"Dresden-Ost" in Lille "Dresden-Ost" in Lille: Debatte über sächsische Hooligans bei der Fußball-EM

Dresden - Meldungen über sächsische Hooligans bei der Fußball-EM in Frankreich haben bei Politikern Bestürzung ausgelöst. „Es ist beschämend, dass gewaltbereite und gewalttätige Hooligans, auch aus Sachsen, in Frankreich ihr Unwesen treiben“, sagte der SPD-Innenexperte Albrecht Pallas am Montag in Dresden. „Damit wird, was als Fußballfest begann, medial schnell zur Gewaltorgie.“
30 Männer mit der Reichskriegsflagge
Vor dem Auftaktspiel der deutschen Elf hatten rund 50 deutsche Hooligans ukrainische Fans in der Innenstadt von Lille angegriffen. Nach Angaben des sächsischen Innenministeriums liegen derzeit jedoch noch keine Hinweise darauf vor, dass Sachsen unter den Tätern waren.
Zuvor war bei Twitter ein Foto aufgetaucht, das etwa 30 Männer mit der Reichskriegsflagge vor dem Bahnhof in Lille zeigt. Einer hält einen Schal mit der Aufschrift „Dresden-Ost“ in die Höhe, ein anderer hat den rechten Arm wie zum Hitlergruß erhoben. „Das offene Posieren mit rechter Symbolik in Frankreich offenbart, dass am rechten Rand langsam jede Hemmung verschwindet“, bemerkte Pallas. Nach Angaben der Dresdner Staatsanwaltschaft können im Ausland begangene Straftaten dieser Art von deutschen Behörden nicht verfolgt werden.
Die Grünen im Landtag verlangten Auskunft über eine mögliche Beteiligung sächsischer Hooligans an Ausschreitungen. Innenminister Markus Ulbig (CDU) müsse zügig aufklären, was sächsische Behörden versucht hätten, um derartige Auftritte gewaltbereiter Fans zu verhindern, verlangte der Abgeordnete Valentin Lippmann am Montag in Dresden. „Die Bilder, die gewaltbereite deutsche Fans anlässlich der Fußball-EM erzeugen, sind erschreckend und beschämend. Diese Gewalt muss alle friedliebenden Fußballfans mit Abscheu erfüllen.“
Gewalttätige Auseinandersetzungen geplant
Bei Kontrollen hatte die Bundespolizei in der Grenzregion von Rheinland-Pfalz 18 Hooligans aus Dresden gestoppt. Sie wurden an der Ausreise gehindert. Bei ihnen fand man Sturmhauben und Mundschutze. Man ging davon aus, dass sie beim Spiel der deutschen Elf gegen die Ukraine gewalttätige Auseinandersetzungen geplant hatten. „Die festgestellten Personen werden nach hier vorliegenden Erkenntnissen der gewaltbereiten Szene der SG Dynamo Dresden zugerechnet und waren zumindest zum Teil in der Datei „Gewalttäter Sport“ erfasst“, teilte das Innenministerium mit.
„Ich hoffe, die französische Polizei bekommt die Gewalttäter nun in den Griff. Mir ist auch wichtig zu klären, ob unsere Sicherheitsbehörden noch mehr tun können, um diese Leute an der Ausreise nach Frankreich zu hindern, damit es nicht zu schlimmeren Ereignissen kommt“, betonte der SPD-Innenexperte Pallas. (dpa)