Internationaler Fußball DFB wirbt für Frauen-EM 2029 - eine Million Zuschauer?
Die Bewerbung für die EM 2029 der Fußballerinnen setzt der DFB ganz oben auf seine Agenda. Wie steht es währenddessen um die WM-Ambitionen nach dem letzten gescheiterten Versuch?

Frankfurt/Main - Das sogenannte Bid Book, also die Bewerbungsmappe, übermittelt der Deutsche Fußball-Bund an diesem Mittwoch digital und ohne viel Brimborium an die UEFA. Die Hoffnungen des DFB auf die Austragung der Frauen-EM 2029 sind enorm. Es wäre wahrscheinlich auf viele Jahre hinaus das einzige ganz große Turnier in Deutschland.
Nach der Heim-EM im vergangenen Jahr und angesichts der längst vergebenen WM-Turniere 2030 (sechs Länder auf drei Kontinenten) und 2034 (Saudi-Arabien) ist bei den Männern hierzulande kein weiteres Highlight in Sicht. Die Maxime von FIFA-Boss Gianni Infantino - „We make football truthly global“ („Wir machen den Fußball wahrhaftig global“) - setzt sich auch bei den Frauen durch.
Große Chancen für Afrika bei WM 2031 und 2035
Das hat auch der DFB schon zu spüren bekommen, als der weltgrößte Einzelsport-Fachverband mit seiner Bewerbung für die WM 2027 scheiterte. Die Endrunde ging an Brasilien und damit erstmals nach Südamerika. Ein weiterer WM-Anlauf parallel zu den EM-Plänen für 2029 wäre für den DFB ein Vabanquespiel - mit enormem Zeitdruck und überschaubaren Erfolgsaussichten.
Denn der Weltverband hat sich inzwischen festgelegt: 2031 wird die Weltmeisterschaft an die Nord- und Zentralamerikanische und Karibische Fußballkonföderation (Concacaf) oder an Afrika vergeben, 2035 an Afrika oder die UEFA. Da hat aber bereits England gemeinsam mit Nordirland, Schottland und Wales seinen Hut in den Ring geworfen. Marokko und Südafrika gelten als Interessenten für Afrika.
Beide Turniere, so beschloss es jetzt die FIFA, werden wie zuletzt bei den Männern in einem gemeinsamen Verfahren vergeben - und zwar bereits im Frühjahr 2026. Bereits bis Ende dieses Monats müsste der DFB, der 2011 die WM ausrichtete, sein Interesse bekunden. Also dies im Schnellverfahren in seinen Gremien beschließen.
Als wahrscheinlicher gilt nach dpa-Informationen, dass sich der DFB ganz auf seine EM-Bewerbung für 2029 konzentriert. Am vergangenen Wochenende präsentierte der Verband den Slogan der DFB-Kampagne: „Together We Rise“. Damit werde zum Ausdruck gebracht, dass mit dem Turnier in Deutschland zu einem deutlichen Wachstum des Frauenfußballs in ganz Europa beigetragen werden soll.
Neuendorfs großes Ziel
Bernd Neuendorf wirbt mit einer imposanten Zahl. „Unser Ziel ist es bei den Spielen, die wir dann sehen, über eine Million Zuschauer ins Stadion zu bringen“, sagte der DFB-Präsident beim Bundesligaspiel zwischen dem 1. FC Köln und dem FC Bayern bei Magentasport.
Der bisherige EM-Rekord war beim vergangenen Turnier in England mit insgesamt 574.875 Fans aufgestellt worden. Die EM soll 2029 nicht nur emotional, sondern auch wirtschaftlich ein Erfolg werden. „Das muss man leider sagen: Bei allen Europameisterschaften, die wir bis jetzt hatten, war das ein Zuschussgeschäft der UEFA. Wir haben den Anspruch, dass hier zumindest eine schwarze Null geschrieben wird“, sagte Neuendorf.
Mitbewerber für die kontinentalen Titelkämpfe sind Polen, Portugal, Italien - und vor allem das stark eingeschätzte Duo Dänemark und Schweden mit seinem gemeinsamen Projekt. Ende August 2025 ist als Frist für den Eingang der finalen Bewerbungsunterlagen festgesetzt. Im kommenden Dezember wird der Ausrichter durch das UEFA-Exekutivkomitee bekanntgegeben. Bis dahin heißt es für den DFB, kräftig die Werbetrommel zu rühren.
Neue internationale Clubwettbewerbe
Theoretisch könnte sich Deutschland auch als Gastgeber zweier neuer internationaler Clubwettbewerbe bei den Frauen bemühen. 2026 und 2027 gibt es den FIFA-Meisterpokal mit den sechs Siegern der kontinentalen Vereinswettbewerbe. Damit ein deutsches Team dabei ist, müsste erst mal eines die Champions League gewinnen - zuletzt gelang dies 2015 dem 1. FFC Frankfurt.
Auf 2028 geschoben wurde die Einführung der Club-WM mit 16 Teams. Dazu äußern wollen sich die aktuellen Champions-League-Teilnehmer FC Bayern München und VfL Wolfsburg derzeit nicht - es gebe noch zu viele ungeklärte Details.