DFB-Team EURO 2016: Das sind die Verlierer der Nominierung

Köln - 27 Spieler hat Bundestrainer Joachim Löw am Dienstag in der französischen Botschaft vorläufig für die EURO 2016 nominiert. Ein paar Bundesliga-Profis blieben dabei auf der Strecke.
Marcel Schmelzer (Borussia Dortmund, 16 Länderspiele)
Da konnten BVB-Chef Hans-Joachim Watzke und allerlei TV-Stammtisch-Experten noch so oft eine Rückkehr des Linksverteidigers in den Kader fordern – es bleibt dabei, dass Schmelzers letzter Einsatz vom 5. März 2014 datiert. Mit Blick auf die Leistung ist das nach dieser Saison schwer zu erklären – in Dortmund präsentierte sich der Linksverteidiger athletischer und dynamischer denn je. Hat wohl einfach Pech, dass seine Stärken in Sprints und Flanken bei Bundestrainer Joachim Löw nicht gefragt sind. Und, dass er in einer Zeit zum DFB-Kader gehörte, als ihm noch zwei, drei Schritte in seiner Entwicklung fehlten. Unvergessen, wie Löw 2012 sagte: „In der Bundesliga gibt es gerade außen links ganz, ganz wenige Alternativen, und ich kann sie mir auch nicht schnitzen“. Und in Bezug auf Schmelzer: „Viele Alternativen gibt es jetzt aber auch nicht, also müssen wir mit Marcel Schmelzer die nächsten zwei, drei, vier, fünf Monate weiterarbeiten.“ Vielleicht war schon an diesem Tag klar, dass Schmelzer keine Zukunft in der Nationalelf vergönnt sein wird. Egal, wie er sich entwickelt.
Christoph Kramer (Bayer 04 Leverkusen, 12 Länderspiele)
Für ihn wird der vergangene Dienstag zu den schlimmeren Tagen seiner Karriere gehören: Erst verpflichtet Leverkusen mit Julian Baumgartlinger aus Mainz einen vielversprechenden Spieler, der ihm seinen Stammplatz bei der Werkself streitig machen wird. Dann nominiert Löw trotz gewisser Personalnot im zentralen Mittelfeld (Gündogan fällt aus, Schweinsteiger ist fraglich, Khedira ist naturgemäß angeschlagen) die jungen Joshua Kimmich und Julian Weigl statt Kramer. Bittere Nachrichten für den Mann, der vor zwei Jahren mit der deutschen Mannschaft in Brasilien den WM-Titel holte, sich daran wegen seiner Final-Gehirnerschütterung aber nicht erinnert – und jetzt nur zusehen darf.
Erik Durm (Borussia Dortmund, 7 Länderspiele)
Der Weltmeister ohne Einsatz absolvierte sein bislang letztes Länderspiel im November 2014 beim 1:0-Sieg im Test in Spanien. So gesehen dürfte er nicht enttäuscht sein, mehr als eineinhalb Jahre später nicht zum EM-Kader zu gehören. Aber es wird ihn vermutlich doch getroffen haben, denn unter Thomas Tuchel nahm Durm eine formidable Entwicklung, überzeugte sowohl als Außenverteidiger wie auch im Mittelfeld. Erst in den vergangenen Wochen ließ er nach. Aber dass er nicht zum vorläufigen Aufgebot gehört, wird Löw schon vorher beschlossen haben.
Ron-Robert Zieler (Hannover 96, 6 Länderspiele)
Der softe Generationswechsel auf den Plätzen hinter Manuel Neuer ist vollzogen: Statt Zieler (27) fahren Bernd Leno (24) und Marc-André ter Stegen (24) mit nach Frankreich. So geht ein schlimmes Jahr für den Weltmeister zu Ende: Am Abstieg der Hannoveraner trägt er am wenigsten schuld, der Torwart war mit seinen zeitweise exzellenten Leistungen aber auf sich alleingestellt, er konnte den Absturz natürlich nicht verhindern. Und obwohl viele dachten, Löw wird Zieler allein deshalb nominieren, weil der gebürtige Kölner sich wie üblich zufrieden der Rolle als zweiter/dritter Torhüter fügen wird, hat es nicht für einen Platz im EM-Aufgebot gereicht. Vielleicht der härteste aller Härtefälle.
Hier geht es zum zweiten Teil der Verlierer
Matthias Ginter (Borussia Dortmund, 9 Länderspiele)
Noch ein Weltmeister ohne Einsatz, der nicht dabei ist. Obwohl es in seinem zweiten Jahr in Dortmund für ihn viel besser lief als noch unter Jürgen Klopp, waren seine Nominierungschancen allerdings ohnehin überschaubar. Denn zeigte seine Leistungskurve in dieser Saison nach unten – auf einen starken Beginn folgte eine überschaubare Rückrunde. Andererseits überzeugte er nur selten, wenn Löw ihn einsetzte. Hat womöglich gehofft, wegen des Vakuums auf der Rechtsverteidigerposition dabei zu sein. Aber Löw zieht für diese Rolle offensichtlich einen der – ebenso wie Innenverteidiger Ginter – positionsfremden Shkodran Mustafi, Sebastian Rudy, Emre Can oder Antonio Rüdiger vor.
Kevin Volland (TSG Hoffenheim, 6 Länderspiele)
Als er vor der WM in Brasilien zum vorläufigen Aufgebot gehörte, galt der Offensivmann als eines der großen Versprechen des deutschen Fußballs. Anschließend aber stagnierte seine Entwicklung – bis der 28 Jahre junge Julian Nagelsmann im Februar den Trainerposten in Hoffenheim übernahm. In den vergangenen Wochen zeigte Volland seine Klasse, traf drei Mal und bereitete sieben Tore vor. Doch der Aufschwung kam zu spät, für ein EM-Ticket reichte es nicht.
Max Kruse (VfL Wolfsburg, 13 Länderspiele)
Seine Karriere in der Nationalmannschaft ist beendet. Die Nacktvideo-Affäre, die „Bild“-Paparazzo-in-Nachtclub-angehen-Affäre und die 75.000-Euro-im-Taxi-vergessen-Affäre waren Löw zu viel – der Bundestrainer suspendierte den Stürmer ja schon im März. Mit seinen Leistungen in Wolfsburg konnte Kruse sich nicht daraufhin unbedingt für Rückkehr aufdrängen. Nachvollziehbare Nicht-Berücksichtigung.
Mahmoud Dahoud (Borussia Mönchengladbach, kein Länderspiel)
In der vergangenen Bundesliga-Saison hat es drei Senkrechtstarter im zentralen Mittelfeld gegeben – mit Julian Weigl und Joshua Kimmich haben es zwei davon ins vorläufige EM-Aufgebot geschafft. Nummer drei muss noch warten – aber wenn er seine jüngste Entwicklung fortsetzt, dann wird auch Dahoud eher früher als später in der DFB-Elf debütieren.