29. Spieltag „Geiler Abend“ trotz mauem Spiel: Augsburg schlägt Union
Vom FC Augsburg kommt im Heimspiel gegen Union Berlin in der Offensive nicht viel - wenn da nicht eine verunglückte Aktion beim Verein aus der Hauptstadt gewesen wäre. Und auch ein Joker trifft.
Augsburg - Nach dem Statement-Sieg im Rennen um Europa erlaubte sich Augsburgs Trainer Jess Thorup einen kleinen Freudenhüpfer. Nach einem Blackout von Union Berlins Diogo Leite haben die Fuggerstädter in der Fußball-Bundesliga einen internationalen Startplatz voll im Blick. Thorups Mannschaft verkürzte dank des 2:0 (0:0)-Heimsiegs am Freitagabend den Rückstand auf den Tabellensechsten Eintracht Frankfurt vorübergehend auf nur noch drei Punkte.
„Es war ein geiler Abend“, fand Augsburgs Torschütze Phillip Tietz bei DAZN, der damit aber nicht die Spielqualität meinte. „Wir konnten keine Räume so richtig finden, ich glaube, andersrum genauso.“ Sein Trainer war gleicher Meinung. „Das Wichtigste im Fußball ist das Ergebnis“, sagte FCA-Coach Jess Thorup, man könne „aber ganz klar besser Fußball spielen.“
Am Ende war's egal, die Augsburger bauten als Siebte ihren Vorsprung auf die TSG 1899 Hoffenheim und den SC Freiburg vorerst auf drei Zähler aus. Sollte der So-gut-wie-Meister Bayer Leverkusen auch den DFB-Pokal gewinnen, reicht auch Platz sieben für die Europa-Conference-League-Playoffs.
Unions Kapitän Christopher Trimmel klagte über den folgenschweren Fehlpass seines Abwehrkollegen Leite: „Das erste Gegentor, das passiert im Fußball, aber in so einem Spiel ist es der Dosenöffner für den Gegner“. Offensiv haperte es allerdings auch, zum 16. Mal blieben die Berliner in dieser Saison ohne eigenes Tor. „Wir tun uns leider immer ein bisschen schwer, wenn wir mehr den Ball haben. Wir sind's gewohnt, eher weniger den Ball zu haben und gut umzuschalten“, erklärte Trimmel. „Wir sind im letzten Drittel zu ungenau.“
Union-Trainer Nenad Bjelica meinte, es habe mal eine gute Flanke gefehlt, ein Schuss aufs Tor. Man habe den Augsburgern „alles geschenkt“. Sein Fazit: „Wir sind dick im Abstiegskampf. Wer das nicht versteht, hat nichts verloren bei Union.“
An der Niederlage in Augsburg hatte Leite erheblichen Anteil. Seinen verunglückten Rückpass vor 29 731 Zuschauern nutzte Phillip Tietz (47.) zum erlösenden FCA-Tor aus. „Ich glaube, es war kein schönes Spiel von beiden Seiten“, analysierte Tietz, der fand, dass sein Tor „aus dem Nichts kam“. Joker Sven Michel, früher selbst bei Union aktiv, machte dann in der 81. Minute alles klar. Mit erstmal weiter sechs Punkten Vorsprung auf Relegationsrang 16 bleiben die Berliner im Abstiegskampf.
In Abwesenheit der verletzten Rechtsverteidiger Kevin Mbabu und Robert Gumny hatte Thorup beim 1:3 vor einer Woche gegen die TSG 1899 Hoffenheim anfangs noch auf ein Experiment mit einer Dreierkette in der Abwehr gesetzt. Davon war gegen Union gar nichts mehr zu sehen. Vom Anpfiff weg besetzte Maximilian Bauer, gelernter Innenverteidiger, die rechte Außenbahn.
Die Augsburger, bei denen auch noch die verletzten Kristijan Jakic, Iago und Fredrik Jensen fehlten, brachten sich gegen eine der offensivschwächsten Mannschaften der Bundesliga erst mal selbst in die Bredouille. Abwehrspieler Jeffrey Gouweleeuw unterlief einen weiten Ball, Torwart Finn Dahmen musste aus dem Tor sprinten und vor Unions Benedict Hollerbach (12.) retten. Diese Szene trieb den Puls der Augsburger Fans aber auch nur ganz kurz in die Höhe.
Die Berliner versuchten, schnell und direkt in die Spitze zu kommen. Und das gelang der Mannschaft von Trainer Nenad Bjelica auch immer wieder erstaunlich gut. Nach einer Kombination über Hollerbach und Mikkel Kaufmann rutschte Alex Kral (26.) nur um wenige Zentimeter einschussbereit an einer Flanke vorbei.
Und die Augsburger? Ihnen fehlte in der ersten Hälfte der Mumm. Sie entwickelten im Vorwärtsgang weder Tempo noch Wucht. So beendeten sie die ersten 45 Minuten ohne Torschuss.
Ihren Traumstart in die zweite Hälfte hatten die Gastgeber dann Leite zu verdanken. Der Innenverteidiger spielte Tietz unbedrängt einen Rückpass genau in die Füße. Der ehemalige Darmstädter staubte mit seinem achten Saisontor ab. „Weil die Fehler passieren, passieren die Tore“, stellte Bjelica fest. Der FC Augsburg gewann nach dem Führungstor aber keine Sicherheit. Michel, der knapp nicht im Abseits stand, sorgte nach Videobeweis immerhin spät für klare Verhältnisse.