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Die Welt trauert um Johan Cruyff Die Welt trauert um Johan Cruyff: "Der Himmel hat einen neuen Spielmacher"

25.03.2016, 18:08
Ajax gegen Haarlem: Johan Cruyff (r.) dribbelt im März 1970 in Amsterdam seinen Gegner aus.
Ajax gegen Haarlem: Johan Cruyff (r.) dribbelt im März 1970 in Amsterdam seinen Gegner aus. ANP FILE

Barcelona/Frankfurt (Main) - Die Fußball-Welt verneigte sich andächtig vor dem „besten Spieler aller Zeiten“ - und war vereint in der Trauer um das verstorbene „Genie“ Johan Cruyff. „Der Himmel hat einen neuen Spielmacher“, titelte das englische Blatt The Sun und zeigte den „Unsterblichen“ im Oranje-Trikot: Mit der legendären Nummer 14 auf dem Rücken - und dem Ball am Fuß. Die L'Equipe färbte ihre Überschrift im Gedenken an Cruyff sogar orange ein und schwärmte: „Er war das Spiel.“ Vom „JC Superstar“ schrieb die Gazzetta dello Sport: „Cruyffs Fußball war ein Musical - und Johan war ein Messias.“ Einen Tag vor Karfreitag war der „Hohepriester des niederländischen Fußballs“ (The New York Times) an der Folgen seiner Lungenkrebs-Erkrankung im Alter von 68 Jahren in Barcelona gestorben.

Beckenbauer: Er war wie ein Bruder

„Ich bin geschockt. Er war nicht nur ein sehr, sehr guter Freund, sondern wie ein Bruder für mich“, sagte „Kaiser“ Franz Beckenbauer über seinen langjährigen Weggefährten. Michel Platini bezeichnete Cruyff als „besten Fußballer aller Zeiten“ und war untröstlich: „Die Welt hat einen großen Mann verloren. Ich habe ihn bewundert“, sagte der gesperrte UEFA-Präsident Platini. Cruyff sei „friedlich“ und „im Kreise seiner Familie nach einem hartem Kampf gegen den Krebs“ gestorben, hieß es auf der Homepage von Cruyffs Stiftung.

Nach Bekanntwerden der Nachricht unterbrachen große niederländische TV-Sender sofort das laufende Programm und berichteten in Sondersendungen vom Tod ihres „König Johan“. Am Donnerstagabend wurde das Länderspiel zwischen Italien und Spanien (1:1) für eine Schweigeminute unterbrochen - selbstverständlich in der 14. Minute. Auch der FC Barcelona, den Cruyff wie kaum ein anderer prägte, kondolierte: „Wir werden dich immer lieben, Johan. Ruhe in Frieden.“ Der niederländische König Willem-Alexander bedauerte den Verlust zutiefst: „Er gab sein Herz und seine Seele.“

Cruyff gehört zu besten Fußballern aller Zeiten

Cruyff gehörte zu den Fußballern, die in einem Atemzug mit Pelé, Beckenbauer, Platini und Diego Maradona genannt werden. Bayern-Profi Xabi Alonso, der selbst mit der Nummer 14 spielt, meinte: „Die '14' wird niemals mehr dieselbe sein.“ Zu Ehren jener Nummer wurde auch das Länderspiel der Niederlande gegen Frankreich am Freitag in der 14. Minute unterbrochen, „zum Gedenken an den größten Fußballspieler, den die Niederlande jemals hervorgebracht haben“, wie Bondscoach Danny Blind sagte.

Profisportler war jahrzehntelang Kettenraucher

Cruyff, Europas Fußballer des Jahrhunderts, war jahrzehntelang bekennender Kettenraucher. Die „Fluppe“ gehörte zu dem Charismatiker wie seine elegante Spielweise. Selbst in der Halbzeitpause paffte der Regisseur seine geliebte Camel ohne Filter. „Der Fußball hat mir in diesem Leben alles gegeben, der Tabak hat mir fast alles weggenommen“, sagte Cruyff einst. Erst 1991 nach einer Herz-Operation schwor er dem Glimmstengel ab und setzte sich sogar mit einem Werbespot gegen das Rauchen ein.

Inbegriff des „Voetbal totaal“

Cruyff war als Spieler der Inbegriff des „Voetbal totaal“, führte Ajax Amsterdam und den FC Barcelona zu zahllosen Titeln. Cruyffs außergewöhnliches Talent und Gespür für den Fußball war stets unbestritten. „Johan war der bessere Spieler, aber ich war Weltmeister“, sagte Beckenbauer einst. Mit dem „Voetbal totaal“ stürmten Cruyff und die Oranje-Elf 1974 ins WM-Endspiel in München, wo die Elftal an Deutschland scheiterte (1:2).

Legende bei Ajax Amsterdam

Der frühere Barça-Star (1973-78) gewann als Spieler dreimal den Europapokal der Landesmeister (jeweils mit Ajax Amsterdam) und wurde 1971, 1973, 1974 als Europas Fußballer des Jahres ausgezeichnet. Bei Barça setzte er später als Trainer die Philosophie seines Lehrmeisters Rinus Michels fort und machte die Katalanen Anfang der 1990er Jahre zum Serienmeister in Spanien und 1992 zum Gewinner des Europapokals der Landesmeister. In Barcelona prägte er auch die von Michels initiierte Jugendakademie La Masia und gilt damit als Begründer des aktuellen Erfolgs der Katalanen.

"Cruyff baute die Kathedrale. Wir halten sie nur instand“

Auch Bayern-Coach Pep Guardiola, der in Barças Akademie ausgebildet wurde, hatte tiefempfundenen Respekt vor dieser Leistung. „Cruyff baute die Kathedrale. Wir halten sie nur instand“, meinte Guardiola einmal. Laut übereinstimmenden Medien wurde Cruyff am Freitagabend in Barcelona im Rahmen einer Trauerfeier im engsten Familienkreis eingeäschert.

Gedenken beim spanischen Clasico am 2. April

Dem verstorbenen Johan Cruyff wird am Rande des spanischen Clasicos zwischen Spitzenreiter FC Barcelona und Real Madrid am 2. April (20.30 Uhr) gehuldigt. Die Zuschauer im Camp Nou werden voraussichtlich mit kleinen Papp-Plakaten ausgestattet, die sie vor dem Anpfiff hochhalten - daraus soll ein Mosaik entstehen, das Cruyff zeigt. Zudem ist vor dem Spiel eine Schweigeminute geplant. In Gedenken an die legendäre Trikotnummer 14 von Cruyff soll in der 14. Spielminute des Clasicos tosender Applaus einsetzen. Einige Fans hatten in den sozialen Netzwerken sogar gefordert, das Stadion Camp Nou nach dem ehemaligen Barca-Profi und -Trainer Cruyff zu benennen. In den nächsten Tagen soll im Bereich der Arena auch ein Trauerbereich eingerichtet werden, in dem Fans sich in ein Kondolenzbuch eintragen und Kerzen anzünden können.

Fest an Genesung geglaubt

Eine offizielle Gedenkfeier für Fans und Weggefährten soll noch folgen. Im Oktober letzten Jahres hatte Cruyff die niederschmetternde Krebs-Diagnose erhalten und sich anschließend einer Chemotherapie unterzogen. Noch im Februar hatte er fest an eine Genesung geglaubt: „Ich habe das Gefühl, dass ich 2:0 in der ersten Halbzeit eines Spiels führe, das noch nicht zu Ende ist. Aber ich bin mir sicher, dass ich am Ende gewinnen werde.“ Am Donnerstag hat er es verloren. (sid)

Johan Cruyff winkt 1999 bei einem Benefizspiel in Barcelona den Zuschauern.
Johan Cruyff winkt 1999 bei einem Benefizspiel in Barcelona den Zuschauern.
EFE FILE