: 2:0. Damit war die Taktik des HFC, zunächst lange die Null zu halten, völlig Makulatur. Weil im defensiven Mittelfeld – dort, wo Gjasula fehlte - beinahe sämtliche Kopfball-Duelle verloren gingen. Es drohte ein Debakel. Zumal vorn zwei verheißungsvolle Kopfbälle neben den FCM-Kasten gesetzt wurden.
In der Folgezeit beruhigte sich das Geschehen. Halle bemühte sich um offensive Akzente – ohne rechte Durchschlagskraft. Müller verhinderte mit einer Glanztat bei einem Heber von Beck in der 32. Minute einen höheren HFC-Rückstand.
HFC-Fans verlassen aus den Protest den Block
Kurz vor der Pause drückte der HFC dann noch einmal auf den Anschlusstreffer, ohne sich eine hundertprozentige Chance zu erarbeiten. Etwa 800 seiner Fans verließen derweil das Stadion, wohl aus Protest, weil der Rest vom Bahnhof Herrenkrug nicht Richtung Stadion kam.
Während der Pause sickerten Informationen von außerhalb des Stadions auf die Tribünen. Die HFC-Fans hatten die Arena verlassen, um den Zugfahrern entgegen zu gehen. Die befanden sich nämlich inzwischen doch noch auf dem Weg zum Stadion.
Auch Gruppen von FCM-Fans machten sich auf. Draußen drohten handgreifliche Auseinandersetzungen. Es gab Berichte von Angriffen mit Steinen und Flaschen auf den HFC-Anhang unmittelbar im Außenbereich. Fünf Minuten nach Wiederbeginn kehrten Teile der Gäste-Fans wieder auf die Tribünen zurück.
HFC: Das Anschlusstor macht die Partie wieder spannend
Zum Sportlichen: HFC-Trainer Rico Schmitt gab mit einem Wechsel ein Zeichen für verstärkte Offensive. Er nahm Toni Lindenhahn vom Feld und brachte El-Helwe. Das Geschehen begann beidseits zerfahren. In der 58. Minute hatte der FCM eine Chance durch Julius Düker, dessen Schuss Keeper Müller zur Ecke lenkte. Offensiv brachten die Gäste nun gar nichts mehr zustande.
Wie aus dem Nichts fiel in der 68. Minute dann doch das 2:1. Fetsch bekam den Ball mal prima im Strafraum zugespielt und schoss aus spitzem Winkel aufs Tor, Christopher Handke versuchte den Ball wegzuspitzeln und beförderte Kugel über die Linie.
In der 71. und 72. Minute eskalierten vor 22841 Zuschauern die Emotionen auf dem Platz. Erst sah Philip Türpitz Rot. Der Magdeburger hatte Daniel Bohl – beide lagen nach einem Zweikampf am Boden, Bohl soll gebissen haben - den Ellenbogen ins Gesicht gerammt: Tätlichkeit. Diese Dummheit toppte Ajani. Gerade als es weitergehen sollte, rammte er einen Gegenspieler um. Auch er bekam dafür Rot. In die Schlussphase ging es also zehn gegen zehn.
Hallescher FC verpasst den Ausgleich in letzter Sekunde
Und der HFC drückte nun auf den Ausgleich. Ein El-Helwe-Schuss wurde weggeblockt. Für die letzten zehn Minuten schickte Schmitt Braydon Manu ins Gefecht und opferte dafür Abwehrchef Stefan Kleineheismann. Magdeburg stand nur noch hinten drin, versuchte zu kontern. Und beinahe hätte es geklappt. Tom Müller allerdings hielt gegen den Tobias Schwede (87.) mit einer großartigen Parade.
Schmitt trieb die Seinen nach vorn. In der Nachspielzeit wurde dann ein Röser-Schuss vor der Linie von Handke geblockt. Fabian Baumgärtel traf im Anschluss nur die Latte. Welch ein Pech! Und so blieb es dabei: Der HFC kann in der dritten Liga nichts in Magdeburg holen. Warum: Weil er vier Minuten lang nicht auf der Höhe war, zu spät Mut zeigte und im Angriff nur selten Gefährliches zuwege brachte.
Statistik: 1. FC Magdeburg - Hallescher FC 2:1 (2:0)
Magdeburg: Glinker - Schäfer, Weil, Handke - Butzen, Sowislo, Rother, Hammann - Düker (69. Türpitz), Beck (76. Erdmann), Niemeyer (81. Schwede). - Trainer: Härtel
Halle: Tom Müller - Schilk, Kleineheismann (81. Manu), Tobias Müller - Lindenhahn (46. El-Helwe), Bohl, Zenga, Baumgärtel - Ajani, Fetsch, Röser. - Trainer: Schmitt
Tore: 1:0 Beck (8.), 2:0 Niemeyer (12.), 2:1 Handke (67. Eigentor)
Zuschauer: 22.481
Rote Karten: Türpitz (71.) nach einer Tätlichkeit - Ajani (71.) nach einer Tätlichkeit
Gelbe Karten: Düker, Handke - Röser, Bohl
Schiedsrichter: Sven Jablonski (Bremen)
(mz)