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Krasse Gehalts-Unterschiede Frauen-Fußball-WM: Neymar kassiert mehr Gehalt als 1700 Fußballerinnen

11.06.2019, 11:19
Ungleiche Gehälter: Das US-Nationalteam um Megan Rapinoe, Alex Morgan und Carli Lloyd klagten sogar gegen den Verband.
Ungleiche Gehälter: Das US-Nationalteam um Megan Rapinoe, Alex Morgan und Carli Lloyd klagten sogar gegen den Verband. www.imago-images.de

Frankfurt (Main) - Die Vergleiche sind krass. Bei der WM-Endrunde der Männer im vergangenen Jahr schüttete der Fußball-Weltverband FIFA 353,6 Millionen Euro an Prämien aus - bei der derzeit laufenden Frauen-Endrunde sind es 26,5 Millionen.

Im Jahr 2017 verdienten die rund 1700 Spielerinnen aus den besten sieben Frauenligen der Welt zusammen 36,8 Millionen Euro an Gehältern, so viel kassierte Männer-Superstar Neymar alleine. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit - davon ist die Fußballwelt zum Unmut der Frauen noch weit entfernt.

Prämien Frauen-Fußball-WM: Deutschland zahlt 75.000 für Titel-Gewinn

Das gilt auch für den Deutschen Fußball-Bund (DFB), bei dem der Unterschied zwischen den Geschlechtern ähnlich frappierend ist. Hätten die Männer 2018 in Russland den Titel geholt, wären jeweils 350.000 Euro auf die Konten der Millionäre geflossen. Die Frauen müssen sich bei einem Triumph mit 75.000 Euro begnügen. Für DFB-Interimspräsident Rainer Koch ist das allerdings nicht verwerflich.

„Man kann nur Gleiches gleich behandeln“, sagte Koch in der ARD: „Aktuell ist es so, dass mit der Frauen-Nationalmannschaft bei Weitem nicht die Erlöse erzielt werden können, die im Männerfußball realisiert werden.“ Zudem sei es „die höchste Prämie in der Geschichte des DFB“, die im Fall des dritten Titelgewinns ausgezahlt wird. Kritiker werfen dem Verband allerdings vor, dass er aufgrund der stiefmütterlichen Behandlung über Jahrzehnte hinweg selbst dafür gesorgt hat, dass die Frauen den Männern hinterherhinken.

Fifa will große Summen in Frauen-Fußball investieren

Einen ähnlichen Standpunkt wie Koch nimmt Gianni Infantino ein. „Natürlich ist es viel weniger Geld als bei den Männern. Aber das hat mit der Kommerzialisierung der Medienrechte zu tun“, sagte der Fifa-Boss: „Das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft. Daran müssen wir arbeiten.“ Das will die FIFA auch tun, 442 Millionen Euro sollen in den kommenden vier Jahren in den Frauenfußball investiert werden. Infantino regte zudem die Schaffung einer „Weltliga“ für Nationalmannschaften und einer Klub-WM an: „Die Dinge ändern sich.“

Dass sich die Dinge ändern, liegt vor allem am Druck der Fußballerinnen. Sie drängen auf Gleichbehandlung - und winken auch mit dem juristischen Zaunpfahl. So fordern die Australierinnen eine signifikante Erhöhung des WM-Preisgeldes und wollen deshalb zur Not vor Gericht ziehen.

Fußballerinnen wehren sich: US-Team klagt gegen den Verband

Das haben die Spielerinnen des Titelverteidigers USA bereits getan. Alex Morgan, Megan Rapinoe und Co. strengten eine Sammelklage gegen den eigenen Verband (USSF) an, weil sie nur 38 Prozent des Männerlohns erhalten. „Wir hatten nicht den Eindruck, dass unser Verband den Forderungen der Gleichstellungsbehörde nachkommt“, sagte Morgan: „Es war an der Zeit, Gerichte damit zu beschäftigen.“

Die Däninnen bestritten sogar einen Weg, der ihnen die WM-Teilnahme gekostet hat. Sie boykottierten das entscheidende Qualifikationsspiel gegen Schweden. Die Partie wurde als Niederlage gewertet. Erst danach einigten sich der Verband (DBU) und die Spielerinnen auf einen neuen Vertrag mit besseren Konditionen. Der skandinavische Nachbar aus Norwegen muss bei der WM ohne seine Starspielerin Ada Hegerberg auskommen, weil sie aufgrund der „geringen Wertschätzung“ nicht mehr im Nationaltrikot aufläuft.

Geringe Gehälter: Streiken Fußballerinnen bald auch in Deutschland?

Vielleicht kommt es in Deutschland, wo die Spielerinnen in der Bundesliga laut Nationaltorhüterin Almuth Schult zwischen 200 und 10.000 Euro im Monat verdienen, bald auch zu einem Streik. Die Unzufriedenheit wächst jedenfalls.

Laut Schult sind die Gelder für die „wirtschaftliche Beteiligung“ der Spielerinnen ausgerechnet im WM-Jahr gekürzt worden. „Wir sind in den Verhandlungen mit dem DFB und hoffen, dass dies nicht so bleibt“, sagte Schult im WDR-Fernsehen: „Das wäre ein schlechtes Zeichen.“ (sid)