30 Jahre nach DDR-Oberliga DDR-Oberliga: Die Stadien der letzten Klubs damals und heute
Halle (Saale) - Laufbahn, nur eine überdachte Tribüne und Flutlichtmasten wie wahre Ungetüme: Die Stadien der letzten DDR-Oberligisten hatten zwar ihren Charme, waren von den hochmodernen Arenen der heutigen Zeit aber weit entfernt. Mancherorts sind die Entwicklungen der Stadien in den 30 Jahren nach der Wende beachtlich, woanders scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Die Deutsche Presse-Agentur analysiert die Spielstätten.
OSTSEESTADION (Hansa Rostock)
Mit dem aus der letzten Meister-Saison hat das heutige Ostseestadion nur noch wenig zu tun. Immerhin blieben die Wahrzeichen, die hellblauen Flutlichtenmasten, erhalten. Auch der Außenbereich an der Kopernikusstraße erinnert noch zum Teil an die Wendezeit. Der Rest wurde von Februar 2000 an sukzessive umgebaut.
Insgesamt kostete das neue Ostseestadion 55 Millionen D-Mark. Das hat sich gelohnt, denn das Stadion ist heute die einzige Heimstätte eines Oberligisten, in dem nach dem Neubau Länderspiele ausgetragen wurden.
RUDOLF-HARBIG-STADION (Dynamo Dresden)
Mittlerweile ist das Dynamo-Stadion der Fußball-Tempel des Ostens. 32.000 Zuschauer sorgen in Dresden für eine gar bundesweit einmalige Atmosphäre. Das neue Rudolf-Harbig-Stadion, benannt nach einem Weltklasse-Leichtathleten, wurde von 2007 bis 2009 an der Stelle des Vorgängers gebaut. Es kostete 46 Millionen Euro.
Das alte Harbig-Stadion fasste 38.500 Zuschauer, erlebte große Dresdner Spiele gegen die Bayern oder den FC Liverpool. Romantiker vermissen mitunter die berühmten „Giraffen“, wie die 60 Meter hohen Flutlichtmasten genannt wurden. Im Zuge des Neubaus fiel der letzte der vier Masten am 10. Oktober 2008. Nach diversen Umbenennungen trägt die Arena seit 2018 wieder den Namen Rudolf Harbig.
STEIGERWALDSTADION (Rot-Weiß Erfurt)
Das frühere Georgij-Dimitroff-Stadion, 1991 nach einer Bevölkerungsbefragung umbenannt, steht heute sinnbildlich für den Niedergang des Thüringer Fußballs. Der FC Rot-Weiß Erfurt kann es sich nicht mehr leisten, in seiner Heimstätte zu spielen, weshalb das Stadion für Konzerte, Messen und Leichtathletik-Veranstaltungen genutzt wird.
In den vergangenen 30 Jahren ist viel passiert im Steigerwaldstadion. 1992 wurde die alte Holztribüne abgerissen und bis 1994 durch eine neue Tribüne ersetzt. Diese steht heute noch, weshalb das Stadion bisweilen als Dreiseitenhof verspottet wird. Schließlich stammen die anderen drei Tribünen der 18.600 Zuschauern Platz bietenden Arena aus dem Jahr 2017.
1999 war die Flutlichtanlage erneuert worden, doch kurz vor der Inbetriebnahme knickte einer der vier Masten wegen eines Materialfehlers ab. Nach jahrelangen und noch immer ungelösten Streitigkeiten zur Schuldfrage strahlte das Flutlicht schließlich im März 2003.
ERDGAS SPORTPARK (Hallescher FC)
Die hochmoderne Arena des HFC ist ein architektonischer Hingucker. Das alte Kurt-Wabbel-Stadion wurde zwar 2010 weitgehend abgerissen, doch die historische Ummauerung blieb erhalten und verleiht dem Stadion einen besonderen Charme. Zwar fasst das Stadion mit 15.000 Zuschauern nur noch halb so viele wie der Vorgänger, doch für die aktuellen Hallenser Verhältnisse genügt das völlig.
Für immer mit dem Stadion verbunden wird ein tragisches Unglück sein: Im September 1997 stürzte ein Fallschirmspringer in den Kassenbereich, da sich sein Schirm nicht geöffnet hatte. Er gehörte eine Gruppe von Springern an, die den Spielball zum Derby mit dem VfL Halle 96 bringen sollte. Insgesamt starben vier Menschen.
STADION AN DER GELLERTSTRAßE (Chemnitzer FC)
Obwohl der einstige FC Karl-Marx-Stadt und später der Chemnitzer FC bisweilen ins größere Sportforum ausgewichen waren, wurde die „Fischerwiese“ immer als Heimat angesehen. Kurz vor der Wende wurde das Dr.-Kurt-Fischer-Stadion 1989 saniert, erhielt ein Tribünendach.
Zwischen 2014 und 2016 erfolgte der umfassende Umbau, in dem aus dem Stadion an der Gellertstraße eine zeitgemäße Arena wurde. Im August 2016 stieg das Eröffnungsspiel gegen Borussia Mönchengladbach. Der Umbau verschlang 27 Millionen Euro.
Zwischen 2016 und 2018 trug das Stadion den holprigen Namen „community4you ARENA“. Der Nachkriegsrekord von 28.000 Zuschauern ist heute unmöglich. Es passen noch 15.000 Fans ins Stadion, was angesichts der sportlichen Situation mit dem erneuten Regionalliga-Abstieg ausreichend sein dürfte.
ERNST-ABBE-SPORTFELD (Carl Zeiss Jena)
Das alte Flutlicht fiel einer Kaninchen-Attacke zum Opfer. Eine Großfamilie machte es sich vor gut zehn Jahren unter der Nordtribüne gemütlich und unterhöhlte den Bau. Ein Block ist bis heute gesperrt, der Flutlichtmast musste zurückgebaut werden. Seit 2018 steht ein neues Flutlicht, was mit einem Notstromaggregat betrieben wird.
Die Rückseite der Gegengerade ist zudem seit über 25 Jahren nicht verputzt worden. Es ist also Zeit für eine grundlegende Veränderung in Jena. In den kommenden Monaten fällt am Roland-Ducke-Weg der Startschuss für die Abrissarbeiten, 2021 wird mit dem Neubau begonnen. Die reine Fußball-Arena wird etwa 50 Millionen Euro kosten und nach der Fertigstellung 15.000 Fans Platz bieten.
BRUNO-PLACHE-STADION (1. FC Lok Leipzig)
Die großen Europapokalspiele und die Bundesliga-Zeit des VfB Leipzig erlebten die Fans im größeren Zentralstadion. Die Heimat ist allerdings das „Bruno“, wie es im Volksmund nur genannt wird. Von 1992 bis 1995 sperrte der DFB das Stadion aus Sicherheitsgründen, nach der Insolvenz des VfB ist es seit 2004 Heimstätte des 1. FC Lok.
Liebhaber würden es als Stadion mit Charakter bezeichnen, Zyniker als bereit zum Abriss. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte. Die denkmalgeschützte Holztribüne, die weitestgehend im Zustand von 1932 ist, wird gerade saniert. Die Arbeiten sollen an die fünf Jahre dauern und werden insgesamt fast vier Millionen Euro verschlingen.
Das 1997 gebaute Flutlicht wurde gerade erneuert, zudem wurden neue Elektroleitungen verlegt. Noch mehr Auftrieb hätten die Sanierungspläne sicherlich durch einen Aufstieg in die 3. Liga erhalten, doch Lok verlor die Relegation gegen den SC Verl.
STADION AM QUENZ (BSV Stahl Brandenburg)
Die Namensgebung war so eine Sache. Zunächst war das Rund eigentlich namenlos, wurde von den Einwohnern nach der Adresse aber als Stadion der Aktivisten bezeichnet. Später setzte sich dann der Name Stahlstadion durch.
Dort war 1986 der IFK Göteborg im UEFA-Cup zu Gast - und sorgte mit 18.000 Zuschauern für einen Rekord. Seit 1993 heißt die Anlage Stadion am Quenz und wurde mehrfach baulich verändert. 1996 wurde ein neues Flutlicht in Betrieb genommen, aus der Aschebahn wurde ein Tartangeläuf.
Die gut 20 Jahre alte Anzeigetafel war 2008 in so schlechtem Zustand, dass sie durch eine manuelle Tafel ersetzt werden musste. Vor drei Jahren fiel das Markenzeichen. Die Flutlichtmasten wurden abgebaut und verschrottet, da die Standsicherheit nicht mehr gegeben war und hohe Sanierungskosten anstanden. Heute verfügt das Stadion über 15.500 Plätze.
SPORTANLAGE WALDSTRAßE (Eisenhüttenstädter FC Stahl)
Offiziell trägt das Stadion der Hüttenwerker heute den Namen Sportanlage Waldstraße - und so beschaulich sieht es dort auch aus. Aus den einst 10.000 Plätzen sind noch 2600 vorhanden, davon 250 auf der alten Tribüne.
Das ist nach Angaben der Stadt der Stand seit 2007. In der Anlage stehen den Nutzern um den heutigen Sechstligisten FC Eisenhüttenstadt vier Rasen- und ein Hartplatz zur Verfügung.
MDCC-ARENA (1. FC Magdeburg)
Neben Dresden und Rostock findet man in der Magdeburger MDCC-Arena das wohl lauteste Publikum des Ostens. Bis 2005 war es allerdings eine echte Herausforderung, den Geräuschpegel ausschlagen zu lassen.
Denn da spielte der FCM im weitläufigen Ernst-Grube-Stadion, was 2005 abgerissen und durch die heutige Arena für 31 Millionen Euro ersetzt worden war. Die Kapazität liegt bei etwa 30.000 Plätzen und die Arena hieß zwischen 2006 und 2009 bis zur Umbenennung nach einem Sponsor nur Stadion Magdeburg.
In die Schlagzeilen war das Stadion zudem vor etwa fünf Jahren geraten, als in den Tribünen Risse entdeckt worden waren, hervorgerufen durch das Hüpfen der Fans. Mittlerweile sind die Schäden behoben und die Tribünen verstärkt worden.
FRIEDRICH-LUDWIG-JAHN-SPORTPARK (FC Berlin)
Das Ende der früheren Heimat des BFC Dynamo ist nur noch eine Frage der Zeit. Wegen Bau- und Sicherheitsmängeln an Tribünen und Flutlichtanlagen soll das 1951 errichtete (und danach mehrfach modernisierte) Stadion abgerissen werden.
Von 2021 an soll ein neues Stadion an selber Stelle für 22.000 Zuschauer entstehen. Kostenpunkt: 120 Millionen Euro. Seit 2014 spielt der BFC Dynamo wieder in seinem Stadion, auch Regionalliga-Konkurrent VSG Altglienicke ist hier seit drei Jahren beheimatet.
Auch von anderen Clubs wurde der Jahn-Sportpark immer mal wieder phasenweise als Heim-Stadion genutzt. Im Mai 2015 fand hier das Finale der Champions League im Frauenfußball zwischen dem 1. FFC Frankfurt und Paris Saint-Germain statt.
ALFRED-KUNZE-SPORTPARK (FC Sachsen Leipzig)
Das genaue Datum weiß leider niemand. Doch irgendwann im Sommer 1920 wurde der heutige Alfred-Kunze-Sportpark am Leutzscher Holz eröffnet. Und so feiert man bei der BSG Chemie Leipzig eben den ganzen Sommer über den 100. Geburtstag.
Prunkstück ist die alte Holztribüne, die einst an der Ruderstrecke ab- und in Leutzsch wieder aufgebaut worden war. Was übrigens nur möglich war, weil Walter Rose - Großvater des heutigen Gladbach-Trainers Marco Rose - fehlende Balken durch Kontakte zum Sägewerk besorgte.
Bis 1992 trug das Stadion den Namen Georg-Schwarz-Sportpark, wurde dann nach dem Meistertrainer Kunze benannt. Aus Sicherheitsgründen dürfen derzeit nur 4999 Zuschauer ins Stadion. Zudem muss ein Flutlicht errichtet werden, um den Anforderungen der Regionalliga nachzukommen. Bis 2024 sollen Sozialgebäude und Toilettenanlagen erneuert werden.
STADION DER FREUNDSCHAFT (Energie Cottbus)
Als „atmosphärisches Schmuckstück mit englischem Flair“ bezeichnet Energie Cottbus heute sein Stadion. Zur Entwicklung des Stadions trug selbstredend der sportliche Erfolg von Energie mit über 15 Jahren in einer der beiden Bundesligen bei.
Bei maximaler Auslastung passen 22.528 Fans in das Stadion, alle Tribünen haben ihr Gesicht in den vergangenen 30 Jahren verändert. Im Juli 2011 kaufte der Club das Stadion für gut zwei Millionen Euro von der Stadt.
STADION DER FREUNDSCHAFT (FC Victoria Frankfurt/Oder)
Das knallrote Funktionsgebäude samt Haupttribüne ist heute der Stolz des Stadions der Freundschaft. Im September 2014 wurde die für 2,6 Millionen Euro zu einem Sport- und Freizeitpark sanierte Anlage mit einem Spiel zwischen dem 1. FC Frankfurt und Stahl Eisenhüttenstadt vor 1000 Fans eröffnet. Insgesamt hat das Stadion ein Fassungsvermögen von 12 000 Zuschauern. (dpa)