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EM-Gastgeber Frankreich EM-Gastgeber Frankreich: Dimitri Payet - die Heimkehr der Nummer acht

Von Daniel George 16.06.2016, 17:15
top-Scorer der Franzosen: Dimitri Payet
top-Scorer der Franzosen: Dimitri Payet AP

Marseille - Der kleine Noa klammerte sich auf der Tribüne ganz fest an seine Mama Ludivine, beide trugen das blaue Trikot mit der Nummer acht. Die Spannung war kaum auszuhalten für den Siebenjährigen. Unten auf dem Rasen des Stade Vélodrome rannte und rannte die französische Nationalmannschaft gegen Albanien vergeblich an. Doch am Ende konnte Noa doch noch jubeln – über einen 2:0-Erfolg und ein Tor seines Papas.

Die Nummer acht gehört bei der „Equipe Tricolore“ nämlich Dimitri Payet, der dieselbe Frisur trägt wie sein Sohn. Oder umgekehrt. Der Vater dreier Kinder – auch Milan, drei Jahre alt, und Pharell, knapp ein Jahr alt, fieberten am Mittwochabend mit – schwingt sich allmählich zum Star der Franzosen bei der Europameisterschaft im eigenen Land auf. Nachdem der eingewechselte Antoine Griezmann zur Führung getroffen hatte (90.), erzielte Payet in der Nachspielzeit sein zweites Turniertor. Bereits im Auftaktspiel gegen Rumänien (2:1) hatte der Offensivkünstler zum Sieg getroffen – und dann unter Tränen den Platz verlassen.

Treffer vor ehemaliger Heim-Kulisse

Die Rückkehr nach Marseille war für den 29-Jährigen nun mindestens genau so emotional, wenn nicht sogar noch schöner. Bei Olympique reifte der 1,76 Meter große Mittelfeldspieler von 2013 bis 2015 auf europäisches Top-Niveau. Dann wechselte er nach England zu West Ham United. „Hier vor meiner ehemaligen Heim-Kulisse zu gewinnen und zu treffen, war etwas Besonderes“, sagte Payet nach dem zweiten Sieg im zweiten Gruppenspiel und dem vorzeitigen Achtelfinal-Einzug. Der Applaus für ihn brandete bereits bei der Spielervorstellung so laut auf wie bei keinem anderen seiner Mitspieler.

Die wichtigste Erkenntnis des Abends war aber: Frankreich funktioniert tatsächlich als Team um den gefeierten Dimitri Payet herum. Dass wurde durch die Personalentscheidungen von Didier Deschamps gegen Albanien ja durchaus auf die Probe gestellt. Bei vergangenen Großturnieren war immer wieder von internen Querelen berichtet worden.

Weder Antoine Griezmann noch Paul Pogba gelten als die umgänglichsten Profis auf diesem Planeten. Beide mussten gegen Albanien zunächst aber auf der Bank Platz nehmen und den 20-jährigen Anthony Martial und Kingsley Coman vom FC Bayern München weichen. „Ich habe die Aufstellung dem Gegner angepasst“, erklärte Nationaltrainer Deschamps danach gewohnt pragmatisch. Er wollte schnell über die Außen spielen – was im ersten Abschnitt misslang. Pogba kam zur Halbzeit und heizte das französische Spiel spürbar an. Der später eingewechselte Griezmann köpfte zur Führung ein. „Er hat das Spiel heute für uns gewonnen“, meinte dann auch Dimitri Payet.

Payet wirbt für Teamspirit

Ein gutes Zeichen, dass der neue Held der Nation, der die Show liebt, den Brasilianer Ronaldinho als eines seiner großen Vorbilder angibt, seine Teamkollegen nicht vergisst. Die hatten zumindest der Öffentlichkeit zuletzt Kopfschmerzen bereitet. „Sorge Griezmann“, hatte die Sportzeitung „L’Équipe“ noch am Montag getitelt, weil der Stürmer nach dem verlorenen Champions-League-Finale mit Atletico Madrid erst verspätet zum Team gestoßen war und dann gegen Rumänien enttäuscht hatte – ähnlich wie Paul Pogba.

„Die Einwechselspieler haben ihren Job großartig gemacht“, sagte Payet diesmal. „Diesen Teamspirit, den wir bewiesen haben, der war sehr wichtig. Wir haben zusammen immer weitergemacht und uns am Ende belohnt.“ Mit einem erneuten Erfolg am Sonntag gegen die Schweiz möchte Frankreich nun als Gruppenerster ins Achtelfinale.

Auf der Insel Réunion im Indischen Ozean, wo Dimitri Payet aufgewachsen ist, werden sie dann wieder gespannt vor den Bildschirmen sitzen. „Sie sind sehr stolz auf uns“, erzählte der 29-Jährige, „stolz auf die französische Nationalmannschaft.“ Und nicht nur auf ihn.