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Kinderpornographie-Prozess beginnt Für Christoph Metzelder ist nichts mehr, wie es einmal war

29.04.2021, 07:24
Christoph Metzelder schweigt bislang zu den schweren Vorwürfen.
Christoph Metzelder schweigt bislang zu den schweren Vorwürfen. (Foto: imago/Noah Wedel)

Düsseldorf - Es wird der Spießrutenlauf eines Unsichtbaren. Christoph Metzelder hat als Vize-Weltmeister und TV-Experte häufig im Rampenlicht gestanden - im September 2019 aber verschwand er angesichts schwerer Vorwürfe mit einem Schlag aus der Öffentlichkeit.

Am Donnerstag muss sich der frühere Fußball-Nationalspieler stellen: Vor dem Düsseldorfer Amtsgericht beginnt seine Hauptverhandlung wegen des Besitzes (in einem Fall) bzw. der Weiterleitung (in 29 Fällen) kinder- und/oder jugendpornografischer Schriften.

Seit der 40-Jährige quasi unter Live-Berichterstattung der Bild-Zeitung aus der Sportschule Hennef geführt wurde, ist nichts mehr, wie es vorher war. Sein Saubermann-Image ist zerstört, Geschäftspartner zogen sich zurück, die ARD legte die Zusammenarbeit auf Eis. Metzelder, ein Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande, als Protagonist in einer derartigen Affäre - wie kann das sein?

Christoph Metzelder vor Gericht: Tiefer Fall des Ex-Nationalspielers

„Das passt gar nicht zusammen“, sagte sein Anwalt Ulrich Sommer im RTL-Interview. Metzelder selbst schweigt bisher. „Die Formulierung des Doppellebens ist gar nicht so weit hergeholt. Herr Metzelder war über sich selbst erschrocken, dass es sowas wie ein Doppelleben gibt“, berichtet Sommer.

Sein Mandant sei offensichtlich auf der Suche nach einem „Kick“ gewesen - mit „Dingen, die man tunlichst nicht angefasst haben sollte“. Auf die Nachfrage, ob er damit „Kinderpornografie“ meine, antwortete der Anwalt mit einem schlichten „ja“. Dennoch kommt Sommer zu dem Schluss: „Ist Metzelder pädophil? Ist er natürlich nicht! Das weiß auch die Staatsanwaltschaft.“ Doch sein Mandant wisse, was er getan habe: „Er weiß auch, dass man das als Fehler bezeichnen kann, und er weiß, dass er sich seiner Verantwortung stellen muss.“

Das wird Metzelder ab 9.30 Uhr im Saal E.116 tun. Auf seinem Handy sind verschiedene Bilder gefunden worden, sein Anwalt spricht von „Screenshots von Internetseiten“, frei verfügbaren Bildern: „Das macht es nicht sehr viel besser, zeigt aber aus meiner Sicht den nachvollziehbaren Hintergrund der Angelegenheit.“ Generell sei zu beachten, dass „das Benutzen eines Bildes in der Strafbarkeit ganz erheblich unter dem angesiedelt sein muss, was dann tatsächlich beim unmittelbaren Missbrauch erfolgen muss.“

Kinderpornographie-Prozess: Diese Strafe droht Christoph Metzelder

Ob sich sein Mandant schuldig bekennen werde, ließ Sommer offen: „Wir wissen, dass ein Verfahren sich in unterschiedliche Richtungen entwickeln kann, und sind natürlich auf alle Richtungen vorbereitet.“ Der Gesetzesrahmen liegt bei einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von drei Monaten bis fünf Jahren.

Metzelder befindet sich derzeit in Therapie, dies sei eine „Hilfe, sich bewusst zu machen, wie man selbst in seiner besonderen Situation mit bestimmten Fragen wie Sexualität oder Umgang mit Frauen umgegangen ist“, sagte Sommer.

Der Begriff Kinderpornografie führe „sofort zu bestimmten Emotionen und Schubladen“ - daher seien Christoph Metzelder „weitgehend freundschaftliche und andere Kontakte schlicht abgebrochen“. Mit anderen Worten: Metzelders Sozialleben ist ruiniert, obwohl selbstverständlich die Unschuldsvermutung gilt.

Eine Äußerung Metzelders ist nicht bekannt. In der Pressemitteilung des Amtsgerichtes heißt es nur: „Der Angeklagte tritt den Vorwürfen entgegen.“ (sid/Thomas Nowag)