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Angst um Baby und Frau Dynamo Dresden in Quarantäne: Marco Hartmann kritisiert DFL für Umgang mit Fußball-Profis

14.05.2020, 15:09
Marco Hartmann, Kapitän von Dynamo Dresden.
Marco Hartmann, Kapitän von Dynamo Dresden. www.imago-images.de

Dreden - Marco Hartmann von Dynamo Dresden hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) für ihre Entscheidungsfindung bei der Fortsetzung der Saison scharf kritisiert. „Meines Wissens nach wurden wir gar nicht einbezogen. Womöglich hätte es sonst viele Fragen gegeben. Das Hygiene-Konzept an sich versprüht einen Hauch von Sicherheit. Und trotzdem sind wir Spieler mit unseren Ängsten und Fragen allein gelassen worden“, sagte der Ex-Kapitän des Zweitligisten am Donnerstag dem „Spiegel“.

„Man hätte eine Möglichkeit finden müssen für die Spieler, die sagen: Ich habe Angst. Das hätten nicht die Vereine allein machen sollen, es hätte von der DFL kommen müssen. Aber um das zu erreichen, sind wir Spieler in Deutschland leider nicht gut genug organisiert.“

Laut Hartmann, hätten den Profis Bedenken genommen werden können, wenn man mit ihnen geredet hätte. „Und damit meine ich nicht die Vereine“, betonte der Mittelfeldspieler. Er selbst habe Ängste. „Ich habe einen Säugling zu Hause, dazu eine Frau im Wochenbett“, sagte der 32-Jährige, der einst für den Halleschen FC spielte und zuletzt eine Rückkehr im Sommer nicht ausschloss.

Marco Hartmann Richtung DFL: „Wer übernimmt eigentlich die Verantwortung?“

Es scheine zwar so zu sein, als gehörten beide nicht zur Risikogruppe. „Aber trotzdem beeinflusst das meinen Blick auf das alles. Ich frage mich: Wer übernimmt eigentlich die Verantwortung, wenn doch etwas passiert und nur ein einziger Spieler einen schweren Krankheitsverlauf haben sollte?“

Hartmann bemängelte zudem, dass den Spielern für die Rest-Saison zu viel abverlangt werde, er hätte sich mehr Vorbereitungszeit gewünscht. „Aber der Druck, am 30. Juni fertig zu sein mit dieser Saison, ist so hoch, dass einfach Kollateralschäden in Kauf genommen werden“, sagte der Hartmann.

Derzeit befindet sich der Dynamo-Kader wegen zweier Corona-Fälle in Quarantäne. Danach bräuchte man „zwei Wochen, um den Trainingsrückstand aufzuholen“. Er wünsche sich, dass die Saison zu Ende gespielt werden kann.

Dynamo Dresden: Hartmann weist Streik-Vorwürfe entschieden zurück

Zugleich hat Hartmann hat Vorwürfe zurückgewiesen, dass die Spieler nach den beiden positiven Coronatests im Klub streiken wollten. „Richtig ist: Es wurde innerhalb des Teams kontrovers diskutiert. Aber es gab keinen einzigen Spieler, der gesagt hat: Ich streike, ich mache das nicht mehr mit. Wir wollen weitermachen, wir wollen sportlich in der Liga bleiben“, sagte Hartmann.

Dass die Dresdner, mit vier Punkten Rückstand auf das rettende Ufer Tabellenletzter, einen Abbruch bewusst in Kauf nehmen würden, wies Hartmann ebenfalls entschieden zurück: „Eine derartige Betrachtung schockiert mich. So etwas zu denken, ist einfach nur Wahnsinn. Ich bin Sportler. Ich steige lieber mit erhobenem Haupte ab, als mit irgendeiner Aktion einen Abbruch zu forcieren.“

Wann Dynamo wieder spielen kann, steht noch nicht fest. Die Tests der vierten Reihe am vergangenen Montag waren negativ. „Ja, aber das bedeutet nicht, dass sich nicht doch jemand bei den anderen beiden Infizierten angesteckt hat“, warnte Hartmann: „Ich habe mich erkundigt. Im Durchschnitt braucht es fünf bis sieben Tage, bis ein Test wirklich anschlägt. Also war nicht der Test am Montag entscheidend, es wird erst der nächste sein.“ (dpa/sid/mz)