EM-Viertelfinale EM-Viertelfinale: Das sind die wichtigsten Spieler Italiens

Vor dem wichtigen EM-Viertelfinalspiel zwischen Deutschland und Italien haben wir die wichtigsten Spieler der Squadra Azzurra genauer unter die Lupe genommen. Vor allem die Defensive Italiens kann noch immer beeindrucken, aber auch die Angriffsreihe hat durchaus Durschlagskraft.
Wer die Schlüsselspieler der italienischen Nationalmannft sind, lesen Sie hier.
Gianluigi Buffon
Der ewige und ewig großartige Torwart. Seit 15 Jahren für Juventus Turin aktiv. Hat gute Gene: Mutter war Diskuswerferin und Kugelstoßerin, Vater war Gewichtheber. Viermal Welttorhüter des Jahres, siebenmal italienischer Meister, Weltmeister 2006. Singt die Hymne auch nach 159 Länderspielen inbrünstig wie kein Zweiter.
Perfekt eingespielt mit der Abwehrreihe, die er aus Turin kennt. Ist 38 und findet Manuel Neuer besser als sich selbst. Ist aber auch immer noch ziemlich, ja, sogar: sehr gut. Seele der Mannschaft. Will wohl bis zur WM 2018 spielen.
Andrea Barzagli
Wurde 2006 Weltmeister, kam 2008 nach Wolfsburg und ging drei Jahre später wieder, ohne den Eindruck hinterlassen zu haben, ein herausragender Abwehrspieler zu sein. Seit seinem Abschied jedoch feste Größe bei Juventus. Mit 35 einer der erfahrensten Spieler in einer sehr erfahrenen Mannschaft.
Eher konzentrierter Abfangjäger als erster Spielgestalter. Wollte im Achtelfinale gegen Spanien „hässlich, dreckig und aggressiv“ gewinnen – musste dann ja aber gar nicht sein. Die gewohnt disziplinierte Verteidigung genügte.
Giorgio Chiellini
Einer dieser Verteidiger, die man einfach nicht gern als Gegner haben möchte. Weil es wehtut. Temperamentvoller Chef der Altherren-Abwehr. Wurde 2014 von Luis Suárez gebissen und plädierte später dafür, die Sperre des Uruguayers zu reduzieren – das könne ja mal passieren.
Ist ein Verteidiger italienischer Schule: Gegentore verhindern – um jeden Preis. In herausragender Form. Ist seit jeher als Kopfballungeheuer gefürchtet. Promoviert nebenbei in Wirtschaftswissenschaften.
Leonardo Bonucci
Mit 29 Jahren zugleich harter Hund und Küken in der Abwehr. Verfügt über bemerkenswerte taktische Intelligenz und ist „Lieblingsspieler seit immer“ von Pep Guardiola. Was etwas heißen muss. Denn der Katalane hat Bonucci noch nie trainiert.
Vor vier Jahren plante er, sich einen Ferrari zuzulegen. Vor dem Autohändler lauerte ihm ein maskierter Mann auf, der ihn mit einer Waffe bedrohte. Bonucci verpasste dem Räuber einen Fausthieb – und schlug ihn damit nicht nur nieder, sondern auch in die Flucht. Viel mehr muss man nicht wissen.
Das italienische Mittelfeld
Daniele De Rossi
Der Mann, der nicht nur latent aggressiv aussieht, sondern auch so spielt, droht die Partie gegen Deutschland wegen Hüftproblemen zu verpassen. Ist mit seinen 32 Jahren auch nach 106 Länderspielen als Aufräumer vor der Dreierkette ein wichtiger Mann in der Nationalelf.
Spielt – wie ja auch der große Francesco Totti – seit seiner Jugend für den AS Rom. Hat auf der Wade ein gelbes Warndreieck tätowiert, das einen Fußballspieler zeigt, der einen anderen umgrätscht. Damit sollte alles gesagt sein.
Marco Parolo
Ist mit nun schon 31 Jahren und nach erst 16 Länderspiel-Einsätzen zum Anführer gewachsen – allerdings auch, weil in Marco Verratti, Claudio Marchisio und Riccardo Montolivo drei gestandene Mittelfeldspieler das Turnier verletzt verpassen.
Überzeugt in der Zentrale mit guter Antizipation und flinkem Umschaltspiel. Leistungsträger bei Lazio Rom – aber auch in der Nationalelf sehr glücklich: „Der Teamgeist hier ist unglaublich. Wir geben unser Herz und unsere Seele“, sagt er. Ganz ohne Pathos. Also fast.
Matteo Darmian
Wechselte vor einem Jahr für ungefähr 20 Millionen Euro vom FC Turin zu Manchester United und kam in seiner ersten Premier-League-Saison immerhin auf 28 Einsätze. Ist wie De Sciglio eine Alternative auf beiden Außenbahnen sowohl defensiv als offensiv.
Bei seinen bisherigen drei EM-Auftritten eher unauffällig. Lieferte allerdings die Vorarbeit zum zweiten Treffer der Italiener gegen Spanien durch Pellè. Das ist ja schon mal was.
Mattia De Sciglio
Der Konterpart zu Abwehrspielern, wie sie im Sinne des klassischen Catenaccio geformt wurden: ein Außenverteidiger mit Offensivdrang, der auf beiden Seiten spielen kann und manchmal sogar im Mittelfeld aushilft. War gut gegen Spanien.
Beim AC Mailand, aus dessen Nachwuchs er stammt, einst als großes Talent gefeiert, doch mit der Entwicklung des Klubs stagnierte auch die seine etwas. Ist aber erst 23. Hat also noch ein paar Jahre vor sich.
Emmanuele Giaccherini
War auch mal bei Juventus, hat dort aber nichts gerissen. Ist jetzt die Überraschung im italienischen Team. Flink, fleißig und gut in Form. Traf gegen Belgien, spielte dann gegen Spanien groß auf und bereitete ein Tor vor.
Hatte nicht nur deshalb großen Anteil am Erfolg der Italiener – hielt schließlich auch vor dem Spiel die Ansprache ans Team: „Ich habe gesagt: Wir brauchen Herz. Weil Taktik bringt dich nur bis zu einem bestimmten Punkt, und wir haben dann auf dem Feld definitiv Herz gezeigt.“ So einfach ist das.
Alessandro Florenzi
Traf vor der EM verspätet im italienischen Quartier ein, wurde aber mit großem Applaus empfangen. Was nicht daran lag, dass er sich überhaupt einmal blicken ließ. Sondern daran, dass er zuvor in der Heimat weilte, um bei der Geburt seiner Tochter dabei zu sein: „Es war der wichtigste Tag meines Lebens“, sagte er, „eine Sache, die wirklich deine Einstellung ändert.“
Offenbar ohne negative Auswirkungen: Der Mann vom AS Rom macht auf der rechten Außenbahn – defensiv wie offensiv – einen guten Eindruck.
Die Abteilung Attacke der Squadra Azzurra
Lorenzo Insigne
Optimaler Joker für eine Schlussphase, in der es Offensivkraft braucht. Ist extrem schnell und wendig, hat einen guten Schuss und ist mit seinen 1,63 Metern für turmhohe Abwehrspieler nervig zu verteidigen. Kam in den ersten beiden Spielen allerdings nicht zum Einsatz.
Schockierte die Welt dann, bevor er in den vergangenen beiden Partien immerhin eingewechselt wurde, mit Einblicken in seine Gefühlswelt, als er sagte: „Wir haben alle eine große Lust, auf dem Platz zu stehen, die gesamte Mannschaft.“
Graziano Pellé
Hat den Triumph der Italiener bei der WM 2006 gesehen und sogleich den Philosophen in sich entdeckt: „Ich wusste, ich würde das nie spielen, wenn ich weiter so schlecht spielen würde, aber ich wusste, dass ich das Zeug dazu hatte.“ Hat nach vielen Stationen in Southampton sein Glück gefunden, traf in den vergangenen beiden Jahren zuverlässig.
Jetzt aber, wo er schon 30 Jahre alt ist, weiß die Welt, dass ihm eine EM mit der Nationalelf noch mehr liegt: Stoßstürmer par excellence. Je ein Tor gegen Belgien und Spanien. Eine Offensivwaffe.
Stefano Sturaro
Spielt in Turin an der Seite von Sami Khedira – aber längst nicht immer. Bei Juventus ist Sturaro ein Rotationsspieler. Könnte am Samstag beginnen, weil Antonio Candreva (Adduktorenverletzung) und Thiago Motta (Gelb-Sperre) fehlen. Sturaro ist überall im Mittelfeld einsetzbar.
Machte zuletzt gute Erfahrungen gegen deutsche Mannschaften: Erzielte sein erstes Champions-League-Tor beim 2:2 im Achtelfinale gegen den FC Bayern.
Simone Zaza
Ein wuchtiger Stürmer, allerdings wie bei Juventus Turin auch in der Nationalmannschaft zumeist nur Ersatzmann und gefragt, wenn es Angriffswucht braucht. Feierte am Samstag seinen 25. Geburtstag gemeinsam mit seinen Teamkollegen im Quartier in Montpellier.
Erlebte allerdings eine bittere Enttäuschung, wie Andrea Barzagli berichtete: „Er wollte gerne eine Torte, aber wir haben ihm gesagt: besser nicht.“
Eder
Erzielte das Tor zum 1:0-Sieg über Schweden im zweiten Gruppenspiel. Löste damit in Italien aber nicht nur Freude aus, sondern belebte eine Debatte. Denn Eder wurde in Brasilien geboren. Roberto Mancini, zuletzt kurioserweise Trainer des Stürmers bei Inter Mailand, hatte sich einst gegen einen Einsatz von im Ausland geborenen Spielern in Italiens Nationalelf ausgesprochen.
Und jetzt? Nun ja, Eder spielt, trifft und zermürbt gegnerische Abwehrreihen, weil er unermüdlich ist. Daran ändern auch kleingeistige Debatten in der Heimat nichts.
Ciro Immobile
Wechselte 2014 als Torschützenkönig der Serie A vom FC Turin zum BVB. Ging nach einem Jahr wieder und beklagte sich zum Beispiel darüber, dass keiner seiner Mitspieler ihn je zum Essen eingeladen habe. Und, ja: Wie konnten sie nur!
Ist mittlerweile wieder beim FC Turin gelandet – dort läuft es besser. In der Nationalelf eher Joker, aber ziemlich selbstbewusst; sagt vor dem Duell mit der DFB-Elf schließlich: „Jeder kann sagen, was er will. Auf dem Platz wird sich zeigen, wer der Stärkste ist und wer gewinnt.“