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DFB-Pokal in Osnabrück DFB-Pokal in Osnabrück: Spielabbruch nach Schiri-Attacke rettet RB Leipzig

Von Ullrich Kroemer 10.08.2015, 18:37
Schiedsrichter Martin Petersen (r) hält sich den Kopf, nachdem er von einem Gegenstand am Kopf getroffen wurde. Hinter ihm der Schiedsrichterassistent Matthias Jöllenbeck (M) und der Leipziger Spieler Dominik Kaiser (l).
Schiedsrichter Martin Petersen (r) hält sich den Kopf, nachdem er von einem Gegenstand am Kopf getroffen wurde. Hinter ihm der Schiedsrichterassistent Matthias Jöllenbeck (M) und der Leipziger Spieler Dominik Kaiser (l). dpa Lizenz

Osnabrück - Das DFB-Pokalspiel zwischen dem Fußball-Drittligisten VfL Osnabrück und dem Zweitligisten RB Leipzig ist am Montagabend beim Stand von 1:0 abgebrochen worden. Schiedsrichter Martin Petersen war in der 71. Spielminute von einem Feuerzeug am Kopf getroffen worden und zog sich zunächst in die Kabine zurück. Der Referee aus Stuttgart pfiff die Partie danach nicht mehr an. Halil Savran hatte Außenseiter Osnabrück bereits nach 21 Sekunden in Führung gebracht.

Ausgangssituation 

RB Leipzig ging zwar als klarer, nomineller Favorit gegen den Vorjahres-Elften der 3. Liga in die siebte DFB-Pokal-Partie der Vereinsgeschichte (bislang drei Siege, drei Niederlagen). Doch die Bilanz zwischen beiden Klubs war vor Anpfiff ausgeglichen. Bei den Aufeinandertreffen in der Saison 2013/14 konnte jedes Team seine Heimspiele gewinnen. Wie RB Leipzig ist auch der VfL holprig in die Saison gestartet. Einem torlosen Remis in Aue folgte ein 1:1 gegen die Stuttgarter Kickers am vergangenen Wochenende. 

Personalien 

Nachdem Ralf Rangnick wegen des nervenaufreibenden 2:2 gegen Fürth Veränderungen angekündigt hatte, wechselte der Trainer und Sportdirektor von RB Leipzig auf zwei Positionen. Stefan Hierländer ersetzte Lukas Klostermann wieder auf der Rechtsverteidiger-Position. Für Stürmer Yussuf Poulsen, der seine Form noch nicht gefunden hat, rückte der Italo-Belgier Massimo Bruno neu in die Spitze. „Wir versprechen uns von ihm Kreativität und mehr Torgefahr“, sagte Rangnick im Vorfeld über seinen neuen Stürmer. Bereits nach 39 Minuten musste Rangnick ungeplant wechseln und Klostermann für Innenverteidiger Nukan bringen, der nach Kopfstoß, Provokationen und einem ungestümen Foul stark Platzverweis gefährdet war. In Hälfte zwei durfte dann auch Poulsen ran, für ihn rückte Bruno zurück ins Mittelfeld und ersetzte „Sechser“ Ilsanker. Überraschend: Routinier Tim Sebastian war nicht einmal im Kader.

Taktik 

RB Leipzig variierte das 4-2-2-2-System im Vergleich zu den bisherigen Partien stärker und versuchte in der Offensive flexibler zu agieren. Forsberg, Bruno und Sabitzer wechselten häufig die Seiten und Positionen, doch die Kombinationen durch die Mitte zeigten in der ersten Hälfte wenig Erfolg. Über die Außen, die unter Rangnick höher stehen und stärker eingebunden werden sollen, agierten die Gäste in Hälfte eins viel zu wenig. Osnabrück agierte clever, verteidigte teils mit fünf Abwehrspielern, um dann im richtigen Moment aufzurücken und blitzschnell umzuschalten. Wie Fürths Trainer Stefan Ruthenbeck hatte auch Osnabrücks Coach Maik Walpurgis dem RBL-System einen perfekten Matchplan entgegenzusetzen.

Skandal & Fans

„Weiterkommen ist der Lohn – Erfolg steht hinter Tradition“ stand bei der Choreografie der Osnabrücker auf dem Banner vor dem Fanblock. Dazu erinnerten die Fans an der Bremer Brücke an die glorreichen Pokal-Erfolge der Vergangenheit, als die Osnabrücker zuletzt den HSV und Borussia Dortmund aus dem Wettbewerb warfen. Nach dem Blitz-Tor zum 1:0 und dem euphorischen Jubel einiger Fans im Stadioninnenraum musste das Spiel aus Sicherheitsgründen für vier Minuten unterbrochen werden. Das Gestänge des Netzes vor dem Fanblock war in sich zusammengebrochen, wohl glücklicherweise ohne Verletzte.

In der Pause versuchte die Feuerwehr notdürftig zu stabilisieren. Aus Leipzig waren etwa 500 Anhänger mitgereist, die nach dem Spielabbruch feierten. Nach einem Leipziger Angriff war ein Gegenstand auf das Spielfeld geflogen – mutmaßlich aus einem  Osnabrücker Block – und hatte Schiedsrichter Martin Petersen (30) am Kopf getroffen. Der daraufhin verletzte Referee hielt sich den Kopf, schritt in die Katakomben und brach die Partie ab. 

Spielverlauf und Analyse 

Es dauerte 14 Sekunden, bis der VfL Osnabrück das erste Mal auf das Tor schoss, und 24 Sekunden, bis der Ball im Kasten von RB Leipzig lag. Rasanter als der VfL Osnabrück kann man kaum in ein Fußballspiel starten. Nachdem RB-Keeper Fabio Coltorti einen strammen Distanzschuss noch seitlich abwehren konnte, hatte er kurz darauf keine Chance mehr. Ein weiter Einwurf von Ornatelli, der per Kopf verlängerte wurde, landete bei VfL-Stürmer Halil Safran. Der Ex-Rostocker und -Dresdner stoppte den Ball mit der Brust, ließ den wenig standfesten RBL-Abwehrchef Willi Orban aussteigen und hämmerte das Spielgerät aus kurzer Distanz präzise ins Tor (1.). Osnabrück behielt den Schwung bei und hatte bereits in der 9. Minute die nächste große Gelegenheit. Mit einem direkt gespielten Pass überwand Menga die RB-Viererkette und wie so oft im Ligaspiel gegen Fürth musste Coltorti in höchster Not retten. 

Der beeindruckte Favorit RB Leipzig brauchte eine Viertelstunde bis zur ersten torgefährliche Aktion. Doch Stürmerstar Davie Selke erwischte einen Freistoß von Kapitän Kaiser nicht optimal und köpfte neben das Tor (17.). RB Leipzig wurde nun kurzzeitig etwas dominanter und erspielte sich längere Ballbesitzphasen mit teils schönen Kombinationen. Nach schöner Ablage von Selke hämmerte Forsberg den Ball über den Kasten (28.). Doch die millionenschweren Sachsen konnte ihre Dominanz nicht halten. Osnabrück profitierte von den vielen Unterbrechungen und der Unruhe durch die Auswechslung des Gelb-Rot-gefährdeten Atinc Nukan. So hatte Menga kurz vor der Pause gar die Chance zum 2:0 (39.), als er aus zentraler Position platziert abzog. Coltorti brachte die Fingerspitzen so gerade noch an den Schuss ins rechte, untere Eck. 

Auch in der zweiten Hälfte war der Klassenunterschied zwischen dem Red-Bull-Klub und den Hausherren nicht zu sehen. Osnabrück ließ den Ballkünstlern von RBL keinen Meter Platz zum Spielen und kamen selbst zu einem gefährlichen Konter durch die starken Savran und Ornatelli. Erst in der 69. Minute hatte die Rangnick-Elf den ersten gefährlichen Torschuss in Hälfte zwei. Nachdem Selke kurz darauf nach schönem Forsberg-Pass zu einer weiteren Gelegenheit kam (70.), wurde Schiedsrichter Martin Petersen wurde von einem Gegenstand am Kopf getroffen. Die Partie wurde nach minutenlanger Unterbrechung abgebrochen. Die Mühen der großartig kämpfenden Osnabrücker wurden durch die hirnlose Aktion zunichte gemacht. 

Ausblick 

Bereits in fünf Tagen ist RB Leipzig nach dem Aufreger an diesem Montagabend erneut in Niedersachsen gefordert. Im dritten Ligaspiel der Saison geht es gegen Eintracht Braunschweig. Nach dem 1:3 zum Saisonauftakt gegen Sandhausen will das Team von Trainer Torsten Lieberknecht endlich den ersten Dreier der Saison. (mz)

Schiedsrichter Martin Petersen wurde während der Partie zwischen dem VfL Osnabrück und RB Leipzig von einem Feuerzeug am Kopf getroffen.
Schiedsrichter Martin Petersen wurde während der Partie zwischen dem VfL Osnabrück und RB Leipzig von einem Feuerzeug am Kopf getroffen.
dpa Lizenz
Fans aus Leipzig stehen auf der Gästetribüne in Osnabrück.
Fans aus Leipzig stehen auf der Gästetribüne in Osnabrück.
dpa Lizenz