Ex-DDR-Teams Ex-DDR-Teams: Namen wie Energie, Dynamo oder Turbine haben die Wende überlebt

Halle (Saale) - Wessen Geld ich bekomme, dessen Namen trage ich. Was heute, zumindest im deutschen Profifußball, kaum noch möglich ist, war in der DDR gang und gäbe. Altdeutsche Clubnamen wie Borussia oder Eintracht waren verpönt, dafür war ganz leicht zu erkennen, wer der Geldgeber hinter dem Verein war.
Nicht nur, dass den Teams vom Träger die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt wurden. Auch die meisten Spieler - offiziell Staatsamateure - waren dort angestellt, ohne den Betrieb oder die Institution jemals von innen gesehen zu haben.
Anders als die Betriebssportgemeinschaften (BSG) wusste man bei den Fußballclubs (FC) nur selten, wer dahinter steht. Klar war es bei den Vereinen der bewaffneten Organe. Die Armeeclubs hießen alle Vorwärts, die Polizei- beziehungsweise Stasi-Vereine Dynamo.
DDR-Klubs gehörten der Reichsbahn oder Chemieindustrie
Der 1. FC Lok Leipzig gehörte der Deutschen Reichsbahn der DDR, der HFC Chemie der Chemieindustrie. Auch beim FC Carl Zeiss Jena war die Herkunft erkennbar. Dass die Geldgeber des 1. FC Magdeburg und des FC Karl-Marx-Stadt beispielsweise in der Maschinenbaubranche zu suchen waren, ist aber eher unbekannt.
Die Clubs waren zumeist aus der Vereinigung von Betriebssportgemeinschaften zu Leistungszentren entstanden, um das Niveau des DDR-Fußballs zu heben. Und diese BSG-Vereine brachten auch ihre Trägerbetriebe mit, so wie beispielsweise beim FC Rot-Weiß Erfurt, der aus der Zusammenführung der Fußball-Abteilungen von Turbine Erfurt und Motor Optima Erfurt hervorging.
In den Betriebssportgemeinschaften waren die Namen zumeist klar definiert. Motor stand für den Maschinen- und Fahrzeugbau, Wismut gehörte zur Bergbauindustrie, Stahl zur Stahlindustrie und Traktor zur Landwirtschaft. Zudem gab es unter anderen noch Rotation für die Druckindustrie, Chemie für die Chemische Industrie oder Turbine für die Energieindustrie.
Aktivist Schwarze Pumpe: Das steckt hinter dem kuriosen Vereinsnamen
Für ein Schmunzeln reicht es heute noch, wenn man die Vereinsbezeichnungen Sachsenring Zwickau oder Robur Zittau hört. Die einen standen für das Trabant-Werk im damaligen Bezirk Karl-Marx-Stadt, die anderen für den gleichnamigen Bus- und Lkw-Hersteller in der Oberlausitz.
Einfach nur kurios waren die Vereinsnamen Aktivist Schwarze Pumpe und Rotes Banner Trinwillershagen, die tatsächlich nur den Namen des Werkes beziehungsweise der LPG trugen, die sie finanziell förderten. Die einen nennen sich heute FSV Hoyerswerda, die anderen schlichtweg Rot-Weiß Trinwillershagen.
Von den DDR-Klubnamen ist heute kaum noch einer übrig
Mit der Wende verschwand nicht nur die DDR, sondern auch die Vereinsbezeichnungen änderten sich ziemlich schnell. In der letzten Saison des reinen ostdeutschen Fußballs gab es unter den 46 Teams der 1. und 2. Liga mit Aktivist Schwarze Pumpe und Motor Eberswalde nur noch zwei Vereine, die sich ausdrücklich als BSG auswiesen. Alle anderen hatten sich, den Umständen der Wende entsprechend, umbenannt. Zumeist in FC, BSV oder SV. Im Spieljahr 1989/90 waren es noch 29 BSG-Mannschaften gewesen.
Nur wenige Vereine behielten ihre Bezeichnung bei oder kamen - oftmals auf Druck der Fans und Mitglieder - zu ihren alten Namen zurück. So heißt die bekannteste ostdeutsche Frauenfußball-Mannschaft weiter Turbine Potsdam.
Dynamo, Energie oder Lok: Der Osten behielt ein Stück Eigenständigkeit
Dynamo Dresden gibt es auch ohne Unterstützung der Polizei ebenso noch wie den BFC Dynamo, der nun ohne die finanziellen Zuwendungen der Staatssicherheit kickt. Auch Energie Cottbus oder der 1. FC Lok Leipzig, der zwischenzeitlich VfB Leipzig hieß, stehen noch oder wieder in den Ergebnislisten und Tabellen.
Die in den westlichen Bundesländern beliebten Vereinsbezeichnungen konnten sich aber nicht durchsetzen. In dieser Beziehung behielt der Osten ein Stück Eigenständigkeit. (dpa)